Zehn

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Es war ganz still, als Ruby die beiden entdeckte. Der Cop, der sie vor einem Monat beinahe verhaftet hätte und ein Kollege standen im Schatten einer schmalen Gasse und schienen nur darauf zu warten, dass sie unvorsichtig wurde.

Da konnten sie lange warten.

Sie sprang von einem Dach zum nächsten und überlegte, wie sie denn beiden am besten das Geld anknüpfen konnte.

Plötzlich hörte sie Rufe. "Das ist sie!" Dann ertönte ein Schuss. Er traf nicht, aber die Patrone bohrte sich nur wenige Zentimeter entfernt in einen Metallschacht neben ihr.

"Was soll der Scheiß, Juan!?", hörte sie eine zweite Stimme rufen, die sie sofort wiedererkannte. Der Cop, der sie fast verhaftet hätte!

Noch zwei Schüsse.

Dann Stille.

Dann noch einer.

Und diesmal traf er sein Ziel.

Keuchend ging Ruby in die Knie. Die Kugel hatte sie nur an der Seite gestreift, aber so konnte sie nicht gehen.

"Scheiße! Scheiße! Scheiße!", fluchte sie. Die würden hier hoch kommen und es zu Ende bringen.

Tatsächlich bekam sie noch einen verzerrten Wortwechsel zwischen den beiden mit, eher es unter dem Haus, auf dem sie festsaß, raschelte und sich kurz darauf eine Gestalt zu ihr aufs Dach schwang.

Auch wenn es ihr gegen eine Pistole nicht viel nutzte, zog sie eins ihrer Messer. Die Gestalt richtete natürlich auch eine Waffe auf sie.

Er trat ins Licht. Es war der Comisario vom letzten Mal. "Lassen Sie das Messer sinken!", rief er. "Ich hab nicht vor, Sie zu erschießen!"

"Aber Ihr Kollege!", schrie sie zurück. Er trat noch etwas näher und steckte langsam seine Pistole weg.

"Sehen Sie? Ich will mir nur Ihre Wunde ansehen." "Ich brauch Ihre beschissene Hilfe nicht! Ihr Kollege kommt sicher gleich von weiß der Teufel wo hierher und der erschießt mich ganz sicher."

"Tut er nicht!" "Ach ja? Und eben vorhin hat er eine Unbewaffnete ohne Grund angeschossen!"

"Schön, Sie haben gewonnen! Aber ohne Hilfe kommen Sie hier so oder so nicht runter! Also lassen Sie sich helfen oder ich ganz für nichts garantieren, wenn Juan zurückkommt."

Sie gab sich geschlagen. Er hatte Recht. "Gut.", grummelte sie.

Er hockte sich neben sie. Die Kugel hatte sie an der Taille getroffen. "Darf ich?", fragte er und griff zum Ende ihres T-Shirts. Als sie ihn nur böse anfunkelte, seufzte er.

"Ich muss mir das genauer ansehen, sonst kann ich dir nicht helfen." Sie fragte sich, seit wann sie denn mit ihm bei Du war, verkniff sich aber eine Bemerkung und nickte.

Vorsichtig zog er den Stoff hoch und begutachtete die Wunde genauer. "Streifschuss. Muss aber genäht werden."

"Ich bin am Arsch.", murmelte sie. "Wie bitte?" "Sehen wir hier in den Slums vielleicht aus, als könnten wir chirurgische Eingriffe vornehmen?", fauchte sie. 

Er hob abwehrend die Hände. "Schon gut. Ich ruf einen Krankenwagen." "Nein! Die melden das und früher oder später lande ich ja doch im Knast." 

"Falls es dir noch nicht klar geworden ist," Er deutete auf seine Marke. "es ist mein Job." "Dann lass mich hier verbluten! Lieber das, als mich im Knast von den anderen zerfetzen oder mich von einem Wärter verprügeln zu lassen! Und erzähl mir nicht, dass es in kubanischen Gefängnissen so zugeht!"

Er fuhr sich genervt durch die Haare. "Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun!?" Langsam wurde ihr durch den Blutverlust schwarz vor Augen. Vielleicht waren es auch die Schmerzen.

"Gib mir bis morgen früh Zeit. Dann beweise ich dir, dass es nicht falsch ist, was ich tue. Aber vorher flick mich erst mal wieder zusammen."

Robin Hood (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt