"Kommst du jetzt morgen mit, Rachel?", ich stöhnte genervt auf.
"Mum wie gesagt, nein", sagte ich ernst.
"Was ist den mit euch beiden los?", fragte meine Mutter mich durch das Telefon.
"Nick ist auch schon seid langem so komisch drauf!", beschwerte sie sich und ich verdrehte die Augen.
"Rachel", plötzlich setzte ich mich gerade hin und sah angespannt geradeaus. Oh nein, dass war die Stimme, die soviel sagte wie, sag es mir meine junge Dame. 'Bei uns ist alles in Ordnung'. Das würde sogar ein Halbblinder sehen, das diese Aussage nicht zutrifft. Damit kann ich also nicht kommen.
"Was ist los?", jetzt fing sie an mit der sanften Tour.
"Mum. Es ist wirklich nichts. Wir haben uns in den letzten Tagen einfach zu oft gesehen. Wir hatten schon unsere kleine Abschiedsfeier damit ich morgen nicht anfange wie ein Baby zu heulen"
Lüge.
Alles davon ist eine Lüge. Ich konnte es jedenfalls versuchen zu lügen, wobei ich glaube, das meine Mutter mich durchschauen wird. Man könnte auch sagen zu dieser ganzen Situation, dass das komplette Gegenteil zutrifft, Kontaktabbruch. Kleine Abschiedsfeier? Wer's glaubt. Mit Lenn und North hatte ich gezwungenermaßen etwas gemacht, auch wenn ich nicht die Motivation dazu hatte. Ich wartete still auf die Antwort von meiner Mutter. Dabei schloss ich die Augen und horchte auf irgendeine Reaktion von ihr. Ich hörte sie am anderen Ende ausatmen.
"Schade, dass nichtmal du mir es erzählst. Ich hätte gedacht, dass ich dich anders erzogen habe, aber okay, wenn es dir gut geht... Ich hol dich morgen um 5uhr morgens ab", geschockt sah ich das Telefon an. Die Mitleidstour.
"Ich mach dir einfach nicht auf", grinste ich und ich spürte, dass das eine flascher Zug war.
"Dann hol ich mir von Nick den Zweitschlüssel und er kommt dich dann mit abholen", sagte meine Mutter und ich biss mir auf die Zunge.
"Versuchs doch", murmelte ich nicht sehr überzeugt und beide legten wir dann auf. Ich hätte mir niemals erdenken können, dass es irgendwann mal so zwischen mir und Nick enden wird. Ich hielt mir meinen Kopf und stütze mich an meinen Beinen ab. Verzweifelt sah ich auf meine Socken, die ich an hatte. Was mache ich den jetzt? Langsam änderten sich meine Gedanken. Ich sah wieder die braunen Augen vor mir und die blonden Haare. Ich fing leicht an zu lächeln, wie er mich ansah.
-Flashback-
Plötzlich hörte ich wie die Regentropfen an irgendetwas abprallten. Ich sah hoch und erkannte einen roten Regenschirm, der in dieser tristen und grauen Menge heraus stich. Kurz danach schaute ich in rehbraune Augen, die auch mich anschauten. Ich wanderte leicht hoch. Blonde Haare. Ich sah weiter in sein Gesicht. Sein leichtes Lächeln, welches ich erkennen konnte, war ein freundliches und leicht aufmunterndes.
"Alles in Ordnung?", ich erschrak fast. Ich hatte nicht so eine Stimme erwartet. Sie war anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Nicht so angenehm und ruhig. Viel mehr etwas lauter, motivierter und vielleicht auch heller. Beim näheren hinsahen, blitzte auch ein Nasenpiercing aus seiner Nase, was er versuchte zu verstecken. Er hatte es eingedreht, dadurch konnte man es erst auf dem zweiten Blick erkennen. Ich schüttelte den Kopf- er hat mir eine Frage gestellt.
"Eh- ja, danke", ich sah nach oben zum Regenschirm.
"Kann ich dir irgendwie helfen?", er lächelte schon wieder. Kann er mir helfen? Ich sah auf unsere Schuhe. Dann überlegte ich kurz, wobei ich nach ein paar Minuten in die Richtung schaute, wo Nick verschwunden ist.
"Ich glaube nic-"
"Jonas!", beide drehten wir unsere Köpfe zu der Stimme. Ein Mädchen mit schwarzen Haaren lief auf uns zu. Als sie angekommen war, erkannte ich das auch sie durchnässt war und ihre Haare schon anfingen sich auf dem Kopf zu kräuseln. Man konnte vermuten, dass sie ihre eigentlich geglättet hatte. Sie hatte lässige Turnschuhe an und eine schwarze Jeans mit einer gelben Regenjacke. Insgesamt sah sie wirklich modebewusst aus. Unbewusst fing ich sie wieder mit mir zu vergleichen. Sie war ungefähr meiner Größe und hatte sich ein wenig gechminkt. Sie hatte blaue Augen, wie Nick, wobei ihre ein wenig trüber und dunkler wirkten und nicht so herausstichen. Sie sah erleichtert zu Jonas und dann zu mir.
"Hast du wieder eine neue Bekanntschaft gemacht", lachte sie leicht und sah mich derweil an. Dann reichte auch sie mir die Hand.
"Ich bin Veronica, Jonas Freundin", ich nickte, ergriff ihre Hand und nannte meinen Namen.
"Veronica soweit war ich noch garnicht", lachte Jonas und sie sah ihn fragend an.
"Ich hatte sie vorerst nur im Regen gesehen und wollte schauen, ob es ihr gut ging", erklärte er ihr und sie nickte, zuckte jedoch kurz danach mit den Schultern.
"Tut mir leid, dass ich den Eindruck gemacht habe. Ich verabschiede mich dann mal lieber... Vielen Dank und ein schönen Tag euch noch", versuchte ich aus der Situation zu entfliehen, doch Veronica stoppte mich.
"Hast du lust dich mit uns kurz aufzuwärmen, bevor sich unsere Wege trennen?", innerlich verwirrt, warum sie das machte, wollte ich erst ablehnen, stimmte dann aber doch zu. Ich weiß auch nicht. Wenn ich jetzt gegangen wäre, würde ich Nachhause gehen und mich langweilen, warscheinlich über den Spasten Nick aufregen, bemerken das er mir fehlt und dann zum Abschluss den ganzen Abend lang heulen. Nein, danke. Dann versaue ich lieber einem Pärchen das Date.-Flashback Ende-
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"Steh auf", grumelnd drehte ich mich auf die andere Seite. Doch plötzlich wurden die Gardinen aufgerissen und gleich danach wurde meine Decke mir weggerissen. Radikaler Auftritt, Mutter. Ich drehte mich so um, dass ich nun auf meinen Rücken lag. Entnervt öffnete ich meine Augen und starrte stattdessen in böse hinein.
"Mach dich fertig. Wir fahren in zehn Minuten", sagte meine Mutter streng und ich fuhr auf.
Sie hatte mir schon längst den Rücken zugewandt und bevor ich etwas sagen konnte, war sie schon in der Küche. Ich stöhnte kurz auf und stand dann bockig auf. Ich hasse es.-----------------------
"Hallo Rachel!", begrüßte mich Nicks Mutter, Olivia. Ich gab ein demotiviertes 'Hallo' wieder und setzte mich dann schlecht gelaunt in das Auto. Beide Mütter saßen vorne, während ich neben Nick sitzen musste. Er saß einfach dort und starrte aus dem Fenster, als würde er mich mit absicht ignorieren. Auch ich entgegnete ihm nichts. Ich sützte meinen Kopf auf die Hand und starrte auf die Fensterscheibe. Es regnete leicht, womit der Himmel grau und trüb war. Die Zwei vorne unterhielten sich die Fahrt über aufgeregt, während wir hier hinten nicht ein Wort miteinander wechselten. Als wir dann endlich am Flughafen ankamen, war ich diejenige die immer weiter hinten her lief, da ich mich in diesem Moment einfach nicht dazugehört gefühlte. Es war ein dreckiges Gefühl von seinem eigenen Freund so abgestoßen zu werden. Während ich hinter ihnen herlief, wie so ein Dackel, starrte ich Löcher in Nicks Rücken. Wie er seinen einen Koffer hinter sich her zog und den anderen Koffer seine Mutter hatte. Ebenfalls hatte er einen schwarzen Rucksack auf den Rücken. Ich konnte mich sogar erinnern, als wir ihn gemeinsam gekauft hatten. Ich schnalzte mit der Zunge. Aus irgendeinem Grund war ich einzig und allein angenervt. Angepisst von diesem Miesepeter. Vielleicht unterdrückte ich meine Frust einfach, indem ich alles auf ihn schob. Als wir am Gate ankamen, mussten wir noch so einige Zeit warten, bis Nicks Flug dann aufgerufen wurde. Alle umarmten ihn, bis ich dann gezwungener Maßen vor ihm stand. Ich sah in seine blauen Augen, die mir nur kälte zeigten. Hasst du mich wirklich so sehr? Ich wünschte ich würde dich mit guten Erinnerungen gehen lassen. Ich seufzte und fasste ihm mit einer Hand an die Schulter. Gerade wollte ich ihm alles gute wünschen, als er mich plötzlich fest an sich drückte. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie ein paar Haarsträhnen von mir leicht nach oben flogen. Wie kleine Silberdrähte fingen sie an zu glänzen bis sie wieder auf meine Schulter kamen. Geschockt riss ich die Augen auf und war leicht eingeklemmt, sodass ich mein Arm, der leicht nach oben zeigte nicht richtig weg bewegen konnte.
"Tut mir leid", flüsterte er und ließ mich so schnell wie er mich umarmt hatte, auch wieder los. Es war ein so kurzer Moment, dass ich das Gefühl hatte, als er diese Worte zu mir sprach die Zeit kurz stehen geblieben ist. Als ob alles um uns herum weiß wurde und stumm. Nur seine Worte. Seine Worte die so leise waren, dass man sie kaum hätte verstehen können. Er drehte sich gleich danach um und ging zur Schlange hin, wo sich alle anstellten um in das Flugzeug zu kommen. Geschockt und emotional verwirrt starrte ich wieder sein Rücken an. Nein. Nein. Ich erkannte wie er einen Schritt weiter machte. Nein... Nein! Bitte geh nicht! Bitte geh nicht ohne mich! Bitte mach keine Schritte ohne mich! Wieder einer. Er zeigte der Frau schnell etwas bevor er weiter durchging. Nein! Nein! Ich schüttelte meinen Kopf und bemerkte wie die Tränen von meinen Augenwinkeln mit wegflogen. Geh bitte nicht ohne mich weiter! Lass mich nicht alleine hier zurück! Ein leiser, kaum hörbarer Schluchzer ließ ich heraus, nur so das ich es hören konnte. Du kannst nicht einfach deinen Weg weitergehen, als wäre nichts passiert! Das kannst du nicht! Du kannst nicht einfach Schritte weiter nach vorne machen, wenn ich es nicht kann! Hör auf damit abzuschließen! Bitte! Hör auf bitte... bitte hör auf mit mir abzuschließen. Es war als ob mir Ketten angelegt wurden, wodurch ich ihm nicht folgen, weder einen Schritt weiter gehen konnte. Ich ließ ihn nicht aus meinen Augen. Dreh dich um! Schau mich an! Bitte Nick! Bitte Bitte! Plötzlich spürte ich wie jemand mich an den Schultern anfasste. Für einen kurzen Moment erkannte ich noch Nicks Gestalt, bevor sie entgültig weg war. Ich drehte mich zu meiner Mutter, die mir ermutigend an die Schulter strich. Ich spürte wie die Tränen meine Wangen runter rollten. Als wir noch zu sahen wie das Flugzeug startete, gingen auch wir weg. Ich ging meinen Weg zurück, während Nick einen neuen betrat. Ich blieb auf meinem alten Weg und ging ihn nochmal nach. Wann werde ich mich umdrehen? Wann werde ich mich umdrehen können und neu anfangen? Wann Nick? Wann kann ich das machen? Ich schloss die Augen und als wir am Auto waren, ich einstieg, starrte ich nur aus dem Fenster.
Wir werden uns neu verlieben. Ich seufzte. Irgendwann.
Ich werde mich neu verlieben.
oder?
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Just Friends
Novela JuvenilJust friends. "Wir sind nur Freunde", sagte ich lachend und die Person mir gegenüber zog eine Augenbraue hoch. "Du und Nick sind nur Freunde?", hinterfragte Sie es und ich nickte grinsend. "Ein Mädchen und ein Junge können vielleicht Freunde sein...