Nach diesen quälend langen sechs Stunden war ich grade aus dem Gebäude getreten, als ich Mum auch schon mir zuwinken sah. Ich ging zu ihr und sah, das sie sehr aufgeregt war. „Gut, dass du da bist Annie. Du tust mir ja so leid Schätzchen. Luke wurde zu uns gebracht. Na gut, in eine andere Abteilung. Erst dachte ich, dass es ein Fehler wäre aber dann hab ich es erfahren und es ist so schrecklich!" meinte sie und umarmte mich. Ich umarmte zurück und fing nun endlich an zu weinen. Er wird vermutlich nicht mehr lange leben. Und das war in gewisser Weise meine Schuld. Hätte ich einen anderen Ort gewählt wäre er noch da. Ich muss ihn retten. Mum umarmte mich fest und strich über meinen Kopf. „Ich war dabei als er abgeholt wurde. Er war ein guter Freund geworden." sagte ich nach einer Weile, in der ich mich etwas abgeregt habe. „Aber immerhin kann er dich und deine Kinder nicht mehr mit seiner abartigen Sexualität verderben". Mum, das war ein ganz, ganz schlechter Kommentar. Er ist eine nette Person, dachte ich darauf. „Ich treffe mich nachher mit Leni." meinte ich und löste mich aus der Umarmung. „Tu das. Jetzt fahren wir erstmal nach Hause, dann isst du was und machst deine Hausaufgaben." sagte Mum auf meine Aussage hin und ich nickte. Mum lächelte mich an und stieg in den Wagen, in dem Emma schon auf uns wartete. Ich setzte mich neben sie auf die Rückbank. Sie lächelte mich an und ich lächelte leicht zurück. „Du kannst das, Annie. Es wird jemand besseres als Luke für dich gefunden. Denn du bist viel zu toll, um alleine zu sein. Und wenn ziehe ich zu dir, wenn ich erwachsen bin! Dann bist du nicht alleine!" meinte sie und umarmt mich fest. „Danke Emma." meinte ich, umarmte zurück und vergrub mein Kopf in ihren braunen Haaren.
Als wir ankamen ging Emma in ihr Zimmer und Mum verschwand in ihrem Arbeitszimmer. Während ich in die Küche ging überlegte ich mir, was ich essen könnte. Es war glaub ich noch was von dem Curry mit Reis von gestern übrig. Gott sei dank fand ich noch was und machte es mir warm. Während ich also über meinem Heft saß und Hausaufgaben machte aß ich nebenbei. Es erstaunte mich ziemlich, dass mir das Lügen vorhin so leicht gefallen war. Natürlich lüge ich über meine Sexualität schon seit ich es weiß, aber sonst habe ich noch nicht gelogen. Wir wurden dazu erzogen nicht zu lügen. Lügen haben in der Vergangenheit zu großen Schaden angerichtet. Ich habe mich nicht mit Leni verabredet für heute. Ich will gleich diese beiden suchen, die wahrscheinlich ein Teil des Widerstandes sind. Ich griff in meine Tasche, um meinen Collegeblock rauszuholen, stieß dabei aber gegen Lukes Handy. Stimmt, das hatte ich ja auch noch. Gleich, wenn ich fertig bin gucke ich es mir mal genauer an. Um schnell fertig zu sein beeilte ich mich extra. Ob die Aufgaben richtig waren, oder irgendwas an Flüchtigkeitsfehlern enthalten war mir ziemlich egal, da das Thema eh einfach war. Grade, als ich fertig war kam Mum nochmal rein. „Annabel?" fragt sie mich. „Ja, Mum? Was ist?" fragte ich darauf zurück, während sie sich mir gegenüber setzte. „Das mit Luke hat schon Vorteile. Ja, Luke an sich war nett, aber seine sexuellen Präferenzen definitiv widerlich. Du tust mir so Leid Schatz. Du weißt, wir versuchen, dass jemand neues für dich gefunden wird, aber die Chance ist eben nicht sonderlich groß.". Daraufhin nicke ich bloß und stehe auf, räume eben noch meine Sachen weg. „Ich muss nochmal was für morgen im Internet suchen." meinte ich danach. „Natürlich. Tut mir Leid, ich wollte dich nicht aufhalten." antwortete Mum darauf lächelnd und ging wieder in ihr Arbeitszimmer. Die zweite Lüge an einem Tag. Was ist los mit mir? Seufzend nahm ich meine Tasche und ging in mein Zimmer. Mum hatte ihre Worte vermutlich bloß gut gemeint, aber trotzdem war es eher ein Schlag in den Magen.
In meinem Zimmer nahm ich Lukes Handy aus der Tasche und inspizierte es. Zum Glück hatte er mir mal seinen PIN gesagt. In seiner Galerie befanden sich ein Haufen Bilder. Einige von uns beiden, ihm und Leni oder Leni und mir aus den letzten Tagen. Die kannte ich. Ältere Fotos waren von ihm oder Allie und ihm. Die beiden sehen glücklich darauf aus. Die müssen also aus der Zeit sein, als die beiden noch wirklich in einander verliebt waren. An sich waren die beiden ein süßes Pärchen. Nur wurde Allie ja zu dem aufmerksamkeitssuchendem Miststück, dass sie heute ist. Weiter wollte ich auch nicht in seiner Galerie rumschnüffeln. Stattdessen widmete ich mich seiner Playlist. Ob das aber so viel besser war wusste ich auch nicht, weil dort sehr viele verbotene Lieder waren. Aber, neugierig wie ich war schloss ich meine Kopfhörer an und hörte in einige dieser Songs rein. Einige dieser Songs waren echt nicht schlecht. Manche waren eher nicht so meins. Woher hatte er bloß diese Lieder? Später, als ich mir seine Chats ansah, wurde mir klar, woher er die wahrscheinlich hatte. Lee. Es ist eigentlich nicht normal, dass sich Menschen nur unter dem Vornahmen bei uns einspeichern. Nach kurzem Überfliegen des Chats kristallisierte sich langsam alles etwas. Diese Lee gehörte anscheinend dem Widerstand an. Heißt sie kann mir helfen! Ich speicherte ihre Nummer auf meinem Handy ein und überlegte sie anzuschreiben. Wenn ich sagen würde, was ich wollte, könnte es zu direkt oder anklagend wirken. Aber ein einfaches 'Hi' wäre auch nicht wirklich gut. Seufzend überlegte ich weiter.
Letztendlich fing ich einfach an zu schreiben. 'Hi, ich bin eine Freundin von Luke. Er wurde heute von der Regierung abgeholt. Wir haben uns ziemlich gut verstanden und ähneln uns in einer ganz bestimmten Sache sehr. Anscheinend konntest du ihm helfen. Ich hoffe, dass du mir ebenfalls helfen kannst'. Mein Finger verharrte über der Senden Taste. Was, wenn sie doch nicht im Widerstand war? Hatte ich nicht zu offensichtlich geschrieben, sodass man mich verraten könnte? Trotz dieser Zweifel drückte ich auf die Taste und schickte die Nachricht ab. Jetzt heißt es warten. Nach kurzer Zeit kam eine Antwort. 'Woher hast du diese Nummer?'. Ich könnte mit meiner Vermutung richtig liegen. Ich antwortete: 'Ich hab sein Handy. Ich hab es versteckt, nachdem er abgeholt wurde. Weswegen er abgeholt wurde brauch ich Hilfe. Das, was Luke auf zwei Weisen ist bin ich auf eine'. Himmel, was schreibe ich hier eigentlich für unverständliches Zeug? Obwohl, ich tat es nur, weil Chats nicht wirklich sicher sein müssen. Es werden in unregelmäßigen Abständen Nachrichten gelesen um zu gucken, ob auch alles seine Ordnung hat. Aber anscheinend war es irgendwie verständlich, denn sie schickte mir eine Adresse. 'Sei um 16 Uhr da. Und sei pünktlich' war die einzige Aufforderung, die dort drunter stand. Das war eins der Lagerhäuser am Rand unserer Kolonie. Ich brauche die Hilfe. Um die Regierung zu ändern. Um Luke zu retten.~~~~~~~~~~~
Ich weiß, ich habe wieder lange nichts geschrieben, obwohl ich gesagt hab, dass ich jetzt mehr schreiben werde beim letzten Mal. Tut mir Leid. Aber ich probiere mich zu bessern in der Sache, da ich jetzt auch Ferien hab.Ich hoffe, das Kapitel hat euch irgendwie gefallen. Über Korrekturen, Verbesserungen und Kritik würde ich mich wie immer freuen.
~Len
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Lebe für deine Liebe
Science FictionEine Welt in der die Person, die du heiratest bestimmt wird und die Gesellschaft jegliche Form von anderer Liebe verbietet. Wie ist es anders zu sein? Anders zu lieben? ---------------------- Annabel ist 17 und steht vor ihrer Zeremonie bei der ihr...