Kapitel Sechs

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                                                                                ~~ Sechs ~~
Wir sitzen in einem kleinen und vollen Café. Josephine mit ihrer Tochter neben mir und Stefan mit einem frechen Grinsen vor mir. Wir haben alle einen Kaffee vor uns, ausgenommen Stefanie, die nuckelt an ihrem Schnuller. Ich nehme einen Schluck und sehe auf den Nachpaartisch, wo ein altes Ehepaar gerade Zeitung ließt. Ich merke das Stefan mich beobachtet. »Von wo kennt ihr euch?«, frage ich Josephine, die gerade durch die Haare von Stefanie streicht. »Wer?«, fragt sie. »Na, ihr.«, ich blicke zwischen ihr uns Stefan hin und her. »Noch von der Schule. Aber was führt dich nach Frankreich?« Ich blicke erneut auf meine lackierten Nägel hinab. » Lange Geschichte.« »Willst du sie erzählen?«, sie sieht mich an. »Nein, lieber nicht.«, was soll ich auch schon sagen? Mein Lehrer mit dem ich geschlafen habe und in den ich verliebt bin, hat mich mit meiner besten Freundin »Betrogen«? »Wir haben Zeit.«, Stefan grinst mich wieder an. Kann der nur grinsen? »Man, Steve, merkst du nicht, dass sie nicht darüber reden will?«, Josephine sieht ihn böse an. »Ist schon gut.«, ich lächele ihr zu, wende mich dann aber wieder Stefan zu. »Ich bin von Berlin abgehauen.« »Warum?" ,Josephine blicke von Stefanie auf. »Das ist kompliziert.« »Ich bin mir sicher, dass ich dir folgen kann.«, Stefan sieht mich. »Ich hatte mit einem Typen geschlafen, der mir wichtig war und ich dachte ich war ihm auch wichtig, weil er es mir gesagt hatte. Aber der Typ hat dann mit meiner ehemaligen besten Freundin geschlafen.« »Siehst du, so kompliziert war es ja nicht oder?«, Stefan grinst wieder. »Kannst du was anderes als blöde Sprüche klopfen und dämlich Grinsen auch?«, ich grinse zuckersüß. »Ich kann Frauen Orgasmen bescheren.«, er grinst über seinen Becherrand. »Okay, das reicht. Hier ist ein Baby.«, Josephine mischt sich ein und hält Stefanie übertrieben die Ohren zu. »Man, Joys. Stefanie versteht das Wort Orgasmus nicht einmal.« Er lächelte der Kleinen zu und fragt:» Stefanie, was ist ein Orgasmus?« »Du bist so ein Arsch, Stefan.«, sie steht auf und zieht ihre Jacke an. »Komm schon, Joys. Das ist nur Spaß.«, er wirft die Hände in die Luft. »Wenn du willst, Jessica, kannst du mit mir kommen und das Zimmer ansehen.«, sie nimmt Stefanie wieder auf die rechte Hüfte. »Ja, klar gerne.«, auch ich stehe auf und ziehe mir die Jacke an. »Kommst du auch mit, Steve?«, Joys sieht Steve an. »Darf ich?«, er greift sie theatralisch auf das Herz. »Nein, doch lieber nicht. Die Kleine ist für heute genug verstört.«, sie lacht und schlägt Steve spielerisch auf die Schulter. Steve, der sich seine Jacke gar nicht ausgezogen hat, nimmt Stefanie auf den Arm und geht mit ihr vor. »Du darfst dich von seinem Macho Gehabe nicht beeindrucken lassen. Er ist eigentlich nicht so. Ich weiß nicht was heute mit ihm los ist.« »Hätte ich nicht.«, wir gehen hinaus, wo ein Steve mit der Kleine spielt.


Ich lasse mich auf das Bett fallen. Wir haben abgemacht, das ich keine Miete für die ein oder zwei Wochen zahlen muss. Ich muss nur im Haushalt mithelfen und ab und an den Einkauf machen. Ich räume meine Tasche aus und lade mein Handy auf. Ich wähle die Nummer von Christina. Ich höre Christina kreischen.
C: Jessica! Wie geht es dir? Erzähl!
J: Mir geht es gut. Ich habe jetzt für die Zeit die ich hier bin, ein Zimmer fast gratis gefunden. Was ist den da los bei dir?
C: Wow, freut mich. Harry sei mal leiser.
J: Du bist bei Harry? Dann muss Thomas ja auch da sein, denke ich mir.
C: Naja, nicht ganz.
J: Wie nicht ganz?
C: Sei nicht böse.
J: Was ist los?
C: Wart kurz, ich gehe in ein anderes Zimmer.
„Jessica ist am Handy?“, höre ich eine tiefe Stimmer sagen.
C: Okay, geht wieder. Wir sind bei Thomas.
J: Was?
C: Harry hat gesagt, dass es ihm schlecht geht und so, und dann dachte ich mir, ich könnte ihn über dich aus hören.
J: Aus hören?
C: Ja, er hat mir erzählt, dass es ihm leid tut und er das mit Denise schon abgehackt hat. Es war ein Ausrutscher und er dachte sich, weil ihr ja nicht zusammen wart, darf er das.
J: Na klar.
Ich höre es Rauschen und ein paar Stimmen reden und dann war Thomas am Handy.
T: Jessica, mir tut es leid. Komm zurück, ich mache mir Sorgen. Ich dachte wir waren nicht zusammen. Und keine Ahnung... Komm zurück. Chris hat mir erzählt, dass du bei mir warst. Und ja, ziemlich sauer bist. Komm zurück, ich vermisse dich.
J: Keine Sorgen, Thomas. Wir waren auch nicht „zusammen“. Also mach weiter und vögel dich durch meinen Bekanntenkreis. Zwei von vier Freundinnen hast du ja schon. Und verdammt, ich komme zurück aber nicht zu dir. Du bist Gott sei Dank, bald nicht mehr mein Lehrer, das heißt dann also, Au Revior, Arschloch.

Die Tiefen unserer HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt