Elementare Grammatik: Flexion

531 20 6
                                    

Leute, die wissen, was es mit Flexion auf sich hat und denen die Kategorien, nach denen dekliniert und konjugiert wird, geläufig sind, könnten dieses Kapitel überspringen.

Wie alle indogermanische Sprachen (Sprachen aus dem Sprachraum Europa bis Indien, Beispiele sind Englisch, Kurdisch, Russisch, Latein, Griechisch, Schwedisch, Kroatisch, Portugiesisch, Persisch und weitere) basiert Deutsch stark auf Flexion.

Flexion, umgangssprachlich auch "Beugung" genannt ist die Veränderung von Wörtern, meist ihrer Endungen, um ihre syntaktische Bedeutung zu beeinflussen und das Zusammenspiel der Wörter im Satz zu bestimmen.

Beispielsweise können aus dem Wort "laufen" die flektierten Formen "laufe", "läuft", "lauf", "gelaufen" und weitere gebildet werden. Die jeweils anderen Formen unterscheiden sich in Zeitform, Person und anderen Kategorien.

Im Deutschen gibt es zwei Arten von Flexion: Konjugation und Deklination.

Konjugation ist das Flektieren von Verben. Hierbei werden folgende Aspekte des Verbs bestimmt:

- Die Person eines Verbs hilft dabei auszudrücken, in welchem Verhältnis der Täter der Handlung (das Subjekt) zum Redenden steht. Es gibt folgende drei Personen: Die 1. Person ist der Täter selbst (Bsp.: ich, wir), die 2. Person ist das Gegenüber des Täters (du, ihr) und die 3. Person ist außenstehend (er, sie, es; sie).
- Der Numerus ist die Anzahl. Er drückt aus, ob es einen einzelnen Täter gibt (Singular = Einzahl) oder ob es mehrere sind (Plural = Mehrzahl).
- Der Modus (Achtung, kurzes O) ist ein etwas komplexerer Aspekt eines Verbs und ist für den Sinn des Satzes besonders wichtig. Er sagt weniger über die Handlung an sich aus, sondern mehr darüber, wie der Sprecher dazu steht und was die Handlung bedeutet. Näheres dazu in folgenden Kapiteln, die sich den Modi widmen, die Modi seien hier allerdings dennoch mit kurzer Beschreibung aufgelistet. Im Deutschen gibt es folgende Modi: Indikativ ("normaler" Modus, einfache Aussage), Kojunktiv I (indirekte Rede), Konjunktiv II (Irrealis, oft in Konditionalsätzen), Imperativ (Befehlsform) und Infinitiv (unflektierte Grundform). Von "sein" sind die jeweiligen Formen in gleicher Reihenfolge und 1.P Sg. Präsens Aktiv (wo möglich) "ich bin", "ich sei", "ich wäre", "sei!" und "sein". Von "können" sind es "ich kann", "ich könne", "ich könnte", "könne!" und "können". Im Konjunktiv wird für gewöhnlich kein Futur gebildet, da über die Zukunft ohnehin keine gewissen Aussagen getroffen werden. Den deutschen Imperativ gibt es nur in der 2. Person, die anderen Personen lassen sich nur mit einem Hilfsverb wie "sollen" ausdrücken.
- Der Tempus ist wieder vergleichsweise simpel und drückt die Zeitstufe aus. Allerdings besitzen einige Zeiten auch Aspekte, die über die bloße Handlungszeit hinausgehen. Die Zeiten im Deutschen sind die Gegenwartsform Präsens (bspw. ich kann), die Vergangenheitsform Präteritum (ich konnte) die abgeschlossene Vergangenheitsform Perfekt (ich habe gekonnt), die Zukunftsform Futur I (ich werde können) und die etwas seltsame abgeschlossene Zukunftsform Futur II (ich werde gekonnt haben).
- Die Diathese beschreibt die Ausrichtung der Handlung eines transitiven Verbes. Ein transitives Verb ist ein Handlung, welche auf etwas gerichtet ist oder sein kann, bspw. geben, töten, verstehen etc.. Ein deutsches Verb kann entweder im Aktiv stehen (Bsp.: ich töte) oder im Passiv (ich werde getötet).

Eine Verbform im Indikativ oder Konjunktiv wird als finite Verbform bezeichnet, da sie im Satz auch als einzige Verbform stehen können, denn sie drücken eine tatsächliche Handlung aus.

Einige flektierte Verbformen zur Verdeutlichung der Konjugation:

er glaubte = 3.P Sg. Ind. Prät. Akt.

ihr würdet gesehen werden = 2.P Pl. Konj.II Präs. Pas.

sterbt! = 2.P Pl. Imp. Präs. Akt.

Deklination ist das Flektieren von Nomen. Damit sind meist Substantive und Adjektive gemeint. Hierbei werden folgende Aspekte des Nomens bestimmt:

- Der Kasus ist der Fall, in dem das Wort steht. Im Deutschen gibt es folgende vier Kasus: Nominativ (der "Normalkasus", das Wort ist das Subjekt des Satzes; Bsp.: der Freund), Genitiv (drückt den Ursprung, die Trennung, die Herkunft oder den Besitz an; des Freundes), Dativ (der "Gebekasus", drückt aus, wem man etwas gibt oder zu wessen Vorteil etwas geschieht; dem Freund) und Akkusativ (das direkte Objekt einer Handlung; den Freund). Die Kasus werden vorallem bei den Satzteilen und im Satzbau relevant.
- Der Numerus ist wie schon bei den Verben auch hier die Anzahl. Es gibt auch hier nur Singular (der Freund) und Plural (die Freunde).
- Das Genus ist das grammatikalische Geschlecht eines Nomens. Es gibt die drei Genera maskulin (männlich), feminin (weiblich) und neutrum (sachlich). Bei Substantiven ist das Genus immer fest und kann nicht durch Flektion verändert werden. Beispiele für Substantive mit den drei Genera sind der Baum, die Lampe und das Haus.

Einige flektierte Nomina zur Verdeutlichung der Deklination:

den Freunden = Dativ Plural (maskulin)

den guten [Hund] = Akkusativ Singular maskulin

Grammatik und StilmittelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt