----Vor 18 Jahren----
Die Kameras klickten und blitzten und von allen Seiten.
"Isobel!", rief jemand, "Bitte nocheinmal zur Seite."
Obwohl ich innerlich seufzte, setzte ich ein strahlendes Lächeln auf und drehte mich zur Seite.
"Und zur anderen Seite."
Meine Augen verdrehten sich fast von selber.
Einige Minuten später nahm Kailee meinen Arm und führte mich zur Seite.
"Isobel!"
Ich setzte mir die Sonnenbrille auf, die Kailee mir reichte und lächelte sie erschöpft an.
"Wann kommt der Wagen?", fragte ich die Managerin.
"Er ist schon da.", antwortete Kailee und legte mir meinen Mantel um die Schultern, "Sie haben sich die Pause wirklich verdient."
Ich schlüpfte in die Jacke, "Sie auch, Kailee. Mindestens so sehr, wie ich."
Mir öffnete jemand die Autotür und ich stieg ein.
"Schöne Sommerferien.", wünschte ich und spürte den Ruck, als der Wagen losfuhr.
Mein Kopf sackte gegen die Scheibe und ich seufzte laut auf.
"Ein anstrengender Tag, Miss Jackson?", fragte der Fahrer und grinste amüsiert.
Ich nickte, "Und wie, Jonny."----
"Du bist laut!", schnauzte mein unglaublich freundlicher Nachbar mich an, als ich die Treppe hochstolperte.
"Beruhig dich, Wayn.", meinte ich und schlüpfte aus meinen Schuhen.
"Huch."
Ich stützte mich an der Wand ab und schlängelte mich an Peter vorbei zur Wohnungstür.
"Mal wieder irgendeine beschissene Werbung gedreht?", kam es von hinten.
Ich schnaubte, "Nein. Mal wieder irgendjemanden beschissen belästigt?!"
Seine Tür knallte zu.
Ich rieß die Tür auf und knallte sie wieder ins Schloss.
"Meine war lauter!", brüllte ich und hörte, wie sich die Tür meines Nachbars ein weiteres Mal öffnete, nur um gleich wieder zu zufallen.
"Immer noch!"
Peters Tür ging nochmal auf, "Schlampe!"
"Arschloch!"
"Zicke!"
"Vollidiot!"
"Klappe!"
"Selber!"
"Miststück!", schrie Peter und ich lachte sauer auf.
"Bis morgen!"
Ich ging ins Schlafzimmer und legte die Schuhe zurück in den Karton mit einer der vorbereiteten "Danke"- Karten und ließ mich auf mein Bett fallen.
Peter Wayn und ich, die Kinoberühmtheit Isobel Jackson, pflegten eine ganz besondere Freundschaft, die Andere wohl, wenn sie denn davon wüssten, eher als Feindschaft bezeichnen würden.
Tja, aber es wusste eben niemand davon...
Meine Augen fielen mir zu und entführten mich in die Dunkelheit der Träume, in denen ich niemals in "Pink Dreams" mitgespielt hatte.----
"Also?", fragte Kailee nochmal, "Du hast gesagt, du hast schon jemanden. Wer ist es?"
Ich überlegte fieberhaft, wie ich mich selber ausladen konnte, aber mir fiel nichts ein.
Was sollte ich auch sagen?
'Nein, ich feier keine Jahrhundertwende, sorry.' Oder was?
Nein, das kam nicht in Frage.
"I-ich...", stotterte ich und biss mir auf die Unterlippe.
"Du weißt, dass ich den überprüfen muss. Also? Wie heißt er?", wollte Kailee wissen.
"Peter.", stieß ich hervor, "Peter Wayn."
Und dann war ich kurz davor meinen Kopf auf die Tischplatte zu hauen.
Hatte mein Gehirn mich im Stich gelassen?!
War ich vollkommen irre?!
"Noch nie gehört.", meinte meine Managerin nachdenklich und krizelte den Namen meines endgestörten Nachbarn in ihren Notizblock.
Ich musste ein Stöhnen unterdrücken.
Das hatte ich jetzt davon.
Ich würde wohl oder übel Peter fragen müssen, ob er mich begleitete.----
"Ich?", stieß Peter aus, "Ich soll das machen?! Bist du irre?!"
Ich seufzte, "Nein. Es ist wirklich total dringend."
"Was krieg ich dafür?"
Die Augen verdrehend kramte ich in meiner Tasche, "20 Euro?"
"Pah!", machte mein Nachbar, "Dafür das ich die nächsten Wochen nicht arbeiten kann, weil ich die ganze Zeit kotzen muss?!"
Ich schnaubte, "50?"
Peter wiegte den Kopf hin und her, "Deal."
Er hielt mir die Hand hin, doch ich dachte gar nicht daran, sie zu nehmen.
"Bis dann."----
"Gib her, du Pfosten!", sagte ich so leise, wie möglich und versuchte Peter die Tasche aus der Hand zu reißen.
"Du hast nichts von Tanzen gesagt!", zischte er zurück, "Ich hasse tanzen!"
Ich zuckte die Achseln, "Du kriegst 50 Euro! Also heul nicht rum, ganz ehrlich!"
"Das Geld krieg ich als Entschädigung für deine Gesellschaft.", gab er zurück und riss meine Tasche noch näher an sich.
"Wenn du jetzt gehst-."
Doch da hatte er sich schon umgedreht.
"Ey!", rief ich ihm hinterher, "Ey, da ist mein Handy drin!"
Peter ging weiter.
"Du Idiot!"
Und ich begann zu rennen, was auf hohen Schuhen wirklich eine Kunst war.
"Bleib stehen!"
Ohne darüber nachzudenken schmiss ich Peter ein Brötchen nach.
"Hey!", brüllte er empört, "Der Anzug kommt gerade aus der Reinigung."
Ich lachte diabolisch, "Das ist deiner?!"
Eine Spange rutschte aus meinen Haaren, als ich einem Burger ausweichte.
"Bist du vollkommen dämlich?!"
Statt einer Antwort zischte ein Glas knapp an meinem Kopf vorbei.
Ich rannte schneller, doch Peter war durch eine der Türen verschwunden.
Als ich die rechte Tür aufriss, schrie ich auf.
Peter holte aus und meine Tasche knallte gegen meine Wange.
"Du...!", begann ich und drehte mich um.
"Arschloch?", rief Peter und stürzte mir nach.
"Wichser!"
Ich schlängelte mich durch eine Gruppe Partygäste und versuchte, in der Menge zu verschwinden.
Eine Hand packte meinen Haare und riss mich zurück.
"100 Euro!", zischte Peter in mein Ohr und grinste mich fies an.
"Träum weiter!", gab ich zurück.
Mein Absatz bohrte sich in seinen Fuß und ich rannte weiter.
"Du kriegst keinen Cent!"
Mit einem erschrockenen Aufschrei prallte ich gegen eine Wand aus Fleisch und Knochen.
"Du bist langsam!"
Peter sah mich schief an und packte mich an beiden Schultern, "100."
Unsere Nasenspitzen berührten sich fast, "Nichts."
"100."
"Nein."
"100."
"Vergiss es!"
"100."
Ich lehnte mich noch weiter vor und-
Unsere Lippen trafen sich.
Es war, als wäre ein Vulkan in meinem Inneren ausgebrochen.
Wie ein Platzregen prasselten die Gefühle auf mich ein.
Ich zog mich noch näher an Peter und ließ ihn seine Arme um meinen Hals legen.
Seine Lippen brannten auf Meinen und ich spürte das Blut in meinen Adern pulsieren.
Atemlos stolperte ich zurück.
Ich blinzelte ein paar Mal, bis ich zur Besinnung kam.
"Geht's noch?!"
Meine flache Hand krachte in Peters Gesicht.
"Hä?!", rief er zurück, "Du hast doch auch...!"
"Vollidiot!"
Und damit landeten meine Lippen wieder auf Seinen.----
Man bezeichnete unsere Beziehung als "komisch".
Das Fernsehen lauerte uns auf, um uns zu befragen und versuchte uns auszuquetschen, aber wir sagten nie irgendetwas.
Als Schauspieler hat mans nicht leicht. Sagte Peter immer und wie ich ihm recht gab.
"Die sind halt nunmal langweilig.", zischte er in mein Ohr, "Die haben kein eigenes Leben. Da kann man nichts machen..."
Ich grinste, "Außer abzuwarten, bis sie sterben."Isobel Jackson (Isabel Abedi)
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Lass mich noch 5 Sekunden leben!
AzioneAcht Jugendliche. Zwei Serienmörder. Die komplette Mafia. Nachdem Eliza Miracel und ihre Freunde Zeugen eines Mafiamordes geworden sind, sind sie auf der Flucht. Angst und Dunkelheit folgen ihnen auf ihrer unfreiwilligen Reise und egal wohin sie...