Das Schicksal ist ein mieser Verräter

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@Consulting221B : Heb dir das Taschentuch noch für das nächste Kapitel auf, das hier ist erst der Anfang des ursprünglichen Kapsitels (es wurde zu lang) ...

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Endlich wurden sie von der Dunkelheit der Bäume eingehüllt.

Nach ein paar Schritten verstand John auch den ganzen Nutzen der Stofftüten unter den Schuhen. Nicht nur waren sie kaum hörbar - sie hinterließen auch keine Fußabdrücke.

Es war wie auf einem Foto: Alles was der Mond beschien leuchtete hell weiß, während alles andere tief schwarz im Schatten lag. Auch wenn hier niemand sein sollte, schlichen sie anfangs nur im Schutz der Bäume umher.

Nach etwa zehn Minuten wagte es John etwas zu sagen. "Du hast dein Versprechen gehalten." Er spürte wie sich ein Lächeln auf Sherlocks Gesicht ausbreitete. Wie zur Bestätigung suchten die langen Finger nach Johns Hand. Sie gingen beruhigter weiter, nun die Hand des anderen haltend. Es gab John ein Gefühl von Sicherheit. Er bemerkte nicht einmal, wie nervös Sherlock eigentlich war.

Der Lockenkopf war so damit beschäftigt gewesen, sich über die Briten Gedanken zu machen, dass er keine Minute an Anderes verschwendet hatte. Wie sollten sie an den Matrosen und Hafenmännern vorbei kommen? Konnten sie den Bootsjungen trauen? Was, wenn noch jemand am Ende des Walds lebte, den er nicht eingeplant hatte? Er versuchte all die Gedanken zu verdrängen und nur die Wärme von John neben sich wahrzunehmen.

Doch ihm wurde schneller als erwartet klar, dass das ein großer Fehler war.


Ein Schuss ertönte.

Plötzlich und ohne Vorwarnung hagelten Stimmen und Pistolenfeuer über sie herein.

John reagierte zuerst und schmiss sich auf den Boden, Sherlock mit sich ziehend. Innerhalb von Sekunden versuchte er einen Schutz ausfindig zu machen, wo sie hin kriechen konnten.

Da drang ein Ruf zu ihm herüber, den er nur zu gut kannte. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Panik wand sich John auf den Rücken und schrie in die Richtung, aus der die Schüsse kamen.

"Halt! Stopp! Ich bin hier! Hört auf!"

Und tatsächlich verstummte das Feuer. Erleichtert atmete John aus. Er ließ sich schwer atmend zurück ins Laub fallen, mit einer Hand nach Sherlocks tastend. Als er die kühlen Finger berührte, regten sie sich kaum. Er musste wohl noch unter Schock stehen, also drückte John sie aufmunternd, als sich schnelle Schritte näherten.

Dann richtete er sich auf und trat hinter dem Baum hervor, um die Hoffnung seines alten Freundes zu bestätigen. "Ich bin gleich wieder da, lass mich das regeln." murmelte er noch zu Sherlock, den Blick schon auf seinen alten Soldaten-Freund gerichtet, der fast bei ihnen angekommen war.


James blieb einen Meter vor John stehen und sah fassungslos aber glücklich auf den jungen Soldaten, den er für tot geglaubt hatte.

"Ich wusste, dass du noch lebst!" stieß er aus. Die restlichen Jungs trabten auch auf John zu, um zu sehen weshalb sie Sholto gefolgt waren. Sie alle halfen John abzuchecken, ob er verletzt war, während James anfing ihn mit Fragen zu löchern. "Was ist passiert, wie hast du es geschafft zu überleben?"

Grinsend begann John zu erklären. "Der Soldat, der mich gerettet hat, hat mich versorgt, bis es mir wieder gut genug zum Überleben geht. Er wollte gerade mit mir weitere Heilkräuter sammeln, damit ich wieder ins Lager zurück kann." Sein Grinsen erstarb bei dieser Lüge, denn ihm war klar geworden, er konnte James nicht die Wahrheit erzählen. Der Ältere bedeutete seiner handvoll Gefolgsleute, dass sie sie alleine lassen sollten. Die bewaffneten Jungs entfernten sich ein Stück, sodass die zwei Amerikaner ungestört reden konnten.

"Warum hat er dich nicht ins Lager gebracht? Wir haben eine Krankenstation." James Blick war skeptisch.

Bevor John sich eine weitere Lüge ausdenken konnte, weiteten sich die Augen seines Gegenübers und seine Hand zuckte zur Waffe. Automatisch drehte sich John um.

Er erstarrte.

Eine zierliche Gestalt lehnte an den Baum, hinter dem der junge Soldat vorhin hervorgetreten war, eine Hand auf dem Bauch, die andere schlaff neben dem Körper hängend. Dunkel tropfte es über das helle Kinn auf die dreckige schwarze Kleidung.

"John ..." brüchig drang das halb verschluckte Wort aus den bleichen Lippen, bevor Sherlock auf die Knie sank und auf dem Boden zusammenbrach.


Soldaten (Johnlock)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt