11. Brief

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Den restlichen Abend hatten sie noch lange mit reden verbracht, irgendwann erloschen die Lichter und der Mondschein fiel durch das Fenster. Doch die Tatsache dass sie sich kaum noch sahen, machte ihre Gespräche nur noch intensiver. Neith erzählte ihm von ihren Eltern, wie sie sich scheiden ließen und wie sie sich von ihrem Bruder trennen musste.

"Bis letzte Woche lebten er und ich noch bei meiner Mutter in Frankreich, Paris genauer gesagt. Nun hat mein Vater das Sorgerecht für mich gewonnen und ich musste nach Bristol umziehen. Es war verdammt schwer Kai allein zu lassen und ich war so froh dass ich gleich Hogwarts besuchen konnte. Sie müssen wissen, mein Vater leidet unter extremen Paranoia, ständig hat er Angst dass ihn alle verlassen, deshalb versaut er anderen das Leben.", beide saßen auf einem Tisch, starren aus dem Fenster, dem Mond entgegen.

Ein Instinkt in ihr verlangte sofort nach draußen zu gehen, doch hier, in diesem Moment, bei Snape zu sitzen, ließ diese Gedanken verstummen. Es war als würde sie mit einem guten Freund da sitzen und über alte Zeiten reden.

"War er denn schon im St. Mungo's? Dort gibt es gute Therapeuten.". "Nein, dazu muss er erstmal einsehen dass er Hilfe braucht. Doch er findet seinen Frieden wohl im Alkohol.", Neith schnaubte, "Er ist ein echter Arsch.". Die Slytherin ließ sich zurück sinken und lag nun auf dem Tisch. Sie unterdrückte ein Gähnen und schloss die Augen. "Wer hat er schon leicht im Leben? Außer diese reichen Schnößel scheint wohl jeder seine Macken zu besitzen.", murmelte der schwarzhaarige.

"Das glaube ich nicht. Die Reichen scheinen vielleicht perfekt, doch die meisten schlucken alles runter. Die Eltern haben kaum Zeit durch Geld und Arbeit, die Kinder fühlen sich ungeliebt und verlassen, jeder, wirklich jeder hat seine Macken. Doch das ist gut so, sonst wäre es ja langweilig, wäre jeder perfekt. Doch diese Probleme machen uns zu denen dir wir sind. Sie geben uns Persönlichkeit und Stärke, dass sollte man zu schätzen wissen anstatt sich über jede Kleinigkeit zu beschweren.", Neith wurde gegen Ende immer leiser und driftete immer weiter in den Schlaf hinab.

Auf der Schwelle von Wach und Schlaf spührte sie noch weit entfernt ein Paar sanfte Lippen welches zögernd ihre berühte, sie lächelte im Halbschlaf und fühlte noch wie ihr warm wurde, wie ihr Herz einen Hüpfer machte, dann war sie eingeschlafen.

Am nächsten Morgen fand sie sich seltsamerweise in ihrem Bett wieder, fast hätte sie die letzte Nacht vergessen, doch da fiel es ihr wieder ein. Die Gespräche, Snape, der Kuss. Wobei sie sicher war sich das letztere eingebildet zu haben, doch er musste sie zumindest ins Bett getragen haben.

Verschlafen packte sie ihre Uniform zusammen und verschwand im Bad in welchem sie ausgiebig duschte. Fertig angezogen und ihre Haare abtrocknend betrat sie gerade den Schlafsaal, da bemerkte sie auch schon den weiß-blauen Haarschopf. Dieser drehte sich zu ihr um, "Du warst duschen? Da bereue ich es glatt nicht mitgekommen zu sein.". Da war es, sein typisches schiefes Grinsen. "Jeffrey, wie bist du-", "Na, na, na. Mach die Augen zu, ich hab eine Überraschung für dich.", grinsend sprang er von ihrem Bett auf und kam auf sie zu. Neith war gerade gar nicht nach Überraschungen zumute, lieber würde sie sich einfach inter ihrer Bettdecke verkriechen.

Nach dem gestrigen Gespräch mit Snape, war sie hin und her gerissen. Es war keine gute Idee Jeffrey weiter etwas vor zu spielen, sie liebte ihn nicht, darauf sollte keine Beziehung aufbauen. Ihr erster Fehler war die Augen zu schließen, als sie dann in einen innigen Kuss gezogen wurde, war ihr ganz mulmig zumute. Doch sie erwiederte, ihr zweiter Fehler.

Der Kuss fiel ihrer Seits ziemlich halb herzig aus. "Jeff, ich weiß nicht ob das-..", doch sie kam nicht weiter, er ignorierte sie komplett und fuhr einfach mit seiner vorherigen Beschäftigung fort.

So ging das eine ganze Woche lang. Immer wenn sie versuchte das Thema anzusprechen, kam etwas dazwischen. Manchmal brachte sie es auch gar nicht über das Herz mit ihm Schluss zu machen. Er war immer noch ein guter Freund. Es fühlte sich so falsch an ihn zu küssen. Mit Snape wechselte sie nur ein paar Worte im Unterricht, das nötigste eben.

Neith fühlte sich hin und her gerissen. Sollte sie auf Snape hören und nach etwas besserem Ausschau halten oder sollte sie Jeffrey, ihrem besten Freund, eine Freude machen und ihre Gefühle einfach verdrängen? Lange dachte sie nach, verbrachte viele schlaflose Nächte in der Bibliothek oder dem verlassenen Klassenzimmer. Zeus streunerte viel in Hogwarts rum und kam nur noch zum Essen in den Schlafsaal, einzig und allein Frank war da zum reden. Die anderen Mädchen ihres Jahrgangs hassten sie, ohne Grund. Die Slytherin vermutete es lag an der Eifersucht, nicht jeder hatte das Glück mit dem Schulschwarm am ersten Tag zusammen zukommen.

An einem Abend fühlte sie sich so einsam, dass sie in die Eulerei ging und einen Brief an ihren Bruder schickte.

Hi, na?
Ich bin's endlich mal. Kai, du glaubst nicht wie einsam ich mich hier ohne euch fühle, Frank ist grade irgendwie mein einzigster Freund hier. Es ist wirklich viel passiert. Ich habe mich gut eingelebt hier, Hogwarts ist so viel größer und schöner als Baux Butons. Ich verstehe mich gut mit den Lehrern, derzeit macht mir am meisten Pflege magischer Geschöpfe Spaß, es ist faszinierend welche Wesen es hier in Groß Britanien gibt. Ich bin jetzt unter Umständen mit einem Freund namens Jeffrey Donovan zusammen, Snape, mein Zaubertrank Lehrer meinte das sein keine gute Idee, er wäre ein arrogantes Reinblut und ich würde nicht glücklich werden. Das stimmt teilweise auch. Ich liebe ihn nicht, kein Stück, aber es macht ihn so zufrieden. Hast du vielleicht einen Rat für mich? Ansonsten läuft alles ganz okey, ich bin die Klassenbeste, immer hin etwas. Wie geht es dir und Mom in Frankreich? Ich hoffe doch gut.
Ich hoffe du antwortest mir bald.
Dein Schwesterherz, Neith.

Widerwillig gab sie den Umschlag einer der Schuleulen. Sie streichelte das Tier noch kurz, bevor es mit einem Eulenkeks im Schnabel wegflog.

Under the Sea ~ Severus Snape FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt