3. Die eigene Mutter zu Besuch

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Wenn sie zurück an den Tag dachte, an dem ihr ihr Vater den Hogwarts-Brief gezeigt hatte, hatte sie das Gespräch noch ganz genau in Erinnerung.

Ihr Vater hatte den Brief schließlich herausgeholt und ihn mit wissender Miene gelesen. Dann hatte er Katherine wieder angesehen, und plötzlich war alles ganz anders verlaufen, als sie es erwartet hatte.

Er war weiterhin ganz ruhig geblieben und hatte zu erzählen begonnen:

"Katherine, ich weiß, das mit deiner Mutter ist schon lange her. Und...ich habe dir nicht die ganze Wahrheit erzählt." Er hatte kurz eine Pause gemacht, hierhin und dorthin geblickt, ein wenig auf seiner Unterlippe herumgekaut.

"Es ist so, der Mädchenname deiner Mutter ist Daphne Greengrass. Ich weiß, das sagt dir jetzt wahrscheinlich relativ wenig, aber wenn du ein wenig in Büchern recherchierst, wirst du sie dort unter diesem Namen wiederfinden. Es ist nämlich so, du weißt, deine Mutter und ich, wir haben uns getrennt, weil wir uns nicht mehr verstanden haben."

Katherine hatte sich nicht vorstellen können, worauf ihr Vater hinaus gewollt hatte. Das mit der Trennung war schließlich keine Neuheit für sie.

"Katherine, deine Mutter ist eine Hexe."

Wieder hatte er eine kurze Pause gemacht, vermutlich, um ihre Reaktion abzuwarten, sie jedoch hatte sich kein bisschen gerührt.

"Ich habe das nicht gewusst, als wir zusammen gekommen sind. Ich habe es auch nicht gewusst, als du geboren wurdest."

Er warf Katherine einen flehenden Blick zu, als wolle er um Verzeihung bitten oder sich zumindest rechtfertigen.

"Nur irgendwann, da fing sie damit an, sie wolle wegziehen. So lange du jung seist, meinte sie. Erst Monate später erfuhr ich von ihr, dass sie eine Hexe war und sie zu sogenannten Drachenreservaten gewollt hatte. Ihr Traum war es schon immer gewesen, sich dort um diese zu kümmern und bei der Aufzucht zu helfen. Für mich war das einfach zu viel. Ich kam damit nicht klar, ich wollte meine Arbeit nicht verlassen. Wir beide haben schnell begriffen, dass ihre Welt nichts für mich war und dass ich dort sicherlich als Muggel, wie die Zauberer alle Menschen nennen, die keine Magie in sich tragen, auch nicht gerne gesehen werden würde. Es war ab diesem Moment einfach klar, für uns, dass wir uns trennen mussten, wenn ihr ihr Traum wichtiger war."

"Und das war er, oder? Meine Mutter züchtet heute Drachen?", hatte Katherine ungläubig gefragt.

"Ja, so ist es wohl, Katherine. Sie schreibt mir des öfteren Briefe, wie sie vorankommt. Ich selbst kann es auch nicht verstehen. Ich kann nicht verstehen, wie man aufgrund von Drachen seine Familie verlassen muss, aber, nun ja, ich bin ja auch ein Muggel. Ich kann nicht wissen, wie Hexen da ticken. Vielleicht steckt ja mehr dahinter als lediglich das Tierezüchten."

Sein Blick war voller Trauer gewesen. Katherine war sich sicher gewesen, dass er das selbst nicht glaubte, dass da mehr dahinter steckte. Er hatte eine Ausrede gesucht, aus welchem Grund er verlassen worden war. Er hatte nicht verstehen können, dass es ein solch belangloser Grund sein konnte. Natürlich nicht. Das hätte niemand in solch einer Situation gekonnt.

"Pa, es ist schon gut, du hast keine Schuld", hatte sie ihn zu trösten versucht.

Er jedoch hatte erwidert: "Katherine, das ist es ja nicht mal, was mein Herz so bedrückt. Ich werde dich verlieren. Du wirst gehen müssen. All meine Ängste werden wahr werden, denn auch du wirst mich nun verlassen."

Tränen waren seine Wangen hinuntergerollt. So hatte Katherine ihren Vater noch nie gesehen gehabt, so schwach, so gar nicht der aufdringliche fröhliche Journalist, wie er sich immer in der Öffentlichkeit gab.

Gibt es denn dann überhaupt noch Muggel?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt