»Und, wie war dein Tag?«, fragte ich Amber, während wir gemeinsam den Schulhof verließen. Glücklicherweise hatten wir heute zusammen Schluss und konnten so gemeinsam nach Hause gehen. Nach Hause. Es klang irgendwie fremd, nach Hause zu sagen, aber ein anderes Gebäude zu meinen. Ich fragte mich, ob dieses Gefühl wohl jemals verschwinden würde.
»Super! Ich habe gleich in der ersten Stunde eine neue Freundin gefunden!«, begann sie freudestrahlend zu erzählen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, da es mich so sehr freute, dass sie schnell Anschluss gefunden hatte.
»Na siehst du? Da war die ganze Aufregung die letzten Tage umsonst«, sagte ich.
»Hm, stimmt schon. Die Jungen, die mich zum ersten Raum geführt haben, waren auch richtig witzig. Und sie haben mir auch die anderen Räume gezeigt, in die ich gehen musste«, grinste Amber. Na immerhin hatte sie wenigstens Glück mit den Leuten, die ihr die Räume gezeigt hatten. Das konnte ich nicht behaupten. Wenn ich an Mrs Coopers Predigt dachte, die sie Phineas und mir aufgrund der Verspätung gehalten hatte, stellten sich mir immer noch die Nackenhaare auf. Da hatte es uns auch nicht geholfen zu sagen, dass ich neu war und den Raum nicht gefunden hatte. Beinahe hätten wir nachsitzen müssen, da wir ihren Unterricht gestört hatten. Ich fragte mich, ob es uns besser ergangen wäre, wenn wir heute gar nicht mehr zu ihrem Unterricht erschienen wären.
»Wie war dein Tag?«, unterbrach Amber meinen Gedankengang.
»Nicht der Rede wert. Der Typ, der mich zu meinem Raum gebracht hat, hat mich nach der ersten Stunde einfach im Flur stehen gelassen und ich hatte keine Ahnung, wo ich nach meinem Raum suchen sollte. Zum Glück hab ich dann jemanden getroffen, der mir den Raum zeigen konnte. Danach konnten wir uns ne viertelstündige Rede anhören, wie schlimm es sei, Mrs Coopers Geschichtsunterricht zu stören und was uns nur einfiele, so spät zu erscheinen. Der Rest des Tages verlief eher langweilig«, erzählte ich die Kurzfassung meiner Erlebnisse.
»Oh ja, Madeline hat mir schon erzählt, dass Mrs Cooper sehr überzeugt von ihrem Unterricht sei und sich benimmt, als gäbe es nichts wichtigeres auf der Welt. Ich musste heute zum Glück noch keine Bekanntschaft mit ihr schließen«, kicherte Amber@ schadenfroh.
»Madeline?«, fragte ich nach.
»Meine neue Freundin«, erklärte Amber kurz mit einem großen Lächeln im Gesicht. Sie sah so glücklich aus, dass ich einfach nicht anders konnte, als mitzugrinsen.
Doch da erstreckte sich das große, bedrohlich wirkende Haus mit dem dunklen Wald dahinter vor uns und das Lächeln kippte mir aus dem Gesicht. Unter anderen Umständen hätte ich mich jetzt sicher gefreut, dort hineinzuspazieren und mich wie zu Hause zu fühlen. Doch mit James war dieses Haus einfach nur die Hölle. So würde ich es ab jetzt einfach taufen. Mein neues Zuhause war die Hölle.
»Ich will da nicht rein, Rachel«, flüsterte Amber plötzlich und griff nach meiner Hand.
»Glaub mir, ich auch nicht. Was meinst du, wird Mum uns fragen, wie es in der Schule war?«
»Keine Ahnung«, antwortete Amber und ich sah zu ihr herunter. Ihre mondscheinblonden Haare wehten ihr leicht um das besorgte Gesicht und waren so anders als meine. Ihre waren leicht gewellt, meine dagegen glatt. Sie war blond, ich hingegen brünett. Meine Haare gingen mir bis knapp über den Po, ihre bis knapp darunter. Wenn man so darüber nachdachte, sah Amber beinahe aus wie ein Engel.
Langsam liefen wir durch das große Eingangstor und standen nach ein paar weiteren Schritten vor der Haustür. Einen Schlüssel besaßen wir beide noch nicht, weswegen uns nichts anderes übrig blieb, als zu klingeln. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet — und James stand davor. Er schenkte Amber ein Lächeln, würdigte mich jedoch nicht eines Blickes. Vorsichtig schoben wir uns an ihm vorbei. Da kam auch schon Mum auf uns zugestürmt und nahm uns in die Arme.
»Na, ihr? Wie war euer erster Schultag?«
Amber begann sofort zu erzählen, während ich mich in mein Zimmer verkrümelte. Ich hatte im Moment nicht sonderlich viel Lust, irgendetwas zu erzählen. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, schmiss ich meine Tasche in eine Ecke und ließ ich mich auf mein Bett fallen. Dort blieb ich ungefähr fünf Minuten einfach liegen und starrte an die Decke, dann erhob ich mich, um nachzusehen, was ich an Hausaufgaben aufbekommen hatte. In meinem Heft konnte ich nur einen Eintrag sehen — eine Strafaufgabe von Mrs Cooper, die Phineas und ich aufbekommen hatten. Mein Gott, diese Frau war schlimmer als alle Lehrer, die ich je in meinem Leben gehabt hatte.
Ich schnappte mir mein Handy und schrieb meine beste Freundin an. Während ich auf eine Antwort wartete, begann ich, die Geschichtshausaufgabe zu machen. Ich war fast fertig, als es an der Haustür klingelte. Sicher nur ein Postbote, dachte ich mir. Doch kurz darauf klopfte es an meiner Tür. Verwundert stand ich auf, um sie zu öffnen. Ich rechnete mit meiner Mum, Amber, oder James, doch vor der Tür stand Phineas. Erstaunt sah ich ihn an.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich, ließ ihn dann aber endlich in mein Zimmer. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich dann erstaunt um. Da wir gestern erst eingezogen waren, herrschte in meinem Zimmer eine extreme Unordnung und ich spürte wie das Blut in mein Gesicht schoss. Schnell drehte ich mich weg, doch Phineas hatte es bereits bemerkt. Ich wusste nicht, was mit mir überhaupt los war. Normalerweise wurde ich fast nie rot und normalerweise schämte ich mich auch für fast nichts, da mir die Meinung anderer ziemlich egal war — doch bei Phineas war das anders.
Dieser kam auf mich zu und drehte mich wieder zu sich. Natürlich war das Rot nicht so schnell wieder verschwunden und so sah er es noch einmal. »Wieso versteckst du das? Jeder wird mal rot, das ist noch lange kein Grund, sich zu schämen. Mal davon abgesehen, dass es bei dir mega süß aussieht«, lächelte Phineas mich aufmunternd an.
»Ich...äh...«, stammelte ich los, ohne wirklich zu wissen, was ich sagen wollte.
»Was machst du eigentlich hier?«, fragte ich erneut, nicht zuletzt um von mir abzulenken.
»Tja, ich wollte mal die neuen Nachbarn begrüßen«, gab Phineas achselzuckend seine Antwort, während er unaufgefordert auf meinem Bett Platz nahm.
»Du wolltest was?« Erstaunt starrte ich ihn an. Sein Gesicht wies keinerlei Belustigung oder sonstiges auf, was mir zeigen konnte, dass er mich anlog. Es musste also wahr sein. Das war ja wie in so einem Kitsch-Film, dass gerade er mein Nachbar war. Andererseits konnte es sicher auch Vorteile haben. Wenn ich zum Beispiel eine Frage zur Schule hatte, oder einfach mal rausmusste, konnte ich vielleicht zu ihm...
»Ist das so schlimm für dich?« Er machte ein neutrales Gesicht, doch trotzdem konnte ich in seinen Augen ein wenig Verletztheit sehen.
»Nein, überhaupt nicht! Es hat mich bloß gewundert, mit sowas habe ich nämlich nicht gerechnet«, erklärte ich schnell und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl, der glücklicherweise schon hier stand. Phineas' Antwort war bloß ein Nicken, welches in langem Schweigen unterging.Hey. Ja, sorry, dass ich mich erst jetzt wieder melde, ich habe in letzter Zeit so viele Arbeiten schreiben müssen und hatte total viel zu lernen. Und bis heute hatten wir noch viele Vorbereitungen zu treffen, weil ja heute Heiligabend ist :D
Apropos, ich wünsche euch allen frohe Weihnachten, lasst euch ordentlich beschenken! Und wenn ich mich nicht nochmal melden sollte vor 2019, dann wünsche ich euch auch einen guten Rutsch ins neue Jahr. :)
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Shit happens!
Teen Fiction»Es gab genau zwei Momente in meinem Leben, die mich zu dem machten, was ich jetzt bin: Der Moment, als du mein Leben betratest und der, als ich dich das erste Mal gesehen habe, wie du wirklich bist. Der Moment, in dem du einen Platz in meinem Herze...