Kapitel 10: Die Suche nach der Wahrheit

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Ravel und Dexter waren auf dem Weg zu dem Ort, an dem der Blonde zum ersten Mal seinen Auftraggeber, den vermeintlichen Mr. Frane, getroffen hatte. Sie hofften, ihn dort oder in der Nähe zu finden, um Klarheit in die Ereignisse der letzten Tage zu bringen. Außerdem waren sie sich schnell darüber einig geworden, dass sie Corrival mehr Vertrauen schenkten, als einem mutmaßlichen Identitätsdieb. Es war in ihren Augen unwahrscheinlich, dass der richtige Mr. Frane noch lebte und nun falsche Fährten legte, um Politiker zu ärgern. Ravel hatte, bevor sie sich auf den Weg gemacht hatten, noch in Erfahrung gebracht, wie und wo genau Frane gestorben war. Es hatte damals Zeugen gegeben und der Vorfall war anständig dokumentiert worden, alles normal und glaubwürdig.

Jetzt ging es darum, das Irrtum aufzuklären. Zumindest hofften sie, dass es ein Irrtum war und nichts weiter.

„Hier war es", sagte Dexter schließlich, „Ich bin hier entlang gegangen und Frane hat mich angesprochen."
Sie standen auf einer Straße, hoch über dem anliegenden Strand. Oben war einiges los, unten noch viel mehr. Es war unmöglich, hier nicht gesehen zu werden.

„Mutig von ihm, an so einem Ort auf dich zuzugehen. Er muss gewusst haben, dass die Möglichkeit besteht von richtigen Sanktuariumsangestellten entdeckt zu werden", meinte Ravel nachdenklich, „Oder er ist über alle Maße dämlich, wer weiß. Könnte auch ein absoluter Amateur sein."

Dexter lachte: „Er wirkte eigentlich nicht so, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank."

„Schön für ihn", gab Ravel amüsiert zurück und begann wieder Vorbeilaufende zu beobachten, „Wie sah er eigentlich aus?"

„Nicht wirklich auffällig, muss ich sagen. Er hatte graue Haare, fast schulterlang und war ein bisschen kleiner als ich. Wie so ziemlich jeder andere hier hatte er ein T-Shirt und eine kurze Hose an. Merkmale, wie Narben oder so hatte er, glaube ich, nicht."

„Kleiner zu sein, als du, ist nicht wirklich schwer, Dexter. Aber das ist ja wirklich nicht auffällig... Wird schwer ihn zu finden, wenn er nicht zu uns kommt."
„Das befürchte ich auch und ich habe ihn auch nicht mehr gesehen."

„Wie lange ist das her?"

„Ich weiß nicht, elf oder zwölf Tage vielleicht."
„Er hat nicht zufällig in einem Nebensatz so etwas erwähnt, wie >>In zwei Wochen will ich Ergebnisse sehen<< oder so?"

Dexter legte gespielt eine Hand ans Kinn und gab sich nachdenklich: „Also, jetzt wo du es sagst..."

„Echt jetzt?"

„Komm schon, hältst du mich für blöd?"

„Normalerweise nicht, aber vielleicht hat das Wetter hier dir das Hirn weichgekocht."

„Du bist ein Arsch."

„Danke. Wie machen wir weiter?"

Erneut sah Dexter nachdenklich in die Menschenmenge, dieses mal ernsthaft: „Ich glaube, uns bleibt nicht viel anderes übrig, als herumzufragen und ihn zu suchen."

Ravel seufzte und setzte einen genervten Blick auf: „Ich hasse so etwas. Ich will nicht suchen."
„Ich habe auch keine große Lust darauf. Aber sieh es so: Wir können nach langer Zeit mal wieder Detektiv spielen."

„Ich bin kein Detektiv, ich bin nicht Skulduggery", grummelte Ravel, „Die Arbeit habe ich damals zu gern ihm überlassen."

„Willst du ihm Bescheid geben?"

„Nein, er ist schon an einem anderen Fall dran."

Zwei Tage später standen Ravel und Dexter wieder auf der Straße zwischen den Touristen. Sie hatten sich in den vergangenen Tagen in der Stadt umgesehen und verzweifelt nach Frane gesucht. Sie hatten sich Tag und Nacht die Füße wundgelaufen, die verschiedensten Leute angesprochen, Magier und Sterbliche, und sogar die irischen Agenten befragt, ob sie Frane kannten. Im gleichen Zug hielten sie es auch für sinnvoll ihnen mitzuteilen, dass Dexter es war, der sie irrtümlicherweise verfolgt hatte. Immerhin waren sie nun beruhigt und genaugenommen hatte Ravel seinen Auftrag erfüllt, aber er wollte, genauso wie Dexter, herausfinden, was hinter allem steckte.

&quot;Was wäre wenn...&quot; Teil 2: Unbekannte AbenteuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt