Ein Trommelfellzerreißender Ton drang an mein verfluchtes verbessertes Gehör. Mit einem Schmerzenslaut presste ich mir die Handflächen auf die Ohren, um dieses Geräusch zu dämpfen, doch es sickerte weiterhin durch meine Finger hindurch.
Heiße Tränen liefen mir über die Wangen und ich versuchte, mich so klein wie möglich zu machen. Schluchzend drückte ich mich an die Gitterstäbe, ignorierte dabei den heißen Schmerz, den das vergiftete Eisen verursachte.
Schon spürte ich warmes Blut an meinen Fingern, dieser hohe Ton würde mir bald den Verstand rauben.Jemand schüttelte mich.
"Kamaria, wach auf!"
Ich stieß denjenigen, der mich berührte, mit klammen Fingern von mir und riss die Augen auf. Zitternd drückte ich mich in den Stuhl, auf dem ich saß, meine Augen mussten sich erst an das Zwielicht um mich herum gewöhnen.
Vor mir glitzerten Nym's besorgte Augen.
"Kamaria, alles ist gut. Du bist Zuhause, in Sicherheit."
Mit weit aufgerissenen Augen sah ich mich um. Es stimmte. Ich war im Behandlungszimmer in unserem Haus, hinter Nym konnte ich den friedlich schlafenden Alpha erblicken."Hey, beruhige dich. Kann ich dir etwas holen? Ein Glas Wasser?"
Ich fokussierte meinen Blick wieder auf Nym und deutete dann ein steifes Nicken an. Erst jetzt bemerkte ich das Kratzen in meinem staubtrockenem Hals. Wasser würde jetzt wirklich helfen.
Schon war Nym wieder bei mir, ich hatte gar nicht bemerkt, wie sie gegangen war. Mit besorgter Miene drückte sie mir das Glas in die Hand und strich mir eine Strähne aus dem verschwitzten Gesicht. Es grenzte schon fast an mütterliche Fürsorge.Dann trat sie einen Schritt zurück und ich bekam wieder Luft. Sie wusste, dass sie mir zu nah gewesen war und lächelte mich nun gequält an. Sichtlich erschöpft lies sie sich bei ihrem Mate nieder, wand ihre Augen jedoch nicht von mir ab. Sie schien darauf zu warten, dass ich trank.
Unter ihrem Blick setzte ich das kühle Glas an meine trockenen Lippen und leerte es in einem Zug. Fröstelnd erhob ich mich und umfasste dabei das Glas stärker."Ist schon gut, ich passe auf ihn auf."
Fast wie als Beweis griff sie nach der Hand ihres Mates und drückte diese leicht. Kurz warf ich ihr einen dankend Blick zu und eilte hinaus und in die große Küche. Das Gefühl von Platzangst verschwand allmählich und so konnte ich wieder durchatmen.
Nach einiger Zeit, in der sich meine Atmung wieder reguliert hatte, griff ich nach dem Wasserkocher und setzte frisches Wasser auf.
Nach solchen Träumen brauchte ich Tee. Viel Tee.
Während das Wasser heiß wurde lehnte ich mich mit der Hüfte an den Küchentresen und verschränkte die zitternden Arme vor der Brust.Den starren Blick richtete ich auf das große Fenster vor mir, welches direkt zum Wald hin ausgerichtet war. Hinter den dunklen Baumwipfeln konnte ich bereits das orange-rote Morgenlicht der Sonne ausmachen. Wie lang war ich weggenickt gewesen?
So in Gedanken versunken hörte ich nicht einmal das Pfeifen des Wasserkochers. Erst, als dieser von jemandem ausgeschalten wurde drehte ich meinen Kopf in diese Richtung. Mein Vater stand vor mir mit vom Schlaf verklärtem Blick und gerunzelter Stirn.Er sah kurz zu der Tasse mit dem Teebeutel darin, die ich davor hergerichtet hatte, und wusste schon, was vor sich ging. Seufzend goß er das dampfende Wasser ein und griff nach einer weiteren Tasse für sich selbst.
"Schatz, du weisst, dass heute Schule ist."
Oh ja, wie könnte ich das vergessen?
"Du solltest dich noch einmal hinlegen, es ist erst halb fünf."Ich schüttelte den Kopf und griff nach dem dampfenden Getränke.
"Bitte, wenigstens noch ein bisschen. Der Tod von Rey macht uns allen zu schaffen und auch die Ungewissheit, wie es jetzt weiter gehen soll. Ein wenig Ruhe würde dir wirklich gut tun!"
Aber ich sah nur wieder aus dem Fenster und blickte dem kommenden Tag entgegen.⋇
Der Wald vor den Autofenster zog schnell an uns vorbei. Die Töne von irgendeinem Remix drangen leise aus dem Radio, doch sie wurden fast komplett von den Stimmen der anderen übertönt.
"Du kannst nicht einfach behaupten das der Film besser als das Buch ist. Die haben da die Hälfte rausgeschnitten!", empörte sich Aylin, eine halb ausgebildete Kriegerin aus meinem Rudel.
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Moonlight - Das Schweigen der Wölfin | #Pessi - Award2019
Werewolf▪Never understimate mute People. They notice more than you think, think more than they say and say more with their Silence than Words ever could▪ Kamaria. Eine Lycanthropin und zugleich Tochter des Rudelarztes. Sie war stumm. Sie war stumm und hatt...