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Obwohl wir mit einer Verspätung von 10 Minuten los geflogen waren, landeten wir 10 Minuten früher als geplant. Ich sah auf meine Uhr, 17:05 Uhr. Und das bedeutete, dass ich ihn jeden Moment wiedersehen würde.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, während ich einen kurzen Blick auf die Info Schilder über mir warf. Gern würde ich stehen bleiben und nachsehen, wo ich eigentlich hin müsste, aber ich konnte jetzt nicht anhalten.

Ich wollte nicht, dass es noch länger dauerte, sondern wollte ihn so schnell wie möglich sehen. Ich warf mir den Rucksack über die Schulter und folgte einfach den Leuten, die mit mir aus dem Flieger gestiegen waren.

Doch mit jedem einzelnen Schritt verstärkte sich das flaue Gefühl in meinem Magen. Und mir wurde immer mehr bewusst, dass ich eigentlich nicht hierher kommen hätte dürfen. Das war keine gute Idee.

Als würde ich über ihn hinweg kommen, wenn ich noch ein bisschen Zeit mit ihm alleine verbringen werde. Im Gegenteil, das macht es doch nur noch schlimmer, es würde von Mal zu Mal schwieriger werden.

Für ihn wäre das natürlich alles kein Problem. Er war vermutlich längst über mich hinweg und hatte eine niedliche neue Freundin mit einem kalifornischen Akzent.

Und dann kam ich daher, die blöde Idioten, die ein ganzes Jahr lang nicht aufhören konnte, an ihn zu denken. Ich wusste genau, dass alles, was ich je für ihn empfand, wieder da ist, sobald ich in sah.

Ich spürte es jetzt schon. Denn ich hatte wieder das nervöse Gefühl in der Magengegend, das ich immer bekam, wenn er mich anlächelte, und ich spürte, wie mein Puls raste, wie immer, wenn sein Blick den meinen begegnete.

Ob es wohl zu spät war die Biege zu machen?

Die Gruppe von Leuten, der ich gefolgt war, fuhr nun eine Rolltreppe nach unten. Zögernd blieb ich oben stehen und trat zur Seite. Ich überlegte. Vielleicht würde es ja gar nicht so schlimm werden.

Klar, ich freute mich darauf, ihn zu sehen, auch wenn meine Nerven fast mit mir durchgingen. Und außerdem warte ich schon so lange auf diesen Moment, das ist echt lächerlich war, jetzt plötzlich Zweifel zu kriegen.

Als ich die Rolltreppe endlich betrat, umklammerte ich den Gurt meines Rucksacks ein wenig fester, und das Herz klopfte mir jetzt buchstäblich gegen den Brustkorb. Ob die Leute um mich herum das wohl hörten? Fühlte sich an, als bekäme ich gleich einen Herzanfall.

Vielleicht kippte ich vor lauter Angst um? Meine Beine fühlten sich steif an, aber irgendwie schleppe ich mich vorwärts. Ich schaffte es von der Rolltreppe runter und durchquerte die Ankunftsebene.

Mit einem Auge suchte ich nach der Gepäcksausgabe, während ich mit dem anderen bereits Ausschau hielt nach einem Paar grüner Augen. Ich nahm wahr, wie um mich herum Leute stehen blieben und sich ebenfalls suchend umsahen.

Ich durchsuchte die Menge meinerseits gleich doppelt so gründlich. Denn ich wusste genau, wenn ich zu sehen hoffte. Weiter ließ ich den Blick durch die Halle schweifen, während ich mir meinen Weg zur Gepäckausgabe bahnte.

Ich zwang mich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, obwohl meine Beine sich total taub anfühlten. Im vorbeigehen warf ich verstohlene Blicke auf die vielen Schilder und schnappte verschiedene Nachnamen auf.

Aus welchen Gründen alle diese Leute wohl nach L. A. kamen? Doch der Gedanke war schon bald wieder vergessen, denn plötzlich fiel mein Blick auf ein Plakat, dass meine Aufmerksamkeit erregte. Klar, weil da nämlich mit schwarzen Edding mein Name draufgeschmiert war, und zwar irre schief.

Und in dem Moment sah ich auch ihn.
Liam.

Er hielt sein dämliches Schild knapp unterhalb der Augen, und kaum begegneten sich unsere Blicke, sah ich, wie sie sich in den Winkeln kräuselten. Er grinste. Und mit einem Mal überkam mich eine erstaunliche Ruhe.

Die Anspannung in meiner Brust lies nach. Mein Herz hörte auf, an den Brustkorb zu Hämmern. Mein Puls pochte nicht mehr so stark, dass man ihn unter der Haut sah. Und ich stand einfach nur da, inmitten der Ankunftshalle, und ließ zu, dass die anderen Reisenden mich mit den Ellenbogen anrempelten.

Mir egal, dass ich ihnen im Weg war. Mir egal, dass ich total verloren aussehen musste, wie ich da stand. Für mich zählte nur, dass Liam hier war, dass wir uns endlich wieder gegenüberstanden und ich sofort das Gefühl hatte, es wäre alles wieder im Lot.

Fast kam es mir so vor, als wäre es keine 359 Tage her, seit er mich das letzte Mal so angelächelt hatte wie jetzt.

Langsam senkte er das Schild und zeigte sein ganzes Gesicht, und sofort erinnerten mich sein Grinsen und die Farbe seiner Augen und die Art, wie wir eine Braue ganz leicht hoch zog, an all die unzähligen Gründe, warum ich ihn stets so hinreißend fand.

Vielleicht liebte ich sie immer noch, all diese Dinge an ihn, weil sich meine Füße jetzt wieder in Bewegung setzten. Und zwar ganz schnell. Ich ging direkt auf ihn zu und wurde mit jedem Schritt schneller, nur ihn im Blick und nichts anderes.

Dass ich mir stur meinen Weg gerade aus zu ihm bahnte, zwang die Leute, mir auszuweichen denn inzwischen rannte ich. Und kaum war ich bei ihm angekommen, warf ich mich ihm in die Arme.

Ich glaube, er war ein klein wenig überrumpelt. Wir stolperten ein paar Schritte rückwärts, wobei sein Schild zu Boden flatterte, weil er mich nun packte. Am Rande nahm ich wahr, wie ein paar Leute einen entzücktes Ooh und Aah verlauten ließen, weil sie offenbar dachten, wir wären ein Paar, dass sich bislang nur auf die Ferne übers Internet kannte und sich nun zum ersten Mal begegnete.

Mag schon sein, dass es so aussah, denn in gewisser Weise stimmt es ja auch. Das ganze war eine Art Fernbeziehung. Eine Fernbeziehung zwischen besten Freunden, um genau zu sein.

Nichts desto trotz kümmerte ich mich nicht um unser Publikum. Ich schlang die Beine um ihn und barg mein Gesicht an seiner Schulter.

„Hoffentlich kriegen die hier nicht den falschen Eindruck."

Liam murmelte es nur leise an meiner Wange. Er lachte leise, während er aufpasste, dass wir nicht umkippten. Auch wenn ich im Laufe des vergangenen Jahres seine Stimme immer wieder übers Telefon hörte, klang sie in echt ganz anders.

„Vielleicht lässt du mich dann besser runter."

Ich flüsterte es eben so leise zurück. Und promt ließ er mich runter. Ein letztes Mal drückte er mich ganz fest an sich, dann setzte er mich sanft auf die Füße. Und dann blickte ich zu ihm auf und sah ihm in die Augen, diesmal ganz nah.

„Hi."

„Hey."

Er wackelte mit den Brauen, und wieder einmal stellte ich fest wie verdammt heiß er aussah. Ich konnte nicht anders, ich musste grinsen.

„Willkommen in Los Angeles."

Yeah Bitches

Next Charpter is da!

Ihr merkt schon, mein Schreibstil hat sich verändert, hoffe es gefällt euch immer noch. Also dann, bis zum nächsten Kapitel.

*B*

DARKER - Dich soll ich nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt