Kapitel 4

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"Wow, wie hast du das denn gemacht?" Entgeistert schaute Jungkook auf meine Physiknote und ich spürte tatsächlich etwas Stolz in mir.

In den letzten beiden Wochen hatte ich meine gesamte übrige Energie auf das Lernen verwendet und bemerkte nun die ersten Fortschritte. Ich konnte es nicht genau beschreiben, aber seit ich dieses Abendessen mit Suga gehabt hatte, wollte ich auch auf ein großes Ziel hin arbeiten. Ich wollte von einer großen Zukunft träumen können. Doch dafür musste ich einen guten Schulabschluss bekommen, das war mir von einem Tag auf den anderen klar geworden.

Außerdem lenkte mich das Lernen von meinem erbärmlichen Leben ab und von der Tatsache, dass ich einen Klienten vermisste. Suga hatte sich seit dieser Freitagnacht nicht nochmal gemeldet.

Glücklicherweise der andere Freier dieser Nacht auch nicht. Dennoch spürte ich seitdem jedes Mal ein beklemmendes Gefühl, wenn ich den Penis eines Kunden mit meinen Lippen umschloss.

Gerade lief ich von der Bushaltestelle zurück zu meiner Wohnung, erstarrte aber, als ich an der Straße eine schwarze Limousine stehen sah. Solche Luxuswagen sah man in diesem Viertel nicht gerade oft. Ich wollte bereits vorbei laufen, als die Tür aufging und ein blonder junger Mann ausstieg. Mein Herz begann schneller zu schlagen.

Erst vor wenigen Minuten hatte ich von meinem Zuhälter die Nachricht erhalten, dass ich heute für den gesamten Abend und die Nacht gebucht worden war. Doch ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass es Suga sein würde.

Ich konnte gerade noch das Lächeln durch ein Stirnrunzeln verhindern, als ich auf den Studenten zu lief.

"Jimin." Das Lächeln, mit dem er mich begrüßte, schien so ehrlich, dass meine Mundwinkel sich doch leicht nach oben bewegten.

Ich durfte aber nicht vergessen, dass er noch immer mein Freier war. Nur weil er beim letzten Mal nicht auf Sex aus war, musste das für heute nichts bedeuten. Bei diesem Gedanken zog sich in meinem Bauch etwas zusammen und ich musste mich zwingen, das Lächeln nicht schlagartig verschwinden zu lassen.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Aber mir wurde die Schuluniform bewusst, als er seinen Blick über mich gleiten ließ.

"Ähm, hast du vielleicht noch einen Moment? Dann zieh ich mich schnell um", versuchte ich der Situation zu entfliehen, was ihn etwas ernster werden ließ.

Für einen Moment befürchtete ich, er wollte mich in meine Wohnung begleiten. Ich hatte mir selbst versprochen, niemals einen Kunden in mein privates Umfeld gelangen zu lassen. Gleichzeitig schämte ich mich für die schäbige Einrichtung, weshalb nicht einmal Jungkook mich besuchen durfte.

"Wenn du nichts weiter von oben brauchst, würde ich dich lieber direkt mitnehmen. Um deine Kleidung brauchst du dir keine Gedanken machen, es ist bereits alles vorbereitet."

Ich zögerte noch einen Moment, stimmte dann aber zu.

Er hielt mir die Tür auf und stieg dann neben mir ein.

"Ich weiß, es mag überraschend kommen, aber ich möchte dich als Begleitung zu der Gartenparty meiner Familie mitbringen." Überrascht sah ich ihn an. "Warum?" Meine Frage war raus, bevor ich daran dachte, dass es mir egal sein sollte. Es war nur ein Job.

Dennoch beobachtete ich, wie er seufzend durch seine Haare fuhr, bevor er antwortete. "Ohne einen Verbündeten überlebe ich kein weiteres dieser Kaffeekränzchen meiner Mutter. Die Gespräche sind elend langweilig und jeder will wissen, wie ich später einmal die Firma führen will." Seine raue Stimme passte perfekt zu seinem genervten Gesichtsausdruck.

"Suga", begann ich zu sprechen, doch er unterbrach mich durch eine Handgeste.

"Du solltest mich lieber Yoongi nennen." Er beobachtete meine Reaktion und es dauerte einen Moment, ehe ich eins und eins zusammen zählen konnte.

Paid // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt