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Tessa

Nachdem ich also die Bücherei ein bisschen aufgeräumt hatte, ging ich zum Computer, um ihn herunterzufahren. Ich packte gerade die Maus mit der Hand, als die Tür aufging.

Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich nicht schneller gearbeitet hatte. Wenn das jetzt Herr Mori ist, komm ich heute wahrscheinlich nicht mehr nach Haue, so viel wie der redet.

Ich versuchte mir fieberhaft eine Ausrede einfallen zu lassen, die mich so schnell wie möglich hier raus bringt, als ich eine tiefe Stimme höre, die garantiert nicht zu Herrn Moris alter kratziger Stimme gehört.

"Ich glaube, das Schicksal will uns nicht trennen", kam der neue Schüler grinsend auf mich zu.

"Tja, das Schicksal hat es entweder auf uns abgesehen oder aber und du brauchst einfach nur ein paar Schulbücher", entgegnete ich. 

Er lachte und kam grinsend näher. "Ich bin Justin, konnte mich vorhin ja kaum vorstellen, als deine Freundin dich abgeschleppt hat."

Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht. Musste ich jetzt irgendwas sagen?

"Tessa", fiel mir ein. Er schaute mich an als würde er das schon längst wissen und mit einem Schlag war mir bewusst, dass wir zwei allein hier waren.

"Tessa also." Seine stechend blauen Augen bohrten sich in meinen. Ich schaute weg.

"Brauchst du jetzt irgendwelche Bücher oder nicht", fragte ich ihn.

Er schaute mich an und grinste. Er grinste viel in meiner Gegenwart. Ob mir das jetzt gefiel, ließ ich mal so stehen. Es gab viele Menschen, die in meiner Gegenwart lächelten. Meine zwei besten Freunde vorneweg. Justin war aber wie ein fremder für mich. Das war seltsam.

"Lass mich kurz noch den Zettel suchen." 

"Alles klar, solange du ihn heute noch findest, ist alles gut", murmelte ich sarkastisch.

Er lachte kurz auf und sah von aus seinen langen dunklen Wimper hoch. Ich bekam Gänsehaut. Dieser Blick war seltsam. Als würde er mich mögen. Als würde er meine Art mögen.

Seine blauen Augen, die mir gerade noch so kalt vorkamen wie die Nacht wärmten sich. Er widmete sich wieder seiner Tasche und begann darin herumzuwühlen auf der Suche nach seinem Zettel. "Ich merke, du bist ein Fan von Sarkasmus." 

Es war keine Frage, sondern eine Aussage. Ich antworte trotzdem. "Möglicherweise."

Ich hatte das Gefühl er suchte Ewigkeiten nach diesem Zettel. Vielleicht ließ er sich auch einfach Zeit. "Notfalls kannst du auch später vorbeikommen", schlug ich vor.

Er zog eine Augenbraue hoch. "Wann später?"

"In der Pause später."

"Ach, da ist der Zettel ja", sagte er und zog ihn aus seiner Hosentasche. "Gut, dass ich ihn gefunden habe." Er reichte ihn mir und ich warf einen Blick drüber.

Leider war Cassian nicht hier, um die Bücher rauszusuchen. Also stand ich selbst auf, um sie zu holen.

"Wohin gehst du?", fragte er mich mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Ich grinste. "Irgendwoher muss ich ja die Bücher holen. Sie erscheinen hier nämlich nicht einfach so", erklärte ich ihm, als wäre er ein Kind.

"Ah, ja stimmt. Ich komm mit." Es war mal wieder keine Frage, sondern eine Aussage. 

"Okay also du armer brauchst ein Physikbuch", sagte ich mit Blick auf seinem Zettel. Ich lief in die hinterste Ecke und suchte dieses hässliche gelbe Buch. Wie ich Physik hasste. 

Als wir uns trafen - und ich mich Hals über Kopf in dich verliebteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt