Es gab Dinge, die wollte man nicht erleben und dazu zählte definitiv auch, Zeuge eines Mordes zu werden. Und dann auch noch Kronzeuge!
Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich so viel Angst gehabt.
Commissioner Smith hatte eindeutig versucht, es uns schonend beizubringen, aber jetzt, wo er es tatsächlich aussprach, erfasste ich erst das Ausmaß unseres Erlebnisses.
"Sie sind hier nicht mehr sicher.", sagte er und fuhr sich über seinen Bart, "Überhaupt nicht mehr!"
Julie griff meine Hand und drückte sie, "Und...was heißt das?"
Commissioner Smith sah zu seinen zwei Kollegen hinüber, die ihm zunickten und aus dem Raum gingen.
"Sie sind auf der Flucht.", sagte er, "Sie alle. Vor der Mafia kann sie niemand beschützen."
Ich holte tief Luft und biss mir auf die Unterlippe, um das Zittern zu unterdrücken.
"Ihre Flucht bedeutet; jeglicher Kontakt zu weiteren Freunden und Verwandten ist lebensgefährlich und deshalb verboten. Handys gibt es für sie nicht. Niemand, außer ihnen, weiß ihren genauen Standpunkt.
Allerdings folgt ihnen eine Staffel Spezialeinheiten, die im Notfall eingreifen kann.", sagte Commissioner Smith, "Sonst können wir nichts tun."
Er griff in eine Schublade und zog acht Zugfahrkarten hervor.
"Die gleiche Stadt, wie alle Anderen, aber andere Aufenthaltsorte.", erklärte er, "Wenn jemand ihren Ausweis einfordert sagen sie: Gekappt."
Der Commissioner stand auf, "Mein Beileid. Sobald wir die Täter gefasst haben, können sie wieder zurück kommen."
Zwei Plätze weiter schnaubte Timothy auf, "Niemand von uns wird das überleben! Sie sind irre, wenn sie das denken."
Er schob seinen Stuhl zurück, "Es ist egal, wo sie uns hinschicken. Wir können uns ja nicht mal verteidigen."
Commissioner Smith schüttelte den Kopf, "Wir haben jedes Jahr rückkehrende Flüchtende."
In mir spannte sich alles an
Es gab also doch noch Hoffnung!
"Wie hoch ist die Chance?", hörte ich Dad zwischen den Zähnen herauspressen.
Smith schluckte, "Verschwindend gering. Von 25 Flüchtenden kehren meist nur Einer oder Zwei zurück."
Ich konnte das Beben meiner Unterlippe nicht mehr zurückhalten.
"Das war's!", stieß Micheal aus und vergrub das Gesicht in den Händen, "Da können wir uns auch gleich selber abknallen."
"Hör auf!", stieß Miss Faden aus und strich sich die Tränen von den Wangen.
"Ihnen allen sollte klar sein, dass das ihre beste Chance ist.", meinte der Cop.
"Sterben ist unsere beste Chance?!", schnappte ich und sprang auf, "Micheal hat ja sowas von recht!"
Miss Faden, Marlene und Mom schluchzten auf.
"Ich will nicht sterben.", flüsterte Julie neben mir und ich drückte ihre Hand noch fester.
"Wir schaffen das.", log ich.
"Aber wie?!", rief Alayne aus, "Wie denn?!"
Das war der Moment, in dem Eliza sich zum ersten Mal, seit wir diesen Raum betreten hatten, rührte, "Wir fahren. Natürlich fahren wir! Sonst sind doch unsere Familien in Gefahr."
Es wurde still.
Sie hatte recht.
Für uns machte es keinen Unterschied, wo wir starben.
Es kam viel mehr darauf an, wer mit uns starb.
"Also?", fragte Commissioner Smith,"Wie entscheiden sie?"
Wir sahen einander an; In unseren Blicken die gleiche Angst...die gleiche Panik.
"Wir fahren.", sagte ich schließlich.
"Das ist ein Albtraum.", stieß Mr. Gaps aus, "Ein riesengroßer Albtraum."
Nicht nur für dich. Dachte ich und drehte mich zu meinen Eltern um.
"Mom? Dad?", sagte ich und stand langsam auf.
Meine Mutter löste sich aus ihrer Starre und trat auf mich zu.
Sie strich mir das Haar aus der Stirn und ließ ihre Fingerspitzen über meine Wangen tanzen.
Stumm liefen ihr Tränen über die Wangen.
"Mom?", wiederholte ich, "Mom."
Mit den Händen umschloss sie mein Gesicht, "Oh Carrie!"
Es brach mir das Herz, sie so zu sehen.
"Mom?", wiederholte ich, "Mom, ich liebe dich! Ich liebe dich!"
Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und zog mich und Julie an sich, "Wieso?"
Julie schluchzte auf.
"Mom.", hauchte ich, "Wir müssen gehen."
Und das war es dann.
Wir würden unsere Eltern wahrscheinlich nie mehr wieder sehen.
Die Cops gaben uns keine Zeit, um unsere Sachen zu packen.
Das Einzige, das wir hatten, waren die Sachen, die wir mit ins Kino genommen hatten.
Und was sollte man bitte mit Lipgloss und Taschenspiegel großartiges anrichten?!
Nur Fue trug zusätzlich zu dem gewissen Mädchenkrams, Portemonnaie und Handy noch eine Sonnenbrille und Pfefferspray bei sich.
Commissioner Smith verteilte die Fahrkarten in großen, braunen Umschlägen.
"Macht sie noch nicht auf!", befahl er uns, "Jeder macht seinen allein auf. Es wird nicht über den Inhalt geredet und erst wenn ihr an euren Übernachtungsorten seid, werdet ihr erfahren, wer mit euch übernachtet."
Wir nickten.
Ich sah, wie Eliza ihrer Mutter um den Hals fiel und Diese zu schluchzen begann.----
Ich drängelte mich an einer Frau mit breitem Hintern vorbei zur Klokabine.
Schnell schloss ich die Tür hinter mir und beeilte mich den Umschlag zu öffnen.
Es stank entsetzlich!
Nach Pisse und...anderen Dingen, die man lieber nicht aufzählen wollte.
Nach Oklahoma ging es also...aha.
Ich steckte den Umschlag zurück in meine Tasche und sah zum ersten Mal in den Spiegel.
You're not safe!!!
Ich schrie auf, wirbelte herum und sprang aus der Kabine.
Wie der Wind raste ich durch den Mittelgang des Flugzeuges zu meinem Platz.
"Sie sind hier!", brüllte ich meine Freunde an, "Sie sind hier, in diesem Flugzeug!"
Die Köpfe der Anderen schnellten zu mir und ich sah die blanke Panik in ihren Augen aufblitzen.
Julie vergrub das Gesicht in den Händen.
"Ich will nicht sterben.", flüsterte sie und sah mich durch die Finger hindurch an, "Ich will nicht sterben, Carrie."
"Es wird alles gut, Julie.", flüsterte ich und fuhr mir über die Augen, "Nur, weil sie hier sind, heißt das noch lange nicht, dass sie uns sofort umbringen werden."
Micheal nickte zustimmend, "Wir müssen sie irgendwie abhängen."
Timothy verdrehte die Augen, "Alter, das ist nicht Fortnight! Wir sind Kronzeugen geworden!"
Er nahm meine Hand, "Geht's dir gut?"
Ich nickte benommen, "Ich hab Angst, Tymo. So schreckliche Angst."
Vorsichtig zog er mich an sich und legte schützend die Arme um mich.
Brauchst du nicht.", hauchte er in mein Ohr, "Ich bin hier und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, okay?"
Ich nickte und drückte mich an ihn, "Glaubst du wir kommen je wieder zurück nach London?"
Tymo zuckte die Schultern, "Wer weiß das schon. Aber ich bin mir sicher, dass wir Oklahoma alle wieder verlassen werden."
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Lass mich noch 5 Sekunden leben!
AksiyonAcht Jugendliche. Zwei Serienmörder. Die komplette Mafia. Nachdem Eliza Miracel und ihre Freunde Zeugen eines Mafiamordes geworden sind, sind sie auf der Flucht. Angst und Dunkelheit folgen ihnen auf ihrer unfreiwilligen Reise und egal wohin sie...