Der Weg zur Arbeit

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Ich öffnete meine Haustür und stieg verschlafen die 37 Treppen hinunter. Vielleicht hätte ich den Kaffe heute morgen doch nicht ausfallen lassen sollen...

Ich hörte wie meine Schritte im Treppen Haus wiederhallten und schloss kurz meine Augen. Ich schländerte mit geschlossenen Augen weiter als ich plötzlich gegen etwas hartes, matallenes stieß.

¨ Au...¨, stöhnte ich und öffnete meine Augen. Vor mir die Briefkasten Wand.

¨ Du doofes Ding¨, murmelte ich und griff mit einer Hand in meinen Briefkasten Schlitz weil ich zu faul war meinen Schlüssel heraus zu holen. Ich spürte Papier unter meinen Fingerkuppen und zog zwei Briefe mit dem Zeige- und Mittelfinger heraus.

Ich steckte beide in meine Tasche und lief zur U- Bahn. Als ich in der U- Bahn saß holte ich meine Kopfhörer aus den tiefen meiner Tasche hervor und die Welt wurde von der Musik in meinen Ohren übertönt.

Jemand stupste mich an: ¨ Hmmmm...¨, brummte ich.

¨ Junge Dame bitte verlassen sie den Zug¨, sagte eine strenge männer Stimme.

¨ Was?¨, fragte ich irretiert und öffnete meine Augen.

¨ Wir sind schon seit 10 Minuten an der Endstation angekommen, auch ich will mal Feierabend machen¨, mekerte der Mann vor mir.

¨ Endstation?¨, ich verstand garnichts mehr. ¨ You´ll be the last to know¨, dröhnte ¨ Three Days Green¨ aus meinem linken Ohrstöpsel, der rechte baumelte an meiner Schulter.

¨ Ja, Endstation. Und jetzt raus¨, ich rappelte mich auf, ich muss wohl eingeschlafen sein... Mist. Ohne ein weiteres Wort stieg ich aus.

Wo zum Täufel war ich? Ich fühlte mich wie auf einer einsamen Insel um 9 Uhr morgens gestrandet. Na gut, so früh am Morgen war es zwar nicht, dennoch war niemand zu sehen. Ich sah das Schild über meinem Kopf an: Blüweil.

Noch nie gehört... wo bin ich bloß gelandet? Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse um mir einen Überblick zu verschaffen.

Gleise... Schienen... Bäume... Treppe... Oh, eine Treppe! Ich ging auf sie zu und stieg die Stufen hinunter.

Unten angekommen drehte ich mich ernäut um meine eigene Achse.

Kiosk... Lidl... eine Straße... ein schwarzes Auto... Henry... ein Baum... Henry?!

¨ Hi Anna¨, schrie er aus seinem offenem Fenster und winkte in meine Richtung. Ich drehte mich nach hinten um, um zu sehen wer Anna war? Aber hinter mir stand niemand. Ah ja, damit meinte er ja mich, daran musste ich mich noch gewöhnen.

¨ Was machst du den hier?¨, schrie ich zurück.

¨ Na ja, ich bin hier fast vorbei gefahren als ich dich hier so einsam stehen sah und da dachte ich dass du vielleicht eine mitfahr Gelegenheit suchst da deine Schicht im Café d´hiver ja eigentlich schon seit 30min am laufen ist. Schwänzt du etwa? Ts, ts, ts¨, sagte er grinsend

¨ Sag mal, verfolgst du mich eigentlich?¨

¨ Was, wieso?¨

¨ Na ja, du bist beim Kaffe kaufen da, arbeitest jetzt da wo ich auch, kennst meine Schichten...¨, er unterbrach mich

¨ Also, eigentlich hast du mir gestern gesagt das du heute arbeitest und der Rest war Zufall¨

¨ Und das soll ich dir also glauben?¨

¨ Musst du¨

¨ Wieso?¨

¨ Weil... Ach, steig einfach ein¨

¨ Wieso soll ich um Himmels willen einsteigen?!¨

¨ Weil du, wie auch immer, am anderen Ende der Stadt gelandet bist, deine Schicht seit einer halben Stunde läuft und ich ein Auto habe¨

Na gut er hatte mich überzeugt. Ich stieg also Augen verdrehend ein während mein Herz anfing schneller zu schlagen. Wir fuhren schweigend los.

¨ Will ich überhaupt wissen wie du hier gelandet bist?¨, fragte er nach 5min schweigen.

¨ Ich bin eingeschlafen¨, sagte ich kurz und kanapp, ¨ Und was machst du hier¨

¨ Ich war eben bei meiner Oma¨, antwortete er.

Oh, bei seiner Oma, das ist aber süß... Jo, das findest du nicht süß, nicht süß. Bei jedem Satz in dem ich mir das Gegenteil meiner Gefühle versuchte einzureden schlug mein Herz schneller.

Ich sah aus dem Fenster um mich abzulenken. Überal waren nur Felder, Felder, Felder. Kein Wunder dass ich hier noch nie zuvor gewesen bin.

Henrys Handy klingelte plötzlich und durchbrach das schweigen. Henry stellte auf Lautsprächer und direkt schrillte eine quitschige Mädchenstimme durch den Hörer: ¨ Heeeeyyy sweeeeety¨

Oh mein Gott...

¨ Hey mein kleines Blubbi¨, säuselte Henry. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund um nicht laut loszuprusten. Blubbi... Oh Mann, das ist ja furchtbar, aber dummerweise auch furchtbar komisch.

Henry sah mich von der Seite an und ein süßes, sexy lächeln schlich sich auf seine Lippen. Jo, reis dich zusammen! Er hat eine Freundin! Da darfst du es nicht sexy finden! Doch leider konnten mich diese Worte nicht vom Gegenteil überzeugen, es war immer noch süß wie sein rechter Mundwinkel nach oben glitt während seine Augen strahlend und funkelnd mitlächelten.

¨ Wo bleibst du denn swety?¨, fragte sie und ich hörte den ärger aus ihrer Stimme heraus. Ich brauchte nicht mal das Foto von ihr auf Henrys Bildschirm zu sehen um zu wissen dass seine Freundin groß, blond, schlank und wunderschön war.

¨ Oh Mist...¨, murmelte Henry und anschließend ein unverständliches ¨ vergessen¨

¨ Was? Ich hab dich nicht gehört swety¨, flötete sie.

¨ Er hat es vergessen¨, wiederholte ich Henrys letzten Satz was, wie ich leider feststellen musste, ein großer Fehler war.

¨ Henry? Ist da etwa ein Mädchen bei dir?¨, fragte sie aufgebracht.

¨ Maddison...¨, fing Henry ruhig an doch Maddison war es anscheinend egal was er ihr zu sagen hatte.

¨ Ah so ist das also Henry! Weißt du, ich finde es auch nicht besonders toll das wir einen auf ¨ wir sind ja so verliebt¨ wegen Dad machen müssen aber wenn wir verabredet sind dann schwebt es mir schon vor dass du auch auftauchst und nicht mit anderen Mädchen rum turtelst¨, ich wurde rot und sank etwas tiefer in meinen Sitz.

¨ Maddison...¨, fing Henry wieder an.

¨ Nein Henry!¨, unterbrach sie ihn erneut, ¨ Ich weiß dass du mich nicht liebst und du weißt dass ich dich genauso wenig liebe und ich habe die Nase voll davon Dad alles recht machen zu müssen und du solltest damit auch langsam mal aufhören!¨, Henry warf mir einen Seitenblick zu, ihm war diese ganze Situation sichtlich unangenehm... da war er nicht der einzige. Ich sank noch etwas tiefer in den Sitz, ¨ Und weißt du Henry! Ich will mein eigenes Leben leben und es wird langsam Zeit dass wir damit anfangen! Deshalb mache ich jetzt Schluss fals da überhaupt jemals etwas am Laufen war Henry! Und viel Glück mit deinem Vater! Wir bleiben in Kontakt, ciau¨, sie legte auf und Henry seufzte. Erleichtert? Entäuscht? Ich weiß es nicht, ich war zu sehr damit beschäftigt meine Gesichts Farbe zu normalisieren.

Nach Gefühlten zwanzig Minuten drehte ich mich zum ersten mal zu Henry um und sah ihn fragend an.

¨ Muss ich das verstehen?¨

¨ Das war die Tochter des Geschäfts Partners meines Vaters, also war alles so etwas wie eine arrangierte Beziehung. Nichts echtes¨, sagte er. So einer ist er also...

¨ Aber du hast sie Blubbi genannt...¨

Er schwieg.

¨ So, wir sind da¨, sagte er schließlich.

¨ Danke¨, sagte ich trocken und stieg aus.

¨ Immer wieder gerne. Bis bald¨, sagte er und fuhr davon während ich in das Café hineinging.

Käuflich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt