4. Die Winkelgasse - ein Ort der Bekanntschaften

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Als Katherine durch die Tür nach draußen getreten war, erblickte sie sogleich ihre Mutter, die allein am Straßenrand stand, das Gesicht der Sonne zugewandt, die Augen geschlossen.

"Ma!", rief Katherine und eilte auf sie zu.

"Katherine, endlich, da bist du ja."

Sie machte ein betroffenes Gesicht.

"Entschuldige, dass ich nicht auf dich gewartet habe, aber...ich war schon so lange nicht mehr hier, weißt du, ich konnte es nicht mehr abwarten. Ich musste einfach hinaus und die Atmosphäre hier genießen."

Ihre Mutter hörte sich so verträumt an. Wie ein kleines Mädchen, das einen Ort zum ersten Mal für sich entdeckte. Aber sie hatte Recht. Dieser Ort war wirklich etwas Besonderes. Gleich gegenüber der Eisdiele konnte Katherine im Schaufenster Bücher ausmachen. Die Läden reihten sich alle dicht aneinander, und zwischen den gegenüberliegenden Seiten war kaum mehr Platz. Katherine konnte sich gut vorstellen, wie schwierig es sein musste, sich am Ende des Tages voll bepackt durch die Menge zu kämpfen.

Dennoch hatte das geschäftliche Treiben etwas solch Gemütliches an sich, dass ihr augenblicklich ein angenehmer Schauer den Rücken hinunterlief.

"Ich würde ja gerne noch ein wenig verweilen, aber...die Einkaufsliste ist sehr lang. Wir sollten erst mal schauen, dass wir alles besorgen."

Katherines Mutter hatte den Einkaufszettel aus ihrer kleinen schwarzen Handtasche gekramt und musterte diesen jetzt besorgt.

"Na, hoffentlich schaffen wir das überhaupt noch, so lange es hell ist."

Katherine war da zuversichtlicher. Ihr würde es auch nichts ausmachen, hier bei Nacht einkaufen zu gehen. Außerdem war es Hochsommer, da wurde es erst ganz spät dunkel. Aber auch sie konnte es kaum erwarten, die ganzen Läden zu durchforsten und magische Gegenstände zu erkunden.

Also folgte sie ihrer Mutter, nicht ohne ab und an einen neugierigen Blick in die Schaufenster zu werfen.

"Madam Malkins" stand in großen Buchstaben über einer kleinen Ladentür, über einer weiteren "Ollivanders". Diese Namen sagten Katherine zwar alle nichts, dennoch wäre sie gerne hineingegangen. Ihre Mutter jedoch schien jetzt anderes im Sinn zu haben, denn diese lief zielstrebig auf eine Art Tor zu, auf dem "Gringotts" in großen, einfach gehaltenen Buchstaben stand.

"Die Zaubererbank sozusagen", erklärte sie, "ich werde dort kurz reingehen und etwas Geld für uns abheben. Du wartest am besten so lange hier."

Obwohl Katherine neugierig war, wie eine solche Bank wohl von innen aussah, machte ihr das Warten nichts aus. Diese Zaubererbank war ihr nicht ganz geheuer. Sie strahlte so etwas aus, etwas Mächtiges, das ihr nicht so angenehm war.

Außerdem hatte sie von hier aus einen guten Überblick über die gesamte Straße und konnte so ihren Blick überallhin schweifen lassen.

Ohne es wirklich zu realisieren lief Katherine auf einen der Läden zu, langsame Schritte. Dieser Laden schien ihre Aufmerksamkeit einfach auf sich zu ziehen, seit dem sie an ihm vorbeigelaufen war. Es war ihr, als würde dort etwas auf sie warten. Etwas Wichtiges, etwas Großes. Schon trat sie vor die niedrige Ladentür, legte ihre Hand auf die schmale Klinke und trat ein.

Der Raum war relativ dunkel, da nur spärliches Licht durch das Schaufenster drang. Die Wände waren bedeckt von langen Regalen, in denen sich die Kartons nur so türmten. Katherine wurde augenblicklich an Schuhkartons erinnert. Sie fühlte sich wie ein Verbrecher. Vorsichtig setzte sie einen Schritt vor den anderen. Schon stand sie vor einem der Regale und zog vorsichtig einen der Kartons heraus. Dann öffnete sie diesen. Was darin lag war ein simpler Stock. Natürlich begriff Katherine, dass das ein Zauberstab war, aber irgendwie hatte sie mehr erwartet.

Gibt es denn dann überhaupt noch Muggel?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt