Part 1

419 7 2
                                    

Hallo, mein Name ist Amanda Moore. Meine Freunde nennen mich Amy, was mir um ehrlich zu sein auch lieber ist. Ich lebe zusammen mit mit meiner Mutter in Moncks Corner. Moncks Corner ist eine Kleinstadt in South Carolina. Ich gehe dort zur Schule und fühle mich auch sehr wohl in dieser Gegend. Zumindest bis zu dieser einen Nacht, die mein ganzes Leben verändert.

Amy's POV

Ich saß auf meinen Stuhl und wartete vergeblich auf das Ertönen der Schulglocke. Fünf Minuten fühlten sich wie mehrere Stunden an und mein Kopf brummte schon.

Gedankenverloren schaute ich mich in meiner Klasse um und sah ihnen zu, wie sie unsere Lehrerin runter machten und sie auslachten. Ich fragte mich wie es sich anfühlt so glücklich zu sein. Ich war seit langem nicht mehr glücklich. Um genau zu sein seit vier Jahren nicht mehr. Ja, das ist eine sehr lange Zeit und es hatte einen ganz bestimmten Grund: Heute vor genau vier Jahren verschwand mein Bester Freund Justin. Er war alles für mich. Keiner kannte ihn besser als ich. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, was sein Verschwinden noch mysteriöser machte.

Nachdem es endlich geläutet hatte, packten alle ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg nach Hause. Ich lief noch zu meinem Spind, um zwei Bücher dort reinzulegen. Ich hatte ein Bild von mir und Justin an die Türe gehängt, welches wir am Tag vor seinem Verschwinden gemacht hatten. Ich sah es an und ignorierte plötzlich, was um mich herum passierte. Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand, aber es war ziemlich lange. Plötzlich riss mich meine Freundin Maddison aus den Gedanken.

"Hey, Amy!", quietschte sie total aufgeregt und schüttelte mich.

Ich musste in wenig lachen und sah sie an. "Was ist denn?", fragte ich und sah sie kurz an.

Sie riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. "Amy, heute ist Schulball!" Ihre Stimme klang entsetzt.

Ich drehte meinen Kopf wieder zu dem Bild und seufzte leicht. "Ich weiß nicht, Maddi. Ich hab eigentlich überhaupt keine Lust.", murmelte ich traurig und sah auf den Boden.

 "Amanda Joelle Moore! Willst du mir wirklich erzählen, dass du es nach vier Jahren immer noch nicht geschafft hast, über Jason hinweg zukommen?", fragte sie leicht sauer. Ich seufzte nur und schloss den Spind, worauf ich mich in Richtung Ausgang bewegte.

"Amy! Warte!" Ich ignorierte das Geschreie von Maddi und ging weiter. Sie holte mich aber ein und meinte:"Du weißt, dass das nicht böse gemeint ist! Aber Justin ist seit fünf Jahren weg und er hat sich seitdem kein einziges Mal mehr gemeldet! Wenn wir ihm so wichtig gewesen wären, dann wäre er nicht einfach gegangen!"

Ich blieb schlagartig stehen und sah sie finster an. "Hast du dir vielleicht schon mal überlegt, dass ihm eventuell was passiert sein könnte? Vielleicht konnte er sich gar nicht mehr melden!" Ich wurde ziemlich laut, was mir gleich nachdem ich ausgesprochen hatte, wieder Leid tat. Justin und Maddi waren nie gut aufeinander zu sprechen, aber sie haben sich immer zusammengerissen.

Maddi sah mich mit einem sanften Blick an und sagte: "Selbst die Polizei hatte die Suche nach ihm aufgegeben. Es war nicht eine Spur von einem Verbrechen aufzufinden. Er ist einfach gegangen. Damit müssen alle klarkommen, so schwer es auch sein mag. Aber das Leben geht weiter, Amy. Du lässt dich seit dem Tag, als du erfahren hast, dass er nicht mehr da war, richtig gehen. Das darfst du nicht. Du musst dein Leben wieder richtig in den Griff bekommen. Jason hätte nie gewollte, dass du so kaputt gehst."

Ich ließ mir ihre Wort viele Male durch den Kopf gehen, bis ich schließlich nickte. Sie hatte ja Recht, aber es war trotzdem schwer mit dem ganzen Drama klarzukommen. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, als sie sagte:"Dann geh doch heute Abend mit. Du musst mal raus aus deinem Zimmer und mal wieder richtig Spaß haben." Erneut nickte ich, worauf wir Beide nach Hause gingen.

Dort angekommen rief ich:"Bin zu Hause, Mum!" Nachdem ich meine Jacke an die Garderobe gehängt und meine Schultasche ins Eck geworfen hatte, ging ich in die Küche.

"Hallo, Schatz.", begrüßte sie mich lächelnd und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Essen steht bereits am Tisch." Ich sah dorthin und setzte mich dann. Es gab Lasagne, die meine Mutter selbst gemacht hatte.

Sie setzte sich zu mir an den Tisch und sah auf ihren Teller. "Das war das Lieblings Essen deines Vaters.", murmelte sie mit gebrochener Stimme. Ich schluckte schwer und stocherte in der Lasagne herum. "Ich weiß.", gab ich ihr zur Antwort und nahm die erste Gabel in den Mund.

Mein Vater starb als ich neun war an einem tragischen Autounfall. Bis heute war die Ursache nicht geklärt. Meine Mutter trauerte ihm immer noch sehr nach, während ich den Tod meines Vaters besser verkraftete, als das Verschwinden von Justin.

"Ich habe im Moment keinen Hunger.", sagte ich zu meiner Mutter, worauf ich aufstand und in mein Zimmer ging. Dort sah ich mein Handy schon aufleuchten. Ich hatte eine Nachricht von Maddi bekommen:

Heute um 7:30 pm an unserer Schule!

-Maddi

Ich seufzte leicht und legte mein Handy wieder weg. Ich war mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich Maddi nicht absagen sollte. Aber sie hatte sich schon so sehr darauf gefreut, dass ich es einfach nicht übers Herz gebracht hätte. Nachdem ich eine Weile auf meinem Bett gelegen war und einfach nur an die Decke geschaut hatte, beschloss ich erstmal meine Mutter zu fragen, ob sie mich überhaupt gehen lassen würde.

 "Mum?", rief ich, während ich die Treppe nach unten ging. "Ich bin hier!", hörte ich ihre wunderschöne Stimme aus dem Wohnzimmer rufen.

"Darf ich heute bitte zum Schulball gehen? Maddi geht auch und sie wollte unbedingt, dass ich mitkomme." Mum sah mich an und nickte. "Ja, aber du bist um 00:00 Uhr zurück und du trinkst keinen Alkohol!", stellte sie mir als Bedingung. Ich nickte und murmelte:"Wenn ich überhaupt so lange bleibe."

Mit schnellen Schritten sprintete ich wieder in mein Zimmer und lief sofort zu meinem Kleiderschrank. Ich hatte eigentlich gar nichts richtiges zum Anziehen. Nach langem Suchen fand ich endlich mein Lieblingskleid. Ich hatte es seit einer halben Ewigkeit schon nicht mehr an.

Nachdem ich mir noch passende Schuhe hergerichtet hatte, stieg ich in die Dusche und genoss diese kleine Auszeit. Jedes mal, wenn das lauwarme Wasser über meine Haut rieselte, fühlte ich mich wie in einer anderen Welt. Es war die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich nicht so traurig war.

Nachdem ich fertig war, stieg ich aus der Duschkabine und band mir ein Handtuch um. Gleich darauf ging ich zurück in mein Zimmer um mir etwas überzuziehen, worauf ich wieder ins Bad zurückging und meine Haare bürstete. Sie gingen bis zu meinem Bauchnabel. Ich wollte eigentlich nie so lange Haare, aber Justin wollte immer damit spielen, weswegen ich sie immer länger wachsen ließ. Es war immer sehr anstrengend sie zu föhnen, aber ich wollte sie mir auch nicht mehr abschneiden lassen.

Als ich mit meinen Haaren fertig war, band ich diese erst mal zu einem lockeren Pferdeschwanz nach oben um mir mein Kleid anzuziehen. "Du siehst wunderschön aus.", hörte ich eine bekannte Stimme sagen.

Ich zuckte zusammen und drehte mich um. "Ich bin doch noch gar nicht fertig, Mum.", lachte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Meine Mutter lachte ebenfalls und meinte:"Trotzdem siehst du wunderschön aus." Sie hielt kurz inne und sah auf die Uhr, worauf sie fortsetzte:"Ich gehe jetzt schnell Einkaufen. Falls wir uns nicht mehr sehen sollten, wünsche ich dir viel Spaß!" Ich nickte leicht und gab ihr noch eine Umarmung zur Verabschiedung, worauf ich mich wieder an meine Haare machte.

Ich öffnete den Pferdeschwanz und ließ sie einfach nach unten hängen. Es sah eigentlich ganz gut aus, weswegen ich nichts mehr an ihnen machte. Gleich darauf schminkte ich mich noch und schon war ich fertig für diesen Abend.

Behind These Hazel EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt