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Unruhig rutschte ich auf der Sitzfläche des gepolsterten Stuhles herum. Mein Blick zuckte über die obersten Rangmitglieder, die zu dieser 'Krisensitzung' einberufen worden waren. Dazu zählten ich und mein Vater, in Position gleichzustellen mit dem Beta; Jaxon, der Beta; Nym und Octavian als Alphapaar und vier der obersten Trainer, zwei Kämpfer und zwei Treiber. Normalerweise würde hier auch Rey, der TIC sitzen.

"Schatz es ist alles gut."
Mein Vater, der links neben mir saß, lächelte mich beruhigend an, und auch Jaxon, der uns gegenüber Platz genommen hat, setzte eine aufmunternde Miene auf.
Trotzdem verschwand dieses ungute Gefühl in mir nicht, nein, der Druck in meiner Magengrube verstärkte sich nur noch mehr.
Endlich wurden die Flügeltüren zu dem Saal aufgestoßen und Octavian trat ein, Nym hatte sich bei ihm eingehakt. Bei diesem Anblick setzte mein Herz einen Schlag aus, bei der Art, wie Octavian seine Mate musterte, regte sich etwas in mir.

Unwillkürlich schweiften meine Gedanken zu Lucian ab, wenn auch nur für einen kurzen Moment, da das Alphapaar nun am Tisch angelangt war. Wie es verlangt wurde senkten alle Anwesenden den Kopf und warteten, bis sich die beiden nieder gelassen hatten um die Versammlung zu eröffnen.
"Gut, dass ihr so schnell kommen konntet!"
Octavian sah sich bedeutend in der Runde um und strich währenddessen sanft mit dem Daumen über Nym's Handrücken. Ich schluckte.
"Wie ihr wisst, hat unser Rudel seit einigen Tagen keinen TIC mehr. Wir sind dadurch schwächer geworden, ein leicht angreifbares Ziel. Und genau das wollten unsere Feinde erreichen."
Eine schwere, erdrückende Stille legte sich über uns, keiner wagte es zu sprechen.

Jaxon drehte den schwarzen Ring an seinem Zeigefinger hin und her, das Licht, das sich darin brach, blendete mich unangenehm. Die zwei obersten Kämpfer, Holden und Chase, blickten sich bedeutend an, während Dalia und Farrah, die Treiberinnen, schon an Rachetaktiken zu feilen schienen.
Mein Vater war der erste, der sich zu Wort meldete.
"Ich und Ari werden unsere Ausstattung aufrüsten, damit wir im Falle von Verletzten..."
Octavian hob leicht seine Hand, um meinen Vater zum schweigen zu bringen.

"Genau um das geht es. Ich denke, Kamaria wird das alleine schaffen. Flint, du hast deine Tochter in den letzten Jahren sehr gut ausgebildet", Octavian warf mir ein kurzes und vertrauenswürdiges Lächeln zu, "und ich denke, sie ist bereit, um die offizielle Rudelärztin unseres Packs zu werden.
Und deswegen werden wir in ein paar Tagen auch eine Feier abschließen, nach dem Gebrauch unserer Vorfahren."
Alle Blicke waren nun auf mich gerichtet, ich selbst aber starrte geschockt zu Nym und Octavian. Das konnte nicht wahr sein. Sie scherzten. Wieso sollte ich, gerade ich dazu bereit sein, so eine Verantwortung zu übernehmen?

"Aber wir werden noch etwas feiern. Flint, ich bitte dich, im Rahmen dieser kleinen Runde, der neue TIC unseres Rudels zu werden!"
Die Stimmen um mich herum, die ganzen Glückwünsche, rückten für mich in den Hintergrund. Einzig und allein die Verantwortung, die nun auf mir lastete, schien wichtig zu sein. Sicher, als halb Ausgebildete hatte ich auch schon Verantwortung gehabt, aber nun, so ganz alleine? Was, wenn jemand durch meine Nachlässigkeit sterben würde?
Oh Gott. So viele Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab.

Mittlerweile hatten sich die Anwesenden beruhigt und mein Vater hatte seine Stimme erhoben.
"Es ist eine sehr große Ehre die mir - die uns hier zuteil wird. Mit Freude nehme ich das Amt des TICs an und danke euch, Alpha und Luna, für euer Vertrauen. Kamaria mein Schatz, ich bin mir sicher, du wirst die beste Rudelärztin, die dieses Pack haben könnte. Schon jetzt bist du besser als ich."
Mein Herz wummerte laut in meiner Brust als ich mit tranceähnlichem Blick zu meinem Vater blickte und geistesabwesend nickte.

"Gut, dann kann diese Sitzung hiermit beendet werden. Ich denke ihr beide, Flint und Kamaria, braucht nun etwas Zeit, um das zu verarbeiten."
Nyms Mundwinkel hoben sich und sie stand auf, ihr Mate tat es ihr gleich und zusammen verliesen sie mit eleganten Schritten den Raum. Mit letzten, freudigen Worten verabschiedeten sich auch die anderen, nur Jaxon und mein Vater blieben nun noch bei mir. Mit mahlendem Kiefer erhob ich mich, sah die zwei lange an und hob dann leicht das Kinn.

Moonlight - Das Schweigen der Wölfin | #Pessi - Award2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt