Kapitel 8

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Kapitel 8


"Nein!"

"Wie bitte?" Sie trat einen Schritt näher auf mich zu und warf mir einen warnenden Blick zu, doch ich wich weiter zurück.

"Nein Christina, das geht zu weit. Das mache ich nicht mit!"

"Was ist denn dein Problem!?"

"Das will ich einfach nicht.Da kriegen mich keine zehn Pferde zu."

"Na komm, so schlimm ist es doch nun auch wieder nicht."

"Für dich vielleicht nicht. Kommt gar nicht in die Tüte." Anstatt weiter mit mir zu diskutieren öffnete sie demonstrativ die Tür des grauen Wagens und blickte mich auffordernd an. Wir befanden uns auf dem Parkplatz der Uni und es war ihr Glück, dass einige der vorbeigehenden Studenten schon komisch schauten, denn ansonsten wäre ich nie im Leben eingestiegen und wäre freiwillig mit ihr in die Hölle gefahren. Beim Hinsetzen verzog ich leicht das Gesicht. Obwohl der Sitz sehr komfortabel war, spürte ich den Preis für meine heißgeliebte Herr-der-Ringe-Unterhose immer noch.
Keine Ahnung was mich geritten hatte als ich Richard vorschlug mich mit dem Rohrstock zu schlagen. Wenn ich bis dahin gedacht hatte, es täte mir Leid, dass Christina wegen mir mit dem Rohrstock bestraft wurde, wurde ich gestern eines Besseren belehrt. Es war wirklich ein ganz anderer Schmerz als mit der Hand und ich wusste definitiv was ich vorzog!

Ich beobachtete sie von der Seite, während sie den Wagen geschickt aus der engen Parklücke heraus manövrierte. Sie trug eine Sonnenbrille durch die man ihre Augen nicht erkennen konnte. Die rotbraunen Haare hatte sie ausnahmsweise zu einem sehr legeren Pferdeschwanz gebunden.

"Bitte tu mir das nicht an. Es ist noch nicht zu spät, noch kannst du mich einfach nach Hause fahren.", bettelte ich. Obwohl ich ihre Augen nicht genau sehen konnte, konnte ich erahnen, dass sie die Augen verdrehte.

"Keine Widerworte mehr. Noch ein Wort aus deinem süßen Mund und wir fahren zu Richard ins Büro, damit er die Blessuren auf deinem Hintern nochmal auffrischt." Ich konnte nicht anders und prustete los. Auch sie lachte laut angesichts der Vorstellung wie Richard dreinschauen würde, wenn wir beide in Jeans und T-Shirt bei ihm ins Büro platzten.

"Trotzdem, irgendwie werde ich dir diese Aktion sowas von heimzahlen!"

"Greta!" Es zog verführerisch in meinem Unterleib und ich presste die Beine weit zusammen als sie meinen Namen so warnend aussprach. Verdammt, wie konnte eine einzige Frau eigentlich so heiß sein? Trotzdem war ich in dem Moment nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen. Wie konnte sie mir das antun, obwohl sie ganz genau wusste wie sehr ich darunter leiden würde.
Still vor mich hin grummelnd schaute ich die ganze Fahrt über aus dem Fenster auf meiner Seite und ignorierte ihre Hand, die sich auf mein Knie gelegt hatte.

"Ach komm, es wird schon nicht so schlimm werden."

"Hmpf."



Die Fahrt dauerte etwa 10 Minuten, doch als wir auf dem großen Parkplatz standen konnte ich mich nicht dazu bringen aus eigener Kraft auszusteigen. Erst als Christina den Wagen umrundet hatte, mir die Tür öffnete und mich sogar noch abschnallte, reagierte ich und ließ mich widerwillig aus dem Auto ziehen. Um sicher zu gehen dass ich nicht schreiend reißaus nahm, griff Christina nach meiner Hand und zog mich zielstrebig auf das große Gebäude zu.

"Apfel, Apfel, Apfel!", jammerte ich. Sie blieb stehen und drehte sich zu mir um. Ich war etwas überrumpelt, als sie mich küsste und ihre Hand dabei auf meine Wange legte. Sofort führten kleine Ameisen wieder einen Stepptanz in meinem Inneren auf. Für Außenstehende sah es vermutlich wie ein ganz normaler liebevoller Kuss aus, doch ich zuckte zusammen als sie mir fest in die Unterlippe biss und meine Wange etwas stärker tätschelte als vielleicht unbedingt Not getan hätte.

"Na komm, reiß dich ein bisschen zusammen, ja? Außerdem sollst du dein Safewort nur benutzen, wenn es wirklich ernst ist." Ich fuhr mit der Zunge über meine geschwollene Unterlippe und sah sie mit glasigem Blick an.

"Es ist todernst.", krächzte ich und sah, wie sich ihr Blick verdunkelte.

"Oh du siehst gerade wirklich zum anbeißen aus." Einem spontanen Strategiewechsel folgend trat ich wieder näher an sie heran und legte meine Arme um ihren Nacken.

"Wir könnten zu dir fahren und lieber etwas ganz anderes machen.", schlug ich mit einer, hoffentlich anrüchigen, Stimme vor. Sie lachte und gab mir ein Küsschen auf die Nasenspitze.

"Träum' weiter Kleine, wir ziehen das jetzt durch."


Sie drehte sich um und zog mich weiter hinter sich her. Erst als ich sah wie ein älteres Ehepaar uns mit einem Kopfschütteln finstere Blicke zu warfen fiel mir auf, dass es eigentlich gar nicht "normal" war, wenn zwei Frauen sich in der Öffentlichkeit küssten und Zärtlichkeiten austauschten.
Obwohl ich mir normalerweise immer den Kopf darüber zerbrach, was wer wie und wann über mich dachte, musste ich überrascht feststellen, dass es mir in diesem Fall egal war. Es fühlte sich so unglaublich natürlich an, in der Öffentlichkeit mit Christina Hand in Hand zu gehen, sie zu küssen und von ihr geneckt zu werden, dass es mich nicht kümmerte, ob andere das gut fanden oder nicht. Ich grinste bei dem Gedanken daran, was die beiden Rentner wohl sagen würden wenn sie wüssten, dass hier noch eine dritte Partei im Spiel war und was wir wirklich immer so hinter verschlossenen Türen trieben.

"Na geht doch.", kommentierte Christina mein Grinsen. Mit einem ergebenen Seufzer betrat ich hinter ihr das große Einkaufszentrum.



"Du kannst dir wirklich etwas darauf einbilden, dass ich das hier mit dir mache.", meinte ich als wir vor einer der Boutiquen standen und ehrfürchtig die gläserne Fassade musterten.

"Du bist die erste Frau die ich treffe, die derart allergisch auf shoppen reagiert." Ihr Arm lag auf meiner Hüfte und sie presste mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich liebte diese ganzen kleinen Zärtlichkeiten von ihr, war praktisch süchtig danach.

"Na komm." Wieder meine Hand ergreifend ging sie voran in den schicken Laden.

Vier Hosen, drei Kleider und gefühlte 100 Blusen später hätte ich mir freiwillig mein eigenes Grab geschaufelt, wenn ich nur einen Spaten dabei gehabt hätte. Brav saß ich auf einem der Stühle vor den Umkleiden, sagte bei jedem Kleidungsstück dass es ihr ausgezeichnet stand - was die Wahrheit war, auch wenn sie mir das irgendwann nicht mehr glaubte -, holte die Sachen in anderen Größen und friemelte alles zurück auf seine Kleiderbügel.
Mehr als einmal forderte sie mich auf doch auch etwas anzuprobieren, doch ich lehnte entschieden ab. Ich fand nichts daran. Wieso sollte ich mich in die ganzen Sachen rein quälen, von denen ich mir eh nichts leisten konnte, oder eher wollte. Christina kaufte eine Stoffhose und eine weiße Bluse, bevor wir den Laden endlich verließen.

"Oh schau mal, wir waren so lange da drinnen, es ist in der Zwischenzeit Weihnachten geworden.", rief ich gespielt überrascht und deutete auf eine riesige Tanne die aus irgendeinem Grund mitten im Einkaufszentrum stand.

"Ha ha.", machte sie und boxte mir auf den Oberarm. Das ließ mich doch wieder grinsen.

"Bist du jetzt fertig?"

"Noch nicht ganz." Wir schlenderten an den verschiedenen Schaufenstern vorbei, doch Christina schien etwas bestimmtes zu suchen. Als sie mich schließlich in einen absolut grässlich aussehenden Skatershop zog dachte ich erst, es sei ein schlechter Witz von ihr. Eben noch waren wir in dieser Boutique in der alles mehr kostete als ich in einem Monat zur Verfügung hatte, die Verkäuferinnen alle Botox in den Lippen hatten und klassische Musik im Hintergrund dudelte und jetzt befanden wir uns in diesem kleinen, viel zu voll gestellten Skatershop! Der Verkäufer hinter der Theke schien ähnlich irritiert. Er trug eine schwarze Cappie - warum nochmal waren Kerle der Meinung das sehe gut aus? - und ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck irgendeiner Metalband. Mit seinem Gesicht wäre er durch keine Flughafenkontrolle gekommen vor lauter Metall.

"Äh...kann ich euch helfen?", fragte er etwas unbeholfen, wobei ich was er sagte von seinen Lippen ablesen musste, denn das komische Gitarrengeschrammel das im Hintergrund lief war viel zu laut.

"Wir schauen uns nur um, danke!", brüllte Christina und zog mich scheinbar interessiert die Regalreihen entlang.

"Was wollen wir hier?" Eigentlich hatte ich vorgehabt die Worte zu flüstern, doch bei der Lautstärke der Musik musste ich auch mehr oder weniger schreien, wobei ich trotzdem bezweifelte, dass mich der Verkäufer gehört hatte.
Anstatt mir zu Antworten ging sie eine Regalreihe entlang und griff sie von jedem T-Shirt Stapel das oberste, ohne auf die Größe zu achten, und warf es sich über den Arm. Perplex folgte ich ihr in den hinteren Teil des Shops, wo man um die Ecke bog, nur um dann vor zwei winzigen Umkleiden zu stehen.

"Ist das jetzt echt dein ernst?" Keine Ahnung ob sie mich einfach nicht hörte, oder mich bewusst ignorierte, doch sie ging einfach in die Umkleide und zog den Vorhang hinter sich zu. Hier gab es nicht einmal einen Stuhl zum hinsetzen. Völlig ungehemmt stieß ich einen frustrierten Laut aus und lehnte mich mit verschränkten Armen gegen die Wand in meinem Rücken.
Es dauerte nicht lange, da ertönte aus der Umkleide ein: "Kannst du mir mal bitte helfen?" Ich runzelte die Stirn. Was war denn so schwer daran ein T-Shirt über zu ziehen? Ich trat an die Umkleide heran und zog den Vorhang ein Stück zu Seite um hinein spähen zu können. Christina stand in schwarzer Jeans und BH vor mir.

"Kannst du den bitte kurz aufmachen?" Wieso genau wollte sie diese schrecklichen Shirts jetzt ohne BH anprobieren? Und seit wann kam Frau nicht mehr alleine aus ihrem BH raus? Ich zuckte mit den Schultern. Zum ersten Mal verstand ich wirklich die Männer mit ihrem "Da versteh' mal einer die Frauen".

"Komm am besten eben rein.", meinte sie. Hatte sie etwa Sorge, dass jemand vorbeikommen und sie in Unterwäsche sehen könnte? So beliebt war dieser kleine, ohrenkrebsverursachende, nicht gerade hygienische Skaterladen nun auch nicht! Wenig von der ganzen Situation überzeugt trat ich zu ihr in die Umkleide und schloss den Vorhang hinter mir.
Ich hatte gerade nach den beiden zusammenlaufenden Haltern ihres BHs gegriffen, als sie urplötzlich herumwirbelte und mich küsste.

"Was zum -" ihre Lippe erstickten meinen Protest. Ihre warmen Hände fuhren mein Gesicht entlang und strichen mir die Haare aus dem Gesicht, bevor sie tiefer wanderten und über meinen unteren Rücken wanderten. Der Kuss überrumpelte mich derart, dass ich eine ganze Weile brauchte bevor ich reagierte und ihre Leidenschaft eher zaghaft erwiderte. Noch immer war ich etwas unbeholfen wenn es um Christina ging. Sie zu küssen war so viel anders als einen Mann zu küssen. Ihre Schultern waren nicht breit und luden zum festhalten ein, sondern schmal und weich und wollten viel lieber liebkost werden. Meine Finger fuhren die Linien ihres Schlüsselbeins nach und ich spürte voller Genugtuung wie ein Schauder durch ihren Körper lief. Ich ächzte als sie mich mit Nachdruck gegen die Wand der Kabine drückte.

"Zieh deine Hose aus.", flüsterte sie an meinen Lippen. Meine Augen wurden groß. Hier!? Anscheinend missfiel ihr, dass ich nicht sofort reagierte, denn ihre langen Finger legten sich um meine Kehle. Sie drückte nicht zu, doch die Drohung war mindestens genauso exquisit und ich spürte, wie ich immer feuchter wurde. Mein Hals war so unglaublich empfindlich, ein simples Auf- und Abstreichen ihres Daumens genügte um mich endgültig nass zu werden. Ich konnte nicht anders als ihr mein Becken entgegen zu schieben. Ich konnte mich nicht entscheiden ob das Brennen das ich zwischen meinen Beinen spürte das köstlichste Gefühl oder die größte Qual der Welt war.

"Deine Hose. Jetzt." So erregt wie ich war hätte ich vermutlich alles gemacht was sie in dem Moment von mir verlangte.
Meine Hände zitterten als ich den Knopf meiner Hose öffnete und den Reißverschluss nach unten zog, bevor ich sie umständlich von den Beinen strampelte. Sofort drückte sie mich wieder gegen die Kabinenwand und küsste mich gierig. An meinen Beinen spürte ich, dass sich ein großer feuchter Fleck in meinem Slip gebildet hatte.
Ich stöhnte in den Kuss als ich ihre Hand auf meiner Hüfte spürte. Sie hakte den Finger in den Bund meines Slips und fuhr ihn der Länge nach ab. Ich wimmerte als sie dabei über meine Bauchdecke strich. Wie gut, dass die Musik in diesem Laden so unglaublich laut war.
Sie saugte und knabberte an meinem Hals, arbeitete sich nach oben und küsste mich am Ohr, bevor sie mit rauer Stimme wisperte: "Bist du feucht?" Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte.

"Gut." Ich war etwas verwundert als sie sich umdrehte und hinab zu ihrer Handtasche beugte. Als sie sich wieder zu mir herumdrehte hätte ich schwören können, dass mein Mund aufklappte. Sie hielt tatsächlich einen Vibrator in der Hand. Automatisch huschte mein Blick zu dem Vorhang hinüber und sie erriet meine Gedanken. Ein böses Lächeln legte sich über ihre Lippen. Sie trat wieder auf mich zu und drückte mir ihren Unterarm auf den Brustkorb, um mich so einhändig gegen die Wand zu pinnen. In der anderen Hand hielt sie das Spielzeug und schob es ohne zu zögern zwischen meine Beine. Ich japste auf und lehnte den Kopf in den Nacken als sie ihn anschaltete. Das leise Vibrieren ging mühelos in dem lauten Kreischen der Gitarren und den tiefen Bässen unter.
Verzweifelt klammerte ich mich an ihrem Arm fest, während meine Beine begannen zu zittern. Die direkte Stimulation an meiner Klitoris fühlte sich so gut an, dazu kam der Mind-Fuck der Situation, die Angst erwischt zu werden, der Hauch des Verbotenen, und es dauerte nicht lange bis ich spürte, wie sich sämtliche Muskeln in meinem Körper anspannten. Ich biss die Zähne aufeinander und schloss die Augen.

"D-Darf ich....ah...darf ich kommen?", presste ich mühevoll hervor. Sie hatte es zwar nicht ausdrücklich gesagt, aber ihr fordernder Griff, die dominante Überlegenheit in ihrem Blick und meine Erregung riefen in mir das instinktive Bedürfnis hervor, um Erlaubnis zu bitten.
Ihre Augenbrauen wanderten nach oben und ihr süffisantes kleines Grinsen machte mich noch geiler als ich ohnehin schon war. Ich hatte das Gefühl, jedes meiner Nervenenden würde einzeln gereizt.

"Warum sollte ich dich kommen lassen? Weil du dein Bestes gegeben hast mir die Shoppingtour zu versauen?" Entgeistert blickte ich sie an. Ich war so kurz davor, so nah dran. Es wäre so einfach, jetzt loszulassen und mich dem Höhepunkt hinzugeben, doch ich wollte sie nicht enttäuschen. Stattdessen versuchte ich verzweifelt an irgendetwas unerotisches zu denken. Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit, Schuld, Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit, Schuld. Ich ratterte das Grundprüfungsschema in meinem Kopf auf und ab, aber es half nichts. Ich wusste, dass ich es nicht mehr lange zurückhalten könnte.

"Bitte Christina, bitte.", bettelte ich stattdessen.

"Wenn ich dich kommen lasse, versprichst du dann, das nächste Mal etwas dankbarer zu sein, wenn ich mit dir shoppen gehen will?", fragte sie in arrogantem Tonfall und in dem Moment hätte ich ihr sogar versprochen mit ihr zum Mond zu fliegen.

"Ja, ja, ja!"

"Du darfst." Sie gab mir die Erlaubnis keine Sekunde zu früh. Ich spürte wie meine Nerven sich ein letztes Mal fast schmerzlich zusammenzogen, bevor sich alle Muskeln auf einmal entspannten und mich ein unglaublicher Orgasmus durchlief. Zum ersten Mal wusste ich wirklich zu schätzen, dass ich beim Sex relativ leise war. Ich stöhnte leise und atmete abgehackt, während mein Becken unkontrolliert zuckte und wieder einmal erwies sich, dass Christina stärker war als sie aussah, denn sie hielt fast mein ganzes Gewicht gegen die Wand gedrückt, weil meine Knie so ziemlich ihren Dienst versagt hatten. Meine Beine zitterten und ich spürte ein dumpfes Pochen tief in meinem Inneren.

"Das...war...danke.", japste ich erschöpft und strich mir die Haare aus dem Gesicht, bevor ich noch einmal die Augen schloss und kurz durchschnaufte.

Mein Herz setzte für eine Sekunde aus und hätte Christinas Hand sich nicht instinktiv über meinen Mund gelegt hätte ich vermutlich geschrien, als jemand laut von außen gegen die Kabinenwand klopfe.

"Äh, ist bei euch alles in Ordnung? Kann ich irgendwie helfen?" Diesmal fing ich an zu zittern, weil das Adrenalin durch meine Adern schoss. Scheiße! Christina fing sich hingegen relativ schnell und rief mit erstaunlich fester Stimme: "Alles gut, aber danke. Ich bin gleich fertig."

"Äh....okay." Es war schwer zu sagen, aber ich vermutete, dass er sich wieder verzogen hatte. Unsere Blicke trafen sich und wir fingen beide gleichzeitig an laut zu lachen.


Als wir wenig später gemeinsam aus der Umkleide traten grinste Christina immer noch breit und ich musste immer noch kichern wie ein kleines Mädchen. Arm in Arm verließen wir den ramschigen Skatershop und prusteten immer wieder gemeinsam los. Ich hatte absolut nicht mit ihrem kleinen Überfall gerechnet und im Nachhinein konnte ich sagen, dass es definitiv eine der aufregendsten Sachen war, die ich je gemacht hatte.

"Weißt du, vielleicht ist Shoppen ja doch gar nicht so übel.", gluckste ich irgendwann und knuffte sie liebevoll in die Seite. Sie grinste breit.

"Na das will ich doch aber meinen."

"Sind wir dann trotzdem bald mal fertig?"

"Der Vorsatz hat ja lange gehalten.", lachte sie. "Keine Angst, wir sind fast durch. Aber wir haben immer noch nichts für Samstag für dich gefunden."



"Ich habe wirklich genug Klamotten zu Hause.", meinte ich skeptisch, als ich kurze Zeit später vor Christina in einem unglaublich kurzen schwarzen Kleid hin und her marschieren musste. Dieser Laden war wesentlich angenehmer als der Skaterladen von eben, auch wenn mir die Preisklasse wieder nicht so ganz behagte. Christina hatte mir einen schwarzen Fummel heraus gesucht, der für meinen Geschmack viel zu kurz war - es reichte mir gerade mal bis auf die Oberschenkel. Es war schlicht schwarz mit T-Shirt-Ärmeln in Netzoptik und zwischen Unterbauch und Brustansatz war es fast durchsichtig, auch hier befand sich lediglich Netz.

"Also ich finde du siehst darin ausgesprochen heiß aus.", kommentierte sie und sofort wurde ich rot und ließ mir vorsichtshalber ein wenig die Haare ins Gesicht fallen, damit sie nicht sah wie verlegen mich das machte.

"Ich helfe dir beim ausziehen.", meinte sie laut und schob mich betont auffällig vor sich her in die Umkleide. Niemand beachtete uns wirklich. Immerhin war es nichts ungewöhnliches, dass zwei Frauen gemeinsam in ein und derselben Umkleide verschwanden.
Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich zu ihr herum. Ich rechnete halb mit einer Wiederholung und meine Mitte, die noch immer leicht pulsierte, zog sich erwartungsfroh zusammen. Christina zwinkerte mir keck zu.

"Keine Angst, die Musik ist hier nicht laut genug." Das hinderte sie allerdings nicht daran, mich zu umarmen und ihre Hand unter den Saum des Kleides zu schieben. Ich versteifte mich und wurde augenblicklich wieder super erregt, als sie mich einfach nur an der Innenseite meines Oberschenkels streichelte.

"Aber mal ernsthaft, das Kleid steht dir sehr gut und ich denke, Richard wird es gefallen." Ich seufzte ergeben. Wenn wir dann endlich nach Hause konnten, war das wohl eine Pille die ich schlucken musste. Der Gedanke an den Preis des Kleides verursachte mir leichte Kopfschmerzen. Ich gab sehr sehr ungern Geld für Klamotten aus - nicht dass ich unbedingt am Hungertuch nagte, aber ich fand einfach, dass ich genug Klamotten zu Hause hatte und jede weitere Ausgabe erschien mir irgendwie unnötig. Aber naja, ausnahmsweise wäre das schon in Ordnung.

"Gib mir schonmal das Kleid und den Kleiderbügel, dann kannst du dich in Ruhe wieder anziehen." Ich tat was sie wollte und schlüpfte wieder in meine Jeans - ein weiterer Teil den ich am Shoppen hasste, das anschließende Anziehen der eigenen Klamotten - und meine anderen Sachen, bevor ich aus der Kabine trat. Zunächst war Christina nirgends zu sehen, doch schließlich entdeckte ich sie bei den Kassen. Sie würde doch wohl nicht...!? Da ich nicht wie eine vermeintlich Geisteskranke durch den Laden rennen wollte, eilte ich stattdessen gezielt auf sie zu. Doch ich war nicht schnell genug und musste mit ansehen, wie sie zwei Geldscheine aus dem Portemonnaie zog und der Kassiererin reichte. Da ich vor der Frau keine Szene machen wollte, stellte ich mich einfach sehr dicht neben Christina und zischte: "Was machst du denn?"
Mich mal wieder ignorierend verabschiedete sie sich mit einem freundlichen Lächeln, nahm die Papiertüte mit dem Kleid darin von der Theke und ging ein paar Schritte von der Kasse weg, um ihre Geldbörse in Ruhe in ihrer Tasche zu verstauen.

"Hier, ich gebe dir das Geld wieder.", murmelte ich beschämt und meine Hand wanderte zu meiner eigenen Tasche, wurde jedoch von ihr abgefangen.

"Nichts da. Das ist ein Geschenk von mir.", sagte sie bestimmt und ich blickte beschämt zu Boden.

"Das brauchst du aber nicht.", nuschelte ich. Ich wollte nicht, dass sie das Gefühl hatte mir etwas schenken zu müssen. Außerdem fühlte ich mich plötzlich schlecht, weil ich Angst hatte, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie mich zum Schoppen gezwungen hatte. Ich blickte auf als ich ihren Finger sanft aber bestimmt an meinem Kinn spürte.

"Hey.", sie lächelte mich aufmunternd an. "Ich denke nicht, dass du es nicht selbst hättest zahlen können, aber ich möchte dir gerne ein Geschenk machen, also mach's jetzt bitte nicht kaputt, ja?" Nun musste ich doch auch wieder schmunzeln.

"Danke.", sagte ich aufrichtig und sie strahlte.

"Na also." Wie selbstverständlich griff sie wieder nach meiner Hand als wir nach draußen gingen.

"Was meinst du, fahren wir zu uns und machen da weiter wo wir vorhin aufgehört haben?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 05, 2018 ⏰

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