Kapitel 4 (Lilya)

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Titelsong: Rixton; Me and my broken Heart

Allerdings hieß das ja wohl nicht, dass sie stattdessen hier unterkommen konnte.

Ich hatte wohl mit offenem Mund und aufgerissenen Augen dagesessen, denn meine Mutter meinte nur:„Mach bitte den Mund zu, Schätzchen, der Anblick ist nicht besonders schön. Und Lilya? Sophia wird herkommen, da gibt es keine Widerrede, es ist ja nicht für lange."

Damit widmete sie sich wieder dem Teller, der vor ihr stand, und begann mit ihrer Gabel in dem Salat mit ihrem kalorienarmen Dressing herumzustochern.

Das war nicht ihr Ernst, oder?

Wortlos schnappte ich mir ein paar kalte Pfannkuchen, stapelt sie auf meinem Teller und verließ schweigend das Esszimmer.

Meine Laune war auf den Nullpunkt gesunken, nein unter den Nullpunkt.

Dass mein Vater mir vom Tisch aus ein „Lilya sie kommt bereits heute Nachmittag, ihr Freund Liam holt sie vom Flughafen ab und bringt sie anschließend hier her; sei bitte nett zu ihr!", hinterher rief, brachte das Fass zum überlaufen.

Ich trampelte die Treppe hinauf, kurz davor den Teller in meiner Hand gegen die nächstbeste Wand zu werfen. Lediglich die Tatsache, dass damit mein Lieblingsessen verloren gewesen wäre, hielt mich noch davon ab.

In meinem Zimmer angekommen atmete ich tief durch. Das konnte, das durfte nicht wahr sein. Das kleine Biest würde uns besuchen kommen und eventuell sogar länger bleiben, da sie ja einen Freund hier in London hatte.

Wie kam dieses Mädchen überhaupt an einen Freund? Sie war eingebildet, shopping-süchtig, eingebildet, tyrannisch und... hatte ich eingebildet schon erwähnt?

Naja, aber vielleicht sah ich das ganze dann doch ein bisschen zu negativ. Schließlich waren mein geliebtes Cousinchen und ich uns schon seit mehreren Jahren nicht mehr begegnet.

Vielleicht hatte sie sich in dieser Zeit ja grundlegend geändert...

Trotzdem war ich natürlich immer noch unglaublich sauer auf meine Eltern. Wie konnten sie mir so etwas antun? Sie wussten, dass wir uns auf den Tod nicht leiden konnten...

Genervt schloss ich meine Zimmertür ab, um ungebetene Gäste zu verhindern, stellte mein Essen auf dem Schreibtisch ab und schloss mein iPhone an meine Anlage an, nachdem ich es von seinem Ladekabel befreit hatte.

Laut dröhnte 'Me and my broken heart' von Rixton aus den Boxen - für meine Geschmack jedoch nicht laut genug.

Also drehte ich die Lautstärke kurzerhand so hoch, dass vermutlich auch noch unsere Nachbarn drei Häuser weiter wussten, was ich für Musik hörte.

Gut so! Aggressionen ließen sich schließlich am besten mit einem ordentlichen Beat bekämpfen, der einem durch den Körper strömte und den gesamte Fußboden in Schwingungen versetzte.

Das war zumindest meine Art, Ärger zu verarbeiten. Ein bisschen Musik und ein bisschen Tanzen, dabei konnte ich immer den Kopf frei kriegen.

Schon ein ganzes Stück zufriedener ließ ich mich mit meinem Mittagessen auf das gemütliche Bett fallen.

Dieser Tag war definitiv gelaufen, da konnte mich auch die Aussicht auf einen Partyabend nicht mehr groß aufheitern.

Nachdem ich meine Pfannkuchen endgültig verschlungen hatte, dachte ich schonmal vorsorglich darüber nach, was ich heute Abend anziehen wollte. Man wusste schließlich nie, wem man so begegnete...

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