Kapitel 7: Undercover

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Nach dem letzten Auftrag hatte Ravel Zeit gehabt sich zu erholen. Skulduggery hatte ihn nach Hause gebracht, er hatte sich geduscht, etwas gegessen und sich dann direkt wieder hingelegt. Es hatte noch Tage gedauert, bis die Wirkung des Giftes abgeklungen war. Ständig war ihm in der Zeit schwindelig geworden, er hatte kaum das Haus verlassen können. Einmal wäre er beinahe die Treppe hinuntergefallen und ein andern Mal stieß er sich die Schulter am Türrahmen. Es hab einen blauen Fleck. Die meiste Zeit fühlte er sich einfach nur ausgelaugt und kraftlos. Aber immerhin konnte er atmen und sich länger als zehn Minuten am Stück wachhalten.

Er hatte einige Male überlegt, ob er sich aus der ganzen Sache nicht einfach hätte raushalten sollen. Er wäre Mjung nicht begegnet, nicht vergiftet worden und hätte sein altes, kleines Geheimnis nicht ausplaudern müssen. Aber jetzt war es so weit gekommen und ein Teil von ihm bereute, was geschehen war. Ein anderer Teil freute sich über den Anteil des Honorars, den Skulduggery ihm überwiesen hatte.

Aus der Sicht hatte sich der Auftrag schon gelohnt...

Und nachdem er mehrere Stunden mit Gedanken an Mjung verschwendet hatte, machte er aus dem Negativen etwas Positives und überlegte, wofür er das Geld ausgeben könnte.

Als erstes fiel ihm ein, dass er grässlich noch das neue Hemd bezahlen musste. Das war nicht günstig, aber es lohnt sich – Grässlichs Arbeiten waren einzigartig und qualitativ mit nichts zu vergleichen. Und der nächste Memorienball rückte in greifbare Nähe, dort wollte er, wie jedes Mal, ordentlich Eindruck schinden. Mit China mitzuhalten war unmöglich, aber Skulduggery, der sich seine Kleidung ebenfalls von Grässlich schneidern ließ, war einer seiner größten Konkurrenten. Es war jedes Mal ein Heidenspaß.

Mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht erhob Ravel sich von der Couch, auf der er gesessen hatte. Er stellte die leere Kaffeetasse in die Spülmaschine, zog Schuhe und ein dunkles Jackett an und verließ das Haus. Einen Moment lang überlegte er, ob er mit dem Auto zu Grässlichs Atelier fahren sollte. Er entschied sich jedoch schnell, dass er damit lieber etwas wartete. Nicht, dass ihm unterwegs doch noch einmal der Kreislauf flöten ging...

Mit selbstischerem Ausdruck betrat Ravel die Schneiderei Schneider. Grässlich kam nach vorn, als er hörte, wie die Tür zufiel.

„Hallo mein Freund", sagte Ravel; ein Lächeln auf den Lippen, mit dem er schon einige Male einen mehr als hervorragenden Eindruck hinterlassen hatte.

„Schön, dich wieder lebendiger zu sehen", erwiderte Grässlich.

Auch er lächelte, aber sein Lächeln wirkte fröhlich und ehrlich, nicht manipulierend oder herausfordernd. Er war ein ganz anderer Typ Mensch, als Ravel.

Ein amüsiertes Lachen kam von ihm, als er sein Jackett auszog und es über eine von Grässlichs Schneiderpuppen hing.

„Das ist kein Kleiderständer", meinte Grässlich verdutzt, musste im nächsten Moment aber auch lachen.

„Genau genommen schon", korrigierte Ravel ihn, „Außerdem ist das Jackett auch von dir. Ich finde, es darf hier hängen."

Grässlich kam zum eigentlichen Thema zurück: „Du willst vermutlich dein Hemd abholen? Ich hatte es schon vor anderthalb Wochen fertig, aber da hat Skulduggery es für richtig gehalten an dein Handy zu gehen und mich zu seinem Haus zu zitieren."

Für den Bruchteil einer Sekunde verlor Ravel sein Lächeln. Schnell setzte er die Fassade wieder auf.

Grässlich hatte es dennoch erkannt: „Entschuldige, ich schätze, ich vermeide dieses Thema einfach."

„Danke."

„Gut. Also... Das Hemd. Ich muss sagen, ich habe mich selbst noch einmal übertroffen. Es ist besser geworden, als das letzte und solltest du es ruinieren jage ich dich höchstpersönlich zum Teufel."

"Was wäre wenn..." Teil 2: Unbekannte AbenteuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt