Kapitel 4 (Alice)

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Kapitel 4(Alice)

Am nächsten Morgen war ich schon vor dem Sonnenaufgang wach, was mich ziemlich nervte, denn ich brauchte meinen Schlaf und wollte es ausnutzen wenn ich ihn bekommen konnte. Ausserdem hasste ich den Morgen. Er war düster und verschlafen und niemand hatte Lust darauf, sich mit anderen Leuten abzugeben.

Mit einem Blick aus dem Fenster bestätigten sich meine Worte: graue, fette Regenwolken zogen sich über den Himmel bis zu dem Teil des Horizonts, wo eigentlich die Sonne aufgehen sollte. Auch auf der Strasse unter mir war noch nichts los. Hier und da mal ein verlassener Streuner oder einer, der vom Ausgang nach Hause kam und noch vor dem Morgengrauen wieder in sein Bett schlurfen wollte.

Schell schnappte ich mir meine Klamotten und verschwand ins Bad. Nachdem ich mich angezogen und meine Haare gemacht hatte schrieb ich Collin eine Nachricht: «Morgen, gut geschlafen? Hast du Zeit? Trommel die anderen zusammen, ich muss euch etwas erzählen!».

Ich war mir sicher, dass ich ihn mit dieser Nachricht nicht wecken würde, denn Collin war einer der nervigsten Morgenmenschen von denen ich je gehört hatte und immer schon als Erster auf den Beinen. Ich kannte ihn seit ich 9 war und ich habe noch nie verstanden, wie er am Morgen so viel Energie aufbringen konnte. Wie erwartet machte mein Handy schon nach wenigen Minuten Pling und das grüne Lämpchen neben der Kamera zeige mir eine Nachricht an. «GUTEN Morgen, Alice! Klar hab ich Zeit. Um neun im Park?»

«Super! Bis dann!», noch während ich diese Nachricht eintippte griff ich nach meiner Tasche und einem Schirm und war schon halb aus der Tür, als mir einfiel, dass ich Lucy darüber informieren musste wo ich war. Schnell schrieb ich ihr ein Zettel: «Bin im Park mit Collin und Co., ca. um 12:00 zurück!» und legte ihn auf den Schreibtisch.

Im Park war wie erwartet so früh noch nichts los. Nur die Vögel zwitscherten von Zeit zu Zeit und das Bächlein plätscherte leise vor sich hin. Collin wartete schon auf der Wiese und auch Tom und Hazel waren schon zu ihm gestossen. Nun fehlten nur noch Mike, Olive, Emma und Carter.

Wenn man vom Teufel spricht. Alle viel kamen lässig auf uns zu geschlendert: Mike mit seinem obligatorischen Baseball Cap, Olive und Emma wie immer in gestreiften Strumpfhosen und Jeansjacken und Carter und seine Trainerhosen waren auch vereint.

«Hi, meine Schnittchen!», rief Emma über die Wiese hinweg und winkte wie wild mit den Armen hin und her.

«Und, Alice, was ist so wichtig, dass du uns so früh am Morgen aus dem Bett holen musstest?», meinte Carter als er bei uns angekommen waren. Man hörte einen kleinen Vorwurf in seiner Stimme mitschwingen. Er war genauso wenig ein Morgenmensch wie ich. «Ich habe Neuigkeiten über Lucy! Sie hat ein ziemlich grosses Problem.» Ich hoffte der Ernst der Lage würde seinen Vorwurf mir gegenüber ein bisschen lindern. «Ihre Freundin», ich musste mich zusammenreissen, damit die Worte mir nicht im Halse stecken blieben. «Ihre Freundin sie liegt im Koma.» Meine Stimme war nur ein Flüstern als ich die Worte aussprach. Ich schaute zu Boden.

Collin hob mein Kinn, schaute mich an und sagte leise: «Sie wird es schaffen, dafür werde ich sorgen. Selbst wenn ich sie nicht kenne und Lucy auch erst einmal gesehen habe. Ich glaube daran.» Dann nahm er mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Nach und nach kamen auch die anderen der Umarmung hinzu. Zuerst Emma und Olive, dann Tom, Carter, Hazel und Mike. So umarmten wir uns alle zusammen und standen einfach nur da und genossen es.

«Und was machen wir jetzt?», brach Emma die Stille. «Helfen Natürlich!», antwortete Carter darauf und reckte kampfeslustig die Hand in die Luft. Auch Olive stimmte ihm zu: «Logisch, da gibt es keine Widerrede. Die Frage ist nur wie?» da meldete sich Collin, der bisher nur stumm da gestanden hatte, wieder zu Wort: «Ich würde sagen wir checken erst einmal die Lage ab und finden heraus ob und bei was wir überhaupt helfen könnten. Am besten gehen Alice und ich zusammen mit Lucy zu ihrer Freundin.» «Wir müssen sie nur irgendwie dazu bringen uns mitzunehmen», dachte ich laut vor mich hin; «aber mit ein bisschen Überredungskunst werden wir es schon schaffen.» «Na dann, worauf warten wir noch? Ab zu Lucy!»

Es War Einmal (Girl x Girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt