Fans

1.8K 157 44
                                    


Ich knabberte an meinem Strohhalm, von meiner Cola und schaute gebannt, wie der Mann im Film das Mädchen retten wollte. Ich lehnte mich zu Manuel rüber. „Denkst du, er schafft es?", flüsterte ich ihm zu. Ein nicken seinerseits, gab mir die Antwort. Und nur paar Sekunden später, war das Mädchen gerettet. Manuel wackelte mit seinen Augenbrauen, was mich grinsen ließ. „Du hattest wirklich recht." Auch er grinste breit, als würde er sich nicht nur darüber freuen, dass er recht hatte, sondern auch darüber, dass ich ihn ohne Worte verstanden hatte.

Ungefähr eine halbe Stunde später, begann der Abspann und wir verließen den Kinosaal. „Geiler Film.", sagte ich und schlürfte noch den letzten Schluck Cola aus dem großen Becher, ehe ich ihn in den Müll warf. Manuel stand neben mir, zeigte erst auf sich und dann hinter mir. Ich drehte mich um. „Oh, ja ich warte.", meinte ich, als ich sah das er auf die Toiletten deutete. Dankbar nickte er und ging zu den Türen. Hinter einer verschwand er.

Als ich dort stand und auf ihn wartete, kam eine kleine Gruppe Mädchen auf mich zu. Kichernd, tuschelnd, total aufgeregt. „Hallo, bist du Paluten?", fragte die eine. Ich schätzte sie auf gerade Mal fünfzehn Jahre. „Wollt ihr ein Foto?", fragte ich höflich. Auch wenn ich hier in einer privaten Situation war, war es okay, weil sie mich so lieb fragten. Das Mädchen nickte eifrig und auch ihre Freundinnen. Und so machte ich paar Fotos und gab noch ein Autogramm mit einem Kugelschreiber, den das eine Mädchen in ihrer Handtasche hatte. Was das weibliche Geschlecht nur immer bei sich trug. Unglaublich. Mir reichte mein Schlüssel, Handy und Portemonnaie. Mehr brauchte man doch gar nicht.

„Ich liebe deine Videos.", sagte die eine brünette, nachdem wir uns umarmt hatten. Komplimente freuten mich immer, jedoch war es schwer damit umzugehen. „Freut mich.", antwortete also nur. Und kurze Zeit später gingen sie mit roten Wangen und Gekicher wieder weg. Als ich mich suchend umdrehte, sah ich Manuel auf einen der schwarzen Sofas sitzen. Den Blick in meine Richtung.

Schnell trabte ich zu ihm und ließ mich ihm gegenüber auf ein anderes Sofa fallen. „Tut mir leid, das waren Fans. Ich kann die nicht einfach so abwimmeln.", erklärte ich mich. Es war unhöflich von mir, ihn so sitzen zu lassen.

Manuel musterte mich fragend. „Wieso ich Fans habe?", sprach ich seine Frage aus, weswegen er nickte. „Nun ja, kennst du YouTube?", fragte ich weiter. Wieder ein nicken. „Ich lade dort Videos hoch und bin da relativ bekannt und werde ab und zu erkannt.", erzählte ich. Schnell zückte er sein Handy, tippte was ein und reichte es mir. Ich musste Lachen, als ich sah was er schrieb. Als ich aufsah, sah ich in ein Breit grinsendes Gesicht. Was ein schönes Grinsen. „Ein Autogramm?", fragte ich ungläubig. Sein grinsen entwickelte sich. Ein Stummes Lachen kam aus ihm. Man sah, wie seine Schultern sich bewegten, ebenso sein Brustkorb und sein Kehlkopf. Doch kein Ton aus seinem Hals. „Willst du auch ein Foto als Erinnerung an unser erstes Treffen?", fragte ich scherzhaft. Er biss sich noch immer grinsend auf die Unterlippe, stand auf und setzte sich neben mich. Dann hob er sein Handy hoch, wo die Innenkamera schon an war und schoss ein Foto.

Unser erstes Foto. Vermutlich freute es mich mehr, dass ich ein Foto mit ihm hatte, einen halb fremden den ich glaubte zu lieben. „Schick mir das.", sagte ich lächelnd, als er seinen Arm wieder sinken ließ. Er nickte.

Wir verließen das Kino, nachdem er mir das Bild geschickt hatte und ich auch nochmal für kleine Königstiger gewesen war. „Willst du noch was Essen?", fragte ich, als wir durch die Straßen schlenderten. Er schüttelte seinen Kopf. „Willst du nach Hause?", fragte ich weiter. Er schaute auf sein Handy. Dann ein nicken. Irgendwie war ich darüber enttäuscht. Doch es war schon spät und ich wusste ja nicht, ob er morgen früh Aufstehen musste. „Ja okay. Kann ich dich noch begleiten?", fragte ich noch weiter. Wieder ein Kopfschütteln. Dieses Mal aber begleitet von einem Lächeln. Er zeigte auf die Busstation, die sich fast neben uns befand. „Oh, ja klar.", beschämt grinste ich. „Also sehen wir uns morgen Abend. Ich werde da sein." Lächelte ich. Manuel breitete seine Arme aus und Umarmte mich. Wunderschöner Moment. Wunderschöner Abend. Auch, wenn wir uns kaum berührt hatten. Er war bei mir, ich konnte ihn sehen, ihm nahe sein. Bei ihm sein. Und es war wunderbar, ihn kennenzulernen.

Kurz vor Mitternacht schmiss ich mich in mein Bett. Ich war noch was essen gewesen, da ich doch einen großen Hunger bekommen hatte. Ebenso hatte ich noch mit einem Kumpel telefoniert, der wohl bald Heiraten würde. Ich freute mich für ihn, allerdings war ich etwas eifersüchtig. Ich würde auch gerne Heiraten, allerdings liebte ich einen Mann. Ich würde vermutlich nie jemanden finden, der für immer an meiner Seite blieb.

Müde sah ich auf mein Handy, wo ich das Bild von Manuel und mir offen hatte. Ich würde es mir Ausdrucken und in einen Bilderrahmen tun. Gleich neben dem Autogramm von ihm. Ich lächelte und schloss die Augen. In meinem Kopf spielte sich ein Video ab von Manuel, wie er lachte. Er wirkte so zufrieden mit sich. Und diese Glückseligkeit machten ihn noch so viel mehr attraktiver, als er eh schon war. Nicht nur sein äußerliches war wunderschön, sondern sein innerliches, sein Charakter auch.

Wiedermal spürte ich, wie sehr ich mich in ihn verliebt hatte.

Der Pianist / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt