Kapitel 17 (Lilya)

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Titelsong: Ready to Run, One Direction

Urplötzlich erschien das Bild von blitzenden Lichtern und einem lilanen Rock vor mir in meinen Gedanken.

Wie ein Blitz durchfuhr es mich. Das war das Mädchen von gestern Abend. Fast war ich stolz, dass ich mich so genau an sie erinnerte.

Tja, man sah sich eben doch immer zweimal im Leben...

Die Leute waren alle begeistert und ich grinste glücklich, als meine Vorstellung zu Ende war.
Doch meine Gedanken galten einzig und allein dem Mädchen im Publikum.

Kurz quatschte ich noch mit dem Musikanten, der sich gefühlte hundert Mal bei mir bedankte.
Doch dann, endlich, wandte ich mich zu der Stelle, an der ich das Mädchen von gestern vermutete.
Und richtig, genau dort, wo ich sie vorhin gesehen hatte, stand sie immer noch.

Schief grinsend lief ich auf sie zu, wusste dann allerdings plötzlich nicht mehr, was ich machen sollte.

Ich hatte nie Schwierigkeiten gehabt auf andere zuzugehen, doch diese Situation war irgendwie komisch.

Sie kam mir vor, als würde ich sie schon ewig kennen, dabei wusste ich mit Sicherheit, dass wir uns noch nie begegnet waren.

Also außer gestern natürlich.

Aber was sollte ich jetzt machen? Sie zu umarmen war völlig unangebracht, schließlich waren wir zwei komplett Fremde.

Ihr die Hand zu schütteln kam mir auch komisch vor, das war einfach auch komisch.

Letztendlich tat ich gar nichts, sondern blieb nur vor ihr stehen und grinste sie an.

Und sie? Sie stand einfach nur da und sah mich mit schiefgelegtem Kopf an.
Nervös wippte ich vor auf meine Zehenspitzen und wieder zurück.
Vor und zurück.

Nach ewigen Minuten, in denen wir uns gegenseitig angestarrt hatten, hielt ich ihr schließlich doch meine Hand hin.

Meine Erziehung konnte ich blöderweise einfach nicht unterdrücken, auch wenn ich mir in diesem Moment extrem komisch vorkam.

"Hey ich bin Lilya...", murmelte ich unsicher, als sie meine ausgestreckte Hand immer noch eiskalt ignorierte.

Doch dann hob auch die zaghaft ihre Hand, schüttelte meine und nuschelte etwas, das sich wie "Maddison" anhörte.

Aha. Maddison also.
Mutiger geworden lächelte ich. "Schön dich kennenzulernen, Maddison. Sind wir uns eigentlich schonmal begegnet? Du kommst mir so bekannt vor...", versuchte ich ein Gespräch in Gang zu bringen.

In meinen Augen scheiterte dieser Versuch allerdings. Ich hörte mich an, als würde ich Kunden meines Vaters begrüßen. Außerdem zeigte Maddison keinerlei Reaktion.
Obwohl, doch. Sie schaute mich mit großen Augen an, die sich bei meiner Aussage noch ein Stückchen weiter öffneten.

Du meine Güte war dieses Mädchen schüchtern - kein Grund für mich einfach so aufzugeben.
"Kann es sein, dass du gestern Abend in diesem Club in der Innenstadt warst?"

Wieder wartete ich einige Sekunden... Doch diesmal hatte meine Frage etwas verändert.
Maddison nickte zögerlich und ein vorsichtiges Lächeln erschien in ihrem Gesicht.

Ha, Volltreffer.

"Du tanzt total klasse", mit jedem gesprochenen Satz brachte ich ihre Mundwinkel weiter in die Höhe.

Nach einiger zeit, in der wir wieder nur dumm rumstanden, fing sie plötzlich wirklich an zu lachen und meinte:

"Du findest ich tanze toll? Hast du mal dich gesehen?"

"Äh...Danke, ich tanze einfach schon ziemlich lange, aber du bist auch richtig gut!", versuchte ich sie von sich selbst zu überzeugen.
Und es klappte, sie grinste. Schüchtern und trotzdem stolz und glücklich.

Ich bemerkte, das wir immer noch wie angewurzelt auf der Straße standen, die Menge um uns herum hatte sich schon lange aufgelöst.

"Sag mal, wollen vielleicht einen Kaffe trinken gehen? Oder auch Tee, wenn du das lieber magst...", schlug ich vor.

Maddison antwortete nicht, doch ich hatte das Gefühl, dass ihr Blick wieder ein wenig unsicherer wurde.

"Ähm also natürlich lad ich dich auch ein, wenn du willst...", versuchte ich sie zu überzeugen.

Puh, zum Glück lächelte sie wieder leicht und zuckte mit den Schultern.

"Warum nicht?", nahm sie schließlich meinen Vorschlag an und ich atmete erleichtert auf.

"Super! Schon eine Idee, wo wir hingehen könnten?", fragte ich.

Doch da sie verneinte zog ich sie kurzerhand in die Richtung des Cafés, in das ich am liebsten ging.

Und obwohl ich das Mädchen neben mir kaum kannte, hatte ich jetzt schon das Gefühl, dass wir gute Freundinnen werden könnten...

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