Ich werde dich schrecklich vermissen, Rachel!, leuchtete die Nachricht meiner besten Freundin auf dem Display meines Handys auf.
Ich dich auch!, tippte ich ein und schickte es ab. Dann legte ich mein Handy in meinen Schoß und schaute aus dem Fenster. Häuser, Bäume, Felder und andere Autos zogen an uns vorbei. Mein Blick wanderte zu Amber, die traurig aus dem Fenster auf ihrer Seite sah. Mein Handy leuchtete erneut auf und Amber seufzte. Sie musste in der Scheibe gesehen haben, dass ich eine Nachricht bekommen hatte und um zu wissen, dass es meine Freunde waren, die mir schrieben, musste sie nicht mal wirklich nachdenken. Mir wurde klar, dass ich es so viel besser hatte als sie. Ich konnte meine Freunde jederzeit erreichen, wenn ich sie brauchte. Amber hatte kein Handy, um ihren Freunden zu schreiben. Klar, mit zehn Jahren brauchte man noch kein Handy, ich hatte meins auch erst mit 15 bekommen, aber heutzutage besaß gefühlt jedes fünfjährige Kind ein Handy und in dem Fall wäre es vielleicht eine gute Idee gewesen, ihr eins zu geben. Doch da auch ihre Freunde noch kein Handy besaßen, wäre das wahrscheinlich eher weniger sinnvoll.
Als Amber meinen Blick bemerkte, drehte sie sich um und guckte mich an. »Willst du nicht wissen, was in der Nachricht steht?« Kurz sah ich nach unten in meinen Schoß auf mein Handy, ohne es anzuschalten und die Nachricht zu lesen, und Amber wollte sich schon wieder zum Fenster drehen. »Amber?« Ihr Blick traf meinen, als sie mich erneut ansah. »Wenn du.. wenn du deine Freunde mal anrufen willst, kannst du ruhig mein Handy benutzen!« Ungläubig prüfte sie meinen Gesichtsausdruck, wahrscheinlich um zu sehen, ob ich mir einem Scherz erlaubte. Doch als sie erkannte, dass ich es ernst zu meinen schien, fragte sie vorsichtig: »Ehrlich?« Ich nickte. »Wir fahren zwar nur noch eine halbe Stunde, aber wenn du sie nochmal anrufen willst...« Unbeendet ließ ich meinen Satz in der Luft hängen und hielt meiner Schwester mein Handy entgegen. Dankbar nahm sie es an. Obwohl sie kein eigenes Handy besaß, wusste sie sofort, wo sie die Nummer ihrer besten Freundin eintippen musste. Als sie sich das Handy ans Ohr hielt, drehte ich mich weg, schloss meine Augen und schaltete einfach ab.
»Rachel!?«, brüllte mir jemand ins Ohr und ich schreckte auf. Dabei stieß ich mit dem Kopf gegen einen anderen. »Au!«, schrie die Person und ich erkannte meine Schwester. Mit vor Schmerz verzerrten Gesichtern hielten wir uns unsere Stirn. Verdammt, es passierte nur Scheiße!
»Ist sie wach? Oh, was habt ihr denn gemacht?«, ertönte Mums Stimme und dann stand sie auch schon vor uns.
»Rachel hat mir eine Kopfnuss verpasst!«, klagte Amber, rieb sich - für ein bisschen mehr Drama natürlich - noch einmal über die Stirn und schenkte mir einen vorwurfsvollen Blick.
»Wie oft hab ich dir gesagt, du sollst mir nicht in die Ohren brüllen, wenn ich schlafe? Da bist du selbst dran schuld!«, versuchte ich mich zu rechtfertigen, doch Amber entgegnete bloß: »Noch nie hast du das gesagt!«
»Lüg nicht!«, gab ich zurück und sie behauptete, sie würde nicht lügen. »Hört doch auf zu streiten!«, bat Mum und Amber streckte mir die Zunge raus. Wie konnte ein Mensch auf der einen Seite so erwachsen und schlau und auf der anderen Seite so nervig und kindisch sein, wie Amber? Langsam fragte ich mich, ob sie nicht mal zu einem Arzt gehen sollte. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich nochmal von meiner Mutter gerufen, die mit Amber schon auf der Terrasse vor dem Haus stand und auf mich wartete.
Erst jetzt betrachtete ich das Gebäude und den Garten richtig. Eine riesengroße, weite Wiese erstreckte sich um das Anwesen, getrennt durch einen Steinweg, der vom großen Eingangstor zur Veranda führte. Das Haus sah alt aus und war bedrohlich groß. Es war einfach inmitten der großen Wiese platziert. Wenn ich es mir so anschaute, mit den schönen Fenstern und der Terrasse davor, schien es doch als könnte man sich leicht daran gewöhnen.
Hinter dem Haus erstreckte sich ein großer Wald. Dunkel und bedrohlich standen die Tannen dicht aneinander und warfen schwarze Schatten auf die Wiese, die vor ihnen lag. Mir gefiel der Wald sofort und ich malte mir aus, wie ich durch ihn schlenderte, ihn erkundete, den Geruch von nassen Nadeln auf dem typischen Waldboden durch die Nase einsog und den Vögeln zuhörte, die ihre wunderschönen Melodien zwitscherten. Während ich noch immer in Gedanken und meiner Fantasie schwelgte, setzte ich mich in Bewegung und lief zur Veranda, um Mum und Amber nicht so lange warten zu lassen.
»Wofür brauchen wir zu dritt so ein großes Haus?«, fragte Amber und Mum lächelte sie an. »Unser altes Haus war ja nicht einmal halb so groß!«
»Nun ja. Es ist so, dass...« Wie auf Kommando erschien plötzlich ein Mann hinter Mum und legte ihr den Arm um die Schultern. Amber und ich sahen ihn ungläubig an, bevor unser Blick zu Mum schweifte. Sie ließ sich das einfach gefallen, dass irgendein Fremder ihr den Arm um die Schultern legte? Welches Spiel wurde hier bitteschön gespielt? Ich sah Amber an, die gerade ihren Kopf in meine Richtung drehte. Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben und ich war mir sicher, dass ich im Moment genauso aussah.
»Hey, ich bin James. Ihr müsst Rachel und Amber sein, richtig? Eure Mutter hat mir schon so viel von euch erzählt! Tolle Kinder hast du da, Emily, das sag ich dir!«, unterbrach der Mann die Stille. Mum hatte viel von uns erzählt? Das gleiche konnten wir von ihm nicht sagen. Ich hatte noch nie etwas von meiner Mutter über irgendeinen James gehört!
»Mum, was...?«, begann ich meinen Satz doch brach mittendrin ab. Plötzlich war mir klar, warum wir hergezogen waren. Das musste Mums neuer Freund oder sowas sein! Wütend drehte ich mich auf dem Absatz um, wütend weil Mum nichts gesagt hatte, wütend, weil sie uns hier bloßstellte, indem sie uns dastehen ließ wie dumme Kinder, anstatt uns aufzuklären, wütend über diese böse Überraschung! Und vor allem wütend darauf, dass Mum jetzt einfach Dad ersetzte!
»Rachel, bitte bleib hier!«, rief Mum mir hinterher, als ich zielstrebig auf das Tor zulief. Ich dachte nicht mal dran, mir jetzt die Blöße zu geben und zurückzugehen. »Du kennst dich doch hier gar nicht aus, wo willst du hin?«
Ich ignorierte Mum und lief schon ein paar Sekunden später schnellen Schrittes durch das Tor auf die Straße und dort einfach irgendeinen Weg lang, in irgendeine Richtung. Egal wohin, Hauptsache weit weg von diesem gottverdammten Grundstück!
Hey :) Das ist Kapitel 3 von "Shit happens!" und joa. Wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt? Lasst gerne Feedback da. Wenn sie euch gefällt, dann hoffe ich, dass ihr weiter dran bleibt beim Lesen und wünsche euch weiterhin viel Spaß. Wenn sie euch (noch) nicht ganz so angesprochen hat, dann lasst mir gerne Verbesserungsvorschläge da. Ich hoffe, ihr findet noch Gefallen daran und auch euch wünsch ich viel Spaß beim Lesen.
Eure Isabelle.<3
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Shit happens!
Teen Fiction»Es gab genau zwei Momente in meinem Leben, die mich zu dem machten, was ich jetzt bin: Der Moment, als du mein Leben betratest und der, als ich dich das erste Mal gesehen habe, wie du wirklich bist. Der Moment, in dem du einen Platz in meinem Herze...