Gute Freunde

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»Wie war es in der Schule?«, fragte Mum und lächelte mich an, nachdem sie mir die Haustür aufgemacht hatte. Amber hatte bereits eine Stunde früher Schluss gehabt und war schon zu Hause. 

»Ziemlich anstrengend. Ich hatte die letzten beiden Stunden mit Mrs Cooper. Sehr unschön, glaub mir.«

»Oh ja, deine Schwester sprach heute auch von einer Mrs Cooper. Sie scheint wohl keine so gute Lehrerin zu sein?«, fragte Mum und ich schüttelte bloß den kopf.

»Sie nimmt alles viel zu ernst und denkt, ihr Unterricht wär das wichtigste auf der Welt. Und das macht sie nicht nur im Geschichts-, sondern wie ich heute feststellen durfte auch im Ethikunterricht. Das ist so krank.« Beim Gedanken an ihre Stimme stellten sich meine Haare schon auf. Schrecklich, die Frau. Andererseits macht sie auch nur ihren Job. 

»Ihr werdet es schon überleben. Das war erst euer zweiter Schultag. Vielleicht legt sich das alles. Und es gibt doch sicher auch nette Lehrer, nicht?«

Ich dachte an Mr Miller und Mrs Calinca und nickte. »Ja, zum Glück gibt es die auch.«

Mum strich mir über den Arm. »Wie sieht's mit Jungs aus? Schon jemand interessantes gefunden?«

»Nein, Mum. Bisher hab ich nur mit zweien direkt gesprochen. Einer von ihnen ist ein totales Arschloch und der andere ist unser Nachbar.«

»Oh, na das ist ja praktisch. Dann müsst ihr ja nie weit laufen, um euch zu besuchen.«

»Mum!«, ermahnte ich sie. »Das ist Quatsch. Über sowas mach ich mir doch jetzt noch keine Gedanken.« Ich schulterte meine Tasche und lief die Treppe hoch. Dort legte ich sie wieder ab und packte die Bücher und Hefte aus, um die für den morgigen Tag einzupacken. 

Da vibrierte mein Handy. Neugierig sah ich darauf und konnte Phineas' Namen erkennen. 

Hast du Zeit und Lust, mit rauszukommen? 

Ich überlegte kurz, dann antwortete ich:

Ja, klar. Wohin soll ich kommen?

Erstmal vor deine Tür. Stehe schon draußen. ;)

kam seine Antwort. Ich schnappte mir meine Strickjacke und ging die Treppe herunter. 

»Mum, ich geh nochmal raus!«, rief ich und wollte zur Haustür, wurde aber am Arm festgehalten.

»Wo willst du denn hin?« James hielt mich fest. Ich zog meinen Arm aus seiner Hand.

»Das geht dich doch nichts an!«, keifte ich.

»Ich bin dein Stiefvater, also geht es mich sehr wohl etwas an. Also, Fräulein, wohin willst du?« Er sah mich böse an.

»Weg.« Ich versuchte erneut, zur Tür herauszugehen, doch da hörte ich Mum.

»Benimm dich bitte James gegenüber, Rachel!«

Ich seufzte und ging raus. Dann knallte ich die Tür wütend hinter mir zu. Die konnten mich mal. Wenn Mum wüsste, wie James sich mir gegenüber verhielt, würde sie mich garantiert verstehen. Aber sie wusste es nicht und ich durfte es ihr auch nicht sagen. Ich konnte mir ganz gut vorstellen, zu was James in der Lage war, wenn ich Mum sein Geheimnis verriet.

»Was ist denn mit dir los? Gab's Ärger?«, fragte Phineas, als ich ihn endlich erreicht hatte.

»Frag nicht. Mein neuer Stiefvater bläst sich bloß etwas auf und denkt, er könnte sich alles erlauben.« Abschätzig verdrehte ich die Augen. Dann besserte sich meine Stimmung schlagartig.

»Was hättest du eigentlich gemacht, wenn ich jetzt keine Zeit oder Lust gehabt hätte?«, fragte ich neugierig.

»Tja, dann wär ich wahrscheinlich wieder heimgegangen. Aber irgendwie wusste ich, dass du Zeit und Lust hast.« Phineas lächelte mich schelmisch an. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 22, 2019 ⏰

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