Kapitel Zwei

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                                                                                 ~~ Zwei ~

Ganz gedankenverloren laufe ich mit meiner besten Freundin Denise die Treppe runter. Auf dem Weg zum Buffet rempelt mich einer dieser kleinen Frotzen von den Erstklässler an. Jedes Jahr das gleiche! » Pass doch mal auf du Eierkopf!«, rufe ich ihm nach. Genau in dem Moment legt mir jemand seinen Arm um die Schulter und raunt mir zu: »Jessica, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du so nicht mit den Kleinen reden sollst! Du weißt, die bekommen Angst vor dir!« Ein Blick nach links zeigt mir, dass es Herr Müller war.
» Herr Müller und wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass das was Sie von sich geben mir am Arsch vorbeigeht?«, er fängt wegen meiner Aussage an zu lachen also klopfte ich ihm leicht auf die Brust und sage: »Ersticken Sie doch bitte an Ihrem lachen!« »Heute wieder sehr formell, Frau Cold?« »Ich nehme mir nur ein Beispiel an meinen Lehrern!«, lachend biege ich um die Ecke, da er mit ja etwas nachwerfen könnte. Artig stelle ich mich in der Reihe an und widerstehe der Versuchung mich vorzudrängen. Die Gefahr ist groß, dass Thomas irgendwo war. Aber wie immer bin ich zu ungeduldig und gehe ohne Getränk weg. »Na? Zu ungeduldig?«, neckt mich Herr Müller. »Herr Müller, ich will Ihnen ja nicht ihr Traumbild von mir zerstören aber zu meinen Stärken wie Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Höflichkeit und Pünktlichkeit gehört Geduld nicht dazu.«, theatralisch seufze ich. Er sieht mich eine Weile nachdenklich an bis er schließlich flüstert: »Ich will nicht mal das du so bist. Ich habe mich so wie du bist in dich verliebt!« Wie bitte? Er in mich verliebt? Mir wird das alles zu viel. Ich klappe meinen Mund auf um etwas zu sagen aber es kommt nichts raus. »Ähm...« Ist das jetzt meine Chance ihm zu sagen, dass ich das Gleiche für ihn empfinde oder soll ich jetzt ganz schnell abhauen? Ich entscheide mich für letzteres. Als ich die Tür die nach draußen führt hinter mir lasse, kann ich meine Tränen nicht mehr halten. Wütend wischt ich die Tränen weg als ich Thomas rufen höre.
»Jessica! Warte doch!« Ich drehe mich um und fahre ihn an: »Was?« Er hält mich am Handgelenk fest. »Lass uns reden! Ich muss dir das erklären!« Ich reiße mich von ihm los. »Was willst du mir denn erklären? Ich habe doch auch Gefühle für dich aber wie soll das gehen? Du bist mein Lehrer!« Ohne jede Vorwahrnung nimmt er mein Gesicht zärtlich in seine Hände und legt seine Lippen auf meine. »Lass und reden, Jessica «, raunt er.

Ich sehe in seine Augen und versinke wie so oft darin. Als würde er meine Gedanken lesen können zieht er mich zu seinem Auto und lacht: » Keine Widerrede!« Als er das Auto startet, entsteht eine unangenehme Stille. » Herr Müller«, krächze ich. Soll ich jetzt Thomas oder Herr Müller sagen? Ich bin verwirrt! » Herr Müller, das ist keine gute Idee!«, aber er antwortet mir nicht, starrt nur auf die Straße. » Was soll das? Warum sagst du nichts?« » Weil ich nicht will das du mich Herr Müller nennst!«, kommt es endlich von ihm. » So heißen Sie aber! Da kann ich nichts dafür!«, sage ich spitz. » Hör auf Jessica. Lass den Scheiß.« » Dürfen Sie als Lehrer fluchen?«, ich verkneife mir das Lachen. Plötzlich macht Thomas eine Vollbremsung und lenkt uns an den Straßenrand. Verwirrt sehe ich ihn an. Mir ist klar, dass er nur anhält weil ich ihn nerve. Thomas hebt mein Kinn an damit ich ihm in die Augen sehe. » Jessica, hör auf sonst...« »Sonst was, Herr Müller? Wollen Sie mich sonst Nachsitzen lassen?«, frage ich keck. » Nein aber ich könnte dich bestrafen!« Ich werfe lachend den Kopf in den Nacken. » Soll ich jetzt Angst haben, Herr Müller?«, ich betone seinen Nachnamen extra und beiße mir dabei verführerisch auf die Lippe. » Lass das Lippen beißen.«, er sieht auf meine Lippen. » Warum?«, schnurre ich und lecke darüber. »Weil es einen heiß macht.«, darauf wendet er sich von mir ab und startet den Wagen. Ich kichere und frage wohin wir fahren. » Zu mir«, antwortet er knapp. » Für was? Mir ist klar, dass wie keine Zukunft haben. Ich meine, du bist mein Lehrer!« »Aber in einem Monat bist du aus der Schule raus.« »Ein Monat hat 31 Tage. Moment.«, ich hole mein Handy raus und rechne aus wie viel Stunden das sind. »Das sind 744 Stunden, Thomas. Weißt du, wie viel bis dahin passieren kann?« »Und nachdem du mich letztes Jahr drei Wochen in Mathematik hast, kannst du das nicht im Kopf ausrechnen?«, verarscht er mich.
Ich schlage im spielerisch gegen den Arm, der sich zugegebenermaßen sehr muskulös anfühlt. Es ist nicht zu leugnen, dass ich total auf diesen Mann stehe. Als wir ankommen, fahren wir mir dem Lift zu seiner Wohnung. Er schließt die Tür auf und mir wird klar, dass ich gleich die Wohnung meines Lehrers betreten werde. Irgendwie komisch. Ich sehe mich kurz in der Wohnung um als mein Blick an einem Bild hängen bleibt. Zwei Jungs sind darauf abgebildet. » Das ist mein großer Bruder Christoph«, erklärt er. Er tritt hinter mich und steht so nah neben mir, dass ich seinen warmen Atem im Nacken spüre und seinen Herzschlag wahrnehmen kann. Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn an. Ich drehe mich erneut zu dem Bild um und sehe es genauer an. »Gar nicht zu glauben, dass du einmal so süß warst.« Er packt mich an der Hüfte und zieht mich an sich und fragt:» Was machst du nur mit mir?«, er streicht mit seinem Daumen über meine Wange hinab zu meinen Lippen. »Das fragst du mich?«, meine Hände wandern in seine Haare. Er legt seine Hände auf meine Hüften und zieht mich noch dichter an sich. Er sieht auf meine Lippen, leckt über seine eigenen und sieht mir wieder in meine Augen. Verdammt, dieser Mann macht mich verrückt. Ich komme ihm noch ein Stück entgegen und unsere Lippen berühren sich fast. Er legt seine leicht auf meine und als ich den Kuss vertiefen will, rückt er leicht von mir weg und wispert: »Das haben unartige Schülerinnen aber eigentlich nicht verdient.« Ich will wieder seine Lippen auf meinen spüren also flüstere ich: »Wenn du mich nicht gleich wieder küsst, zeig ich dir was unartig heißt.« Thomas lacht über meine Aussage aber zwei Sekunden später spüre ich seine Lippen auf meinen. Ich habe mich so lange nach diesen Moment verzehrt. Ich kann mein Glück gar nicht fassen. Nach einer kleinen Ewigkeit lösen wir uns voneinander und sehen uns einfach nur in die Augen. Genießen die Anwesenheit des anderen. Thomas nimmt meine Hand und zieht mich in die Küche. »Hast du Hunger?« »Nein, danke. Aber könnte ich etwas zu trinken haben?«, ich lehne mich an die Kücheninsel und sehe ihm dabei zu wie er seinen Kühlschrank öffnet. »Ich hätte Bier, Wein, Cola und Mineralwasser da. Was darf ich Ihnen bringen, Mademoiselle?« Er verbeugt sich vor mir. »Ein Mineralwasser, bitte.«, kichere ich. Mit einer überhobenen Geste nimmt er das Wasser aus dem Kühlschrank und schenkt mir ein. »Danke, werter Herr.«, ich mache einen Knicks. Herr Müller nimmt zärtlich meine Hand und küsst den Handrücken. »Stets zu Ihren Diensten. Und was möchte die Dame essen?« »Vielen Dank aber ich habe keinen Hunger.« Seine Augen verengen sich aber er lässt mich in Ruhe. Und dafür bin ich ihm dankbar. Nach ein paar Minuten haben wir zusammen ein wunderbares Essen gezaubert und ich wünsche mir, ich hätte Hunger. Aus Höflichkeit würge ich ein paar Bissen hinunter, was Thomas freut. Ich weiß, dass er meine Geschichte kennt. »Was machen wir jetzt?«, wendet sich Thomas an mich und sieht mich mit forschenden Augen an. Ich zucke mit den Schultern und sehe auf meine schwarz lackierten Nägel. Warum bin ich plötzlich so schüchtern? »Lass uns ins Wohnzimmer gehen.«, er nimmt meine Hand und zieht mich zu sich auf die Couch. Die Stimmung zwischen uns ist angespannt. Wir wissen beide, dass ein Gespräch fällig ist. » Dann lass uns mal anfangen«, flüstere ich. Thomas neben mir holt tief Luft. »Okay. Ich weiß, dass ich dein Lehrer bin und ich kenne die Gesetzte aber ich kann mich einfach nicht von dir fernhalten, Jessica.« Ich sehe ich seine blauen Augen und das einzige woran ich denken kann ist, jener Gedanke, dass ich ihn küssen muss. Und das mache ich auch. Thomas erwidert den Kuss nach ein paar Sekunden und zieht mich auf sich. Wir wissen beide, dass es verboten ist. Dass es falsch ist aber vernünftig können wir auch ein ander Mal sein. »Eine Nacht mit dir. Mehr will ich nicht, dann lass ich dich in Frieden«, wispert er und zieht mir das T-Shirt über den Kopf. »Eine Nacht, Thomas. Dann sind wir wieder Lehrer und Schülerin«, erwidere ich genauso leise.

Die Tiefen unserer HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt