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Ihm reicht's.
Obwohl es Taeyong alles Andere als gut ging, bekam er eine Welle an Energie und Hass. Mittlerweile stand auch schon Ten plötzlich da, mit ein paar Wunden in seinem Gesicht. Als er sah, wie Taeyong nun Hyungwons Hals umgriff und Hyungwon die Pistole auf ihn zielte, sprintete er auf sie zu.

"Ich hätte dich schon eher umlegen sollen.", sagte Hyungwon so leise, sodass nur Taeyong es hören konnte. Hyungwon drückte die Pistole fester auf Taeyongs Schläfe. Er erwiderte nichts.

Aus heiterem Himmel kam auch Namjoon zum Vorschein. Er schleichte sich an Hyungwon heran. Namjoon gab Taeyong ein Zeichen, dass er seinen Griff etwas lösen sollte und er tat es auch. Gerade wollte Hyungwon abdrücken, doch Namjoon packte ihm gekonnt am Hals und Ten nahm ihn die Pistole aus der Hand.

Taeyong sah Ten skeptisch an.
"Ich bin auf deiner Seite.", versuchte Ten ihn zu beruhigen und als Beweis, drückte er ihn die Pistole in die Hand.
"Drück ab, nun kannst du diesen Parasiten beseitigen.", sagte Ten.

Taeyong sah Hyungwon an. Dieser keuchte und bekam wenig Luft durch Namjoons Griff und konnte sich sowieso nicht groß wehren, denn sogar Hyungwon selbst war ziemlich erschöpft.
Taeyong blieb an Ort und Stelle. Irgendwie konnte er sich nicht dazu überwinden, die Pistole auch nur einen Zentimeter zu heben. Nach einem Moment ließ Namjoon Hyungwon los und dieser sackte zu Boden.

"Tae, mach jetzt!", rief Namjoon aufgeregt.
"Ich-I-Ich kann nicht.", stammelte Taeyong. Instinktiv sah er auf seiner linken Seite und sah Marks leblosen Körper. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Ten seufzte und riss ihm die Pistole aus der Hand. Er drückte ab... und die dritte Leiche lag nun auf dem Boden.

Namjoon nahm Taeyong am Oberarm.
"Wir gehen, die Anderen sind im Auto! Ten... was ist mit dir eigentlich?"

Tens Gesichtsausdruck wurde plötzlich finsterer. Nachdenklich betrachtete er die Pistole. "Ich bleib hier... habe noch etwas zu erledigen.", murmelte er.
Eine kurze Stille herrschte, bis Taeyong: "Danke.", sagte.
Er bedankte sich nicht dafür, dass Ten ihm die Last abgenommen hatte, sondern weil er doch auf seiner Seite war.

Namjoon und Taeyong rannten zum Auto.
Chaerin war am Steuer und ihr Shirt war gerissen, Alicia saß neben ihr. Dahinter saß ein verwundeter Hoseok und ein Stück Stoff wurde um sein Bein gebunden. Offensichtlich hatte Chaerin selber ihr Shirt zerstört.
Taeyong und Namjoon stiegen ein. Yuta stand gedankenverloren neben dem Auto.

"Was ist, steigst du ein?", rief Chaerin aus dem Fenster. Yuta zuckte verwirrt zusammen. Unsicher tauschte er Blicke mit Taeyong und Namjoon aus und sie nickten.
"Aber.. da ist wenig Platz.", stellte Yuta fest. "Es ist zwar eng, aber du passt aufjedenfall rein, komm' einfach!", versicherte Namjoon und Yuta tat dies auch rasch. Er lässt zwar ungern seine Freunde zurück, aber für ihn war das endlich ein Neuanfang. Er hatte nichts zu verlieren und er möchte genauso wenig seinen alten Kumpel, Taeyong, einfach so gehen lassen.

Sie fuhren los.
Alicia konnte nur mit Mühe ihre Augen offen halten. Sie sah sich selbst in den Rückspiegel an.
Blasser als sonst war ihre Haut und die Augenringe ließen Alicia nicht besser aussehen. Ihr Blick wanderte zu Taeyong, der sie schon die ganze Zeit anstarrte. Sie drehte sich zu ihm um.

Obwohl ihr gar nicht zumute war, lächelte sie über beide Ohren. Taeyong lächelte schwach zurück und nahm ihre Hand sanft in seine. Alicias Handgelenke waren dank Hyungwon blau und lila, weshalb Taeyong so vorsichtig wie möglich sein wollte, wie eine zerbrechliche Vase.

Zur Sicherheit fuhren sie zurück zu Chaerins Anwesen. Alle stiegen aus und gingen zum Tor, außer Taeyong, der stehen blieb.
"Alicia.", rief er. Seine Stimme gab langsam echt den Geist auf. Sie drehte sich um und war gerade mal zwei Schritte von ihm entfernt. Nur Namjoon, der den mittlerweile halbschlafenden Hoseok stützte, drehte sich verwirrt um.

"Geh' mal vor, ich rede kurz mit ihr.", erklärte Taeyong.
Namjoon konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Er fuhr seinen Weg fort. Innerlich könnte er schreien vor Freude. Namjoon war einfach erleichtert, dass Taeyong sie nun endlich sehen konnte, nachdem es ihm so mies ging.

Alicias ganzer Körper war auf den Mann vor ihr gerichtet. Taeyong holte tief Luft und atmete sie wieder aus.

"Ich bin so froh, dass du-", und schon wieder grüßten ihn die Tränen. Er wollte nicht Alicia auch zu weinen bringen, denn sie bekam kurz darauf auch glasige Augen. Er nahm sie in seinen Armen und hielt sie fest.

"Ich habe dich so vermisst! Scheiße! Ich bin so froh!", flüsterte er in ihr Ohr. Die tiefe Kälte, die Alicia spührte, seitdem sie in Gefangenschaft war, verschwand nach und nach. Nur er konnte ihr eine Wärme bereiten.
Dann kam ihr ein Gedanke. Wenn sie es jetzt nicht sagt, dann wird sie sich vermutlich nie wieder trauen. Alicia löste sich von der Umarmung, was sie jedoch nicht gerne tat. Nervös schaute sie ihm in die dunklen Augen, die Tränen kullerten ihr wie ein Wasserfall hinunter.

"Taeyong, ich... ich...", stotterte sie während sie dazwische schluchzte. Er legte eine Hand auf ihre Schulter.
"Ja?"
"Ich liebe dich.", gestand Alicia und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, damit er nicht die Röte auf ihren Wangen sehen konnte. So stand sie da für einen Moment, bevor sie zögerlich die Hände vom Gesicht wiedrr entfernte, um doch seine Reaktion zu sehen. Er lächelte sie an.

"Ich liebe dich.", er legte seine Hand auf ihre Wange und sofort spührte Alicia ein Kribbeln an dieser Stelle. Langsam streichelte er mit seinen Daumen ihre weiche Haut. Die Beiden standen für eine Weile da und genossen diesen Moment, so gut es ging. Seine und ihre Tränen waren bereits augetrocknet.

"Taeyong."
"Alicia."

Er hielt es nicht mehr aus, er musste sie einfach küssen. Taeyong nahm seinen Mut zusammen, nahm ihr Gesicht und kam mit seinem näher. Beide schlossen synchron die Augen. Als Alicia ihre zu machte, rollten noch die letzten Tränen ihre Wangen hinunter.
Taeyong drückte seine Lippen vorsichtig auf ihre. Nie hätte Alicia gedacht, dass seine dünnen Lippen so weich wären. Der Kuss war zuerst sanft und zart, aber nach einem Moment leidenschaftlicher.
Beide genossen es und fragten sich, warum dies nicht eher geschehen war.

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Der Anfang unserer Zeit (Taeyong NCT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt