New World

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Berlin, Mai 2018

Lustlos stopfte ich das Jeanshemd in die dunkle Stoffhose. Ich sah seltsam aus, überhaupt nicht wie ich selbst. Aber das war wohl auch das Ziel. Man hätte mir irgendwelche Sachen gebracht die ich anziehen sollte. Heute würde ich außer Landes gebracht werden. Meine Verletzung war so gut wie verheilt und ich war entlassen, nur leider nicht in die Freiheit.

Ich vermisste Melli und meinen Sohn so sehr, das es schon körperlich weh tat. Ich hatte nichts was mich auch nur ein wenig an meine Familie erinnern könnte, nur meine eigenen Gedanken. Ich hätte wirklich tot sein können und niemand würde es merken. Es war ein schreckliches Gefühl.  Mika hatte mir vor zwei Wochen berichtet, das die Asche, die angeblich meine sein sollte an Melli übergeben worden sei. Ich verstand mich gut mit Mika aber dieses Gespräch was wir führten war mehr als Makaber.

Es klopfte kurz und Mika kam dann rein "Hey Samu hast du alles?", fragte er, es wurde schon dunkel draußen.  Ich lachte kurz auf "Mika ich hab doch nichts. Jedenfalls nichts das es wert wäre es mitzunehmen.", sagte ich. "Es tut mir echt leid. Es muss schwer sein, seine Familie einfach hinter sich lassen zu müssen.", er setzte sich auf das Bett. "Soll ich dir was sagen?", fragte er. Ich blieb am Fenster stehen und sah ihn abwartend an. "Deine Frau ist wieder Schwanger, sie ist bestimmt schon im 5. Monat. Das heißt du wirst noch einmal Vater und Samu ich wünsche mir echt für dich, das du die Geburt deiner Tochter miterleben darfst", er sah mich aufrichtig an. Das war der Moment in dem ich zum ersten mal von meiner Tochter erfuhr. Doch ich konnte mich nicht wirklich freuen, denn ich konnte die Freude auf unser Mädchen nicht mit Melli teilen.

"Hier das hab ich für dich mitgehen lassen", er zog ein zerknittertes Foto aus seiner Hosentasche. Es zeigte Melli mit Babybauch und Eljas stand neben ihm, ihr Arm um seine kleine Schulter. Ich steckte es schnell ein. "Ich danke dir", sagte ich und nahm die kleine Tasche mit Sachen, die eigentlich gar nicht meine waren.

Bei einer Nacht und Nebel Action fuhr mich Mika nach Tegel. Ich wurde zu einem Privaten Terminal gebracht und mit drei Begleitpersonen zu dem kleinen Jet, der mich hier weg bringen sollte. Es war Stockfinster und ich stand mit Mika allein auf der Rollbahn.

"Na dann es wird Zeit", sagte Mika, ich nickte nur sah mich nochmal um und zog Mika in die Arme "Mach's gut. Vergiss mich nicht und hab ein Auge auf meine Familie wenn du wieder in Finnland bist", damit lies ich ihn los und betrat das Flugzeug. Ich wusste nicht wo es für mich nun hingehen würde und ich hatte Angst. Angst vor dem allein sein, Angst alles wichtige im Leben der Menschen zu verpassen, die ich so sehr liebte und Angst davor ins unbekannte zu steuern und nicht zu wissen wann ich zurück könnte.

Neverending FairytaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt