Der Typ überlegte kurz, das sah ich ihm an, doch dann schien er sich zu erinnern und amüsierte sich über meinen erschrockenen Gesichtsausdruck.
»Was gibt's? Willst du dieses Mal Bescheid sagen, bevor du wieder in mich reinläufst?«, fragte er und lächelte boshaft, dennoch aber freundlich. Trotz dass ich diesmal nicht auf dem Boden lag, musste ich zu ihm nach oben gucken. Er war in etwa einen 3/4 Kopf größer als ich. Seine karamellfarbenen Augen sahen mich abwartend an und ich erinnerte mich an den Grund, weswegen ich ihn überhaupt angetippt hatte.
»Ähm, ich... wir dachten, da ihr hier bloß rumsteht und nicht so hektisch umher rennt wie die anderen, hättet ihr eventuell Zeit, uns die Räume zu zeigen, in die wir müssen?«, fragte ich viel mehr, als ich es sagte und kam mir selbst schon ziemlich dämlich dabei vor.
Der Junge überlegte kurz, dann fragte er nach den Raumnummern.
»201 und 305«, antwortete ich schnell und er zog eine Augenbraue hoch.
»Naja, also meine Kumpels hier müssen in den Raum neben der 305, also könnten sie denjenigen mitnehmen, der da hin muss. Ich muss ebenfalls in die 201. Wer von euch beiden muss dann mit mir mit?«, fragte er und sah Amber an, fast so, als hoffte er, dass sie diejenige war, was aber eigentlich ausgeschlossen war, da sie viele Klassen unter ihnen liegen musste.
»Ich!«, murmelte ich und verdrehte die Augen. Na super, jetzt hatte ich nicht nur die erste Stunde Erdkunde, sondern auch noch die erste Stunde mit diesem Typen. Prima!
»Na dann!«, sagte der Typ kurz angebunden und ging vorne weg. Ich folgte ihm, nachdem ich Amber viel Spaß gewünscht und noch einmal gesagt hatte, dass die Jungs ihr schon nichts taten.
»Du hast deiner Schwester gerade nicht ernsthaft viel Spaß gewünscht, oder?«, spottete der Junge und sah zu mir herüber.
»Scheint so, als hätte ich das getan!«, antwortete ich etwas zu schnippisch, doch war mir das auch egal. Wenn er meinte, mich erst vor seinen Freunden und meiner Schwester dumm machen und danach meine Aussagen kritisieren zu müssen, dann war er bei mir definitiv an der falschen Adresse!
»Wow, bleib mal locker! Wie heißt du eigentlich?«, stellte er die nächste Frage, doch ich hatte im Moment keine Lust auf Smalltalk mit ihm und somit lief ich etwas schneller den Gang entlang.
»Hey, warte doch mal!«, rief er mir hinterher, aber ich lief einfach weiter. Plötzlich hielt mich jemand am Arm fest und da ich mir sicher war, dass sich außer uns niemand im Gang befand, war mir auch klar, wer mich da festhielt.
»Ey!«, sagte ich und riss meinen Arm los, aber er griff sofort erneut danach. Wo waren wir denn hier, im Kindergarten? Da beugte er sich runter zu meinem Ohr und ich wurde augenblicklich ruhiger.
»Du läufst in die falsche Richtung, Schätzchen! Wir müssen hier links abbiegen!«, flüsterte er in mein Ohr und beugte sich dann wieder auf. Eine leichte Gänsehaut durchzog meinen Körper, doch er merkte es nicht. Hoffte ich!
Kommentarlos lief ich an ihm vorbei, wie besagt, nach links und erreichte kurz darauf den Raum. Ich klopfte an und spürte mein Herz nun doch etwas rasen. Es war eine komplett neue Klasse und ich würde mich jetzt vorstellen müssen.
»Aufgeregt?«, fragte der Typ sichtlich amüsiert über mein doch etwas zaghafteres Klopfen. Ich warf ihm bloß einen kalten Blick zu und wartete auf das »Herein!«, welches in diesem Moment vom Lehrer gerufen wurde. Langsam und etwas unsicher öffnete ich die Tür, doch als ich den Raum betrat, und alle mich anstarrten, nahm ich eine gerade Körperhaltung ein, um ein bisschen größer zu erscheinen und trat nach vorne zum Lehrer. Währenddessen setzte sich der Kotzbrocken auf einen Platz.
»Ruhe bitte!«, rief der Lehrer und klatschte in die Hände. Solche Lehrer schien es irgendwie an jeder Schule zu geben.
»Stell dich bitte vor!«, sagte er, als die Klasse sich allmählich beruhigt hatte, an mich gewandt. Oh, wie ich es hasste, vor Leuten zu sprechen, die mich anstarrten, doch im Endeffekt war's mir auch egal.
»Mein Name ist Rachel Baker, ich bin 17 und komme ursprünglich aus London. Fertig!«, stellte ich mich vor und einige begannen zu tuscheln.
»Wieso bist du hierhergezogen?«, fragte ein Mädchen. »London ist doch viel schöner!«
»Tja, erzähl das mal meiner Mutter..«, sagte ich und einige lachten. Ich sah zwar keinen direkten Grund, warum sie lachten, machte mir aber auch nichts draus.
»Na schön, dann setz dich doch bitte neben... ja, genau, neben Ethan! Da ist noch ein Platz frei!«, bat der Lehrer, während er seinen Blick durch die Klasse schweifen ließ. Haha, sehr schön! Ich wusste natürlich auch, wer Ethan war, bei 30 verschiedenen Menschen, von denen mehr als die Hälfte Jungs waren und von denen davon nochmal fünf einzeln saßen. Wieso konnte ich nicht neben ein Mädchen?
»Äh...«, machte ich und zeigte dem Lehrer damit, dass ich keine Ahnung hatte, wohin ich mich jetzt setzen sollte.
»Ach so, ich dachte, da ihr schon zusammen hergekommen seid, kennt ihr euch bereits?!«, wunderte sich der Lehrer und mir war sofort klar, wer Ethan war. Der Ich-mach-mich-über-andere-lustig-Ethan. Kotzbrocken-Ethan! Na super! Ein Blick zu ihm zeigte mir, dass er sich mit verschränkten Armen und einem mehr als spöttischen, amüsierten Grinsen auf den Lippen auf seinem Stuhl zurücklehnte und jede meiner Bewegungen genauestens beobachtete.
Ich dachte vorhin, der Tag konnte nicht schlimmer werden, jetzt wusste ich, dass alles möglich war. Warum tat das Schicksal mir sowas an? Ich hoffte nur, dass Ethan mich während des Unterrichts einfach in Ruhe lassen würde.
Hab's noch geschafft, einen weiteren Teil zu schreiben. Ist die Geschichte noch verständlich so weit?:)
Danke für das Stimmen für die Story (anni_sophie2701 ist ja sehr aktiv dabei, danke!), Feedback und so weiter sind erwünscht;)Eure Isabelle.<3
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Shit happens!
Teen Fiction»Es gab genau zwei Momente in meinem Leben, die mich zu dem machten, was ich jetzt bin: Der Moment, als du mein Leben betratest und der, als ich dich das erste Mal gesehen habe, wie du wirklich bist. Der Moment, in dem du einen Platz in meinem Herze...