A smile can change your choice

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Wir waren schon mindestens eine halbe Stunde lang umher gefahren und schließlich weit außerhalb in einer Siedlung mit alten Häusern gelandet. Vor einem ganz bestimmten, hohen Haus hielt Flo an und ich tat es ihm nach. Das Haus war mal gelblich angestrichen gewesen und hatte eine kunstvoll gearbeitete Fassade. Die Leute,die einmal hier gewohnt hatten, mussten aus der wohlhabenderen Schicht Berlins gekommen sein. Früher war es bestimmt einmal stolz strahlend gelb gewesen und in den Fenstern hatte sich die Sonne gespiegelt. Doch jetzt war die Farbe abgenutzt und abgebröckelt und die Fenster waren schmutzig und dunkel. Das Haus stand leer.

"Und jetzt gehen wir da rauf",grinste Flo mich an.

Entsetzt sah ich ihn an.

"Du verarschst mich, oder?"

Er sah mich todernst an.

"Nein."

Oha. Skeptisch sah ich an dem Gebäude hinauf. Das Dach war tatsächlich am Rand flach geformt, sodass man gut darauf sitzen konnte, aber wie sollten wir dort hochkommen und was, wenn einer abrutscht?!

"Wir nehmen die Feuerleiter, keine Sorge",grinste er, als er meinen Blick bemerkte. Ich folgte ihm zur Rückseite des Hauses, wo tatsächlich eine einigermaßen stabile Feuerleiter vorzufinden war.

"Darf man das denn überhaupt?",fragte ich vorsichtig, um dem Aufstieg doch noch irgendwie zu entgehen.

"Alle umgebenden Häuser stehen leer",antortete Flo und bedeutete mir die Leiter hochzusteigen.

Vorsichtig griff ich nach den Griffen und legte probeweise meinen Fuß auf die erste Sprosse.

"Du musst nicht, wenn du Angst hast, das kann ich verstehen",hörte ich Flo hinter mir.

Doch jetzt wollte ich nicht als Angsthase dastehen und irgendwie wollte ich auch da hoch, also stellte ich vorsichtig nacheinander meine Füße auf die Sprossen und hörte kurz darauf, wie Flo mir nachkletterte.

Eine Weile lang kletterte ich nur und sah konzentriert auf die Sprossen, doch irgendwann sah ich auf, um zu sehen, wie weit ich schon war. Und das war der Fehler. Es hatte gut geklappt, bis dahin.

Doch ich sah nach unten und mein Magen schlug mir bis in die Kehle. Meine Lunge schien sich innerhalb dieser Nanosekunde auf die Hälfte verkleinert zu haben, so dass ich keuchend auf der Leiter stand, unfähig, meinen Blick vom Boden loszureißen. Alles schien zu schwanken, wie auf diesen Schiffen, in Freizeitparks. Einerseits krallten sich meine Finger in das Metall und ließen mich keinen Schritt machen, andererseits, wollte ich einfach so schnell, wie möglich hier runter.

"Alles ok?",hörte ich Flos Stimme, wie durch Watte.

"Ich...glaub, ich habe Höhenangst",stotterte ich.

Ich hörte ein paar schnelle Bewegungen und spürte dann von hinten zwei warme, stützende Hände an meinem Rücken.

"Es ist ok, du schaffst das",sagte er und langsam beruhigte sich mein Atem.

"Willst du lieber runter?"

Ich überlegte kurz.

"Nein, das geht schon irgendwie",meinte ich und sprach mir damit selber Mut zu.

"Ich bin hinter dir, wenn du fällst halte ich dich",hörte ich ihn noch sagen, als ich weiterkletterte. Mir war schleierhaft, wie er das anstellen wollte, aber es war trotzdem ein kleiner Trost.

Irgendwann trafen meine Finger dann auf kühle Ziegel. Ich war oben. Ich hatte es geschafft.

Erleichtert zitternd schwang ich mich hoch und kletterte ein Stück weiter die Ziegel hoch, damit Flo nachkommen konnte. Gemeinsam gingen wir vorsichtig zum flachen Teil des Hauses und ich lugte vorsichtig über den Rand.

Remember me - (LeFloidFF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt