♡ | Ι . κ α ρ ι τ ε ι | ♡

171 8 2
                                    

Song:
Little Red Riding Hood von Amanda Seyfried

Song: Little Red Riding Hood von Amanda Seyfried

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

~~~

"Eda?", fragte ich leise und klopfte ein zweites Mal an die geschlossene Tür.
"Darf ich reinkommen?"
Keine Antwort.
Zögernd verharrte ich vor Edas Zimmer, bevor ich endgültig einen Entschluss fasste und die Klinke drückte.

Dämmriges Licht ging von der Nachtlampe auf ihrer Komode aus, weshalb ich nur vage die zusammengesunkene Gestalt meiner Freundin ausmachen konnte. Sie lag auf ihrem Bett und hatte sich unter einem Berg von Decken vergraben. Ich sah ihr Handydisplay hervorleuchten und stolperte beinahe über das damit verbundene Aufladekabel.

Seufzend schaltete ich das Deckenlicht ein, wobei ein resegniertes Stöhnen aus dem atmenden Haufen die einzige Antwort auf mein Erscheinen blieb.
"Hey, ich bin's", versuchte ich es ein letztes Mal und beugte mich über den Bettenrand, wobei ich diesmal ein Paar Füße mit rosa lackierten Nägeln hervorspähen sah. Generell war so gut wie alles in diesem Raum in ein grelles pink getaucht, was mich, kombiniert mit den weißen Holzmöbeln, an den einer Prinzessin erinnerte.
"Ewi?", hörte ich ihre Stimme unter der Decke nuscheln. Behutsam zupfte ich daran, wobei ich ihr das Plüschkissen gewaltsam vom Kopf ziehen musste.
"Eda, ich hab gehört was passiert...", setzte ich an, aber verstummte sofort, als ich ihr Gesicht sah.
Ihre verweinten Augen blickten mich stumm an, aber der stechende Geruch von Alkohol war mir Aussage genug.
Besorgt strich ich ihr eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Du hast getrunken", sagte ich leise.
Eda nickte erschöpft und vergrub ihr Gesicht im Kopfkissen.
"Ich hab 'hix' gar nicht 'hix' soviel getrunken 'hix' ", murmelte sie, obwohl der Schluckauf sie jedes Mal zusammenzucken ließ.
Ich verdrehte die Augen, Eda wusste so gut wie ich, dass sie kaum Alkohol vertrug, was auch sicherlich mit ihrer zarten Statur zusammenhing.
"Kannst du 'hix' mir 'hix' das Wasser 'hix' geben?", fragte sie mit geschlossenen Augen und ich sah mich nach einer Flasche um.
Als sie schließlich einen großen Schluck daraus genommen hatte, warf sie den Rest kraftlos durch ihr Zimmer.
"Willst du darüber reden?"
"Nein", antwortete sie jetzt ruhiger und ohne ein Zittern in der Stimme.
"Okay", erwiderte ich nur und wir schwiegen für eine ganze Weile, in der ich mich zu ihr unter die Decke legte.
Zunächst wollte ich sie umarmen, aber sie fühlte sich so warm an, dass ich ihre Stirn alarmiert betastete.
"Sind nur die vielen Decken", sagte Eda, als sie meine Hand spürte.
Als ich Anstalten machte, eine von ihnen wegzulegen, griff Eda nur nach meiner Hand und hielt sie fest.
"Lass das. Ich mag es so", nuschelte sie wieder.
Also ließ ich es bleiben.
Nach einer weiteren halben Stunde fing mein Handy in der Hosentasche an zu vibrieren. Stöhnend tastete ich danach und versuchte meine aufkommende Müdigkeit wegzublinzeln. Ich hatte mehrere verpasste Anrufe von meiner Mutter und zwei Nachrichten, die mit fünf Fragezeichen endeten. Außerdem stellte ich erschrocken fest, dass es schon nach elf war und sie wahrscheinlich keine Ahnung hatte, wo ich steckte.
"Hey, ich muss jetzt los", flüsterte ich und schüttelte Edas Arm sanft.
"Kannst du nicht bleiben?", fragte sie und sah mich flehend durch ihre großen dunklen Augen an.
"Tut mir leid, aber meine Mutter kriegt sonst noch einen Anfall", erwiderte ich mit schlechtem Gewissen. Bevor Eda antworten konnte, schob ich noch ein:
"Falls du Emily erstmal nicht sehen kannst, könntest du einfach bei mir bleiben. Ein bisschen Abstand...."
Eda blieb still.
"Nur-"
"Es ist nicht Emilys Schuld", unterbrach sie mich plötzlich.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
"Eda..."
Sie drehte sich von mir weg.
"Eda, was ist passiert?", flehte ich und strich weiterhin durch ihre schwarzen Locken.
Emily war bei mir definitiv durchgefallen.
Ich verstand, dass Eda es als ihre große Schwester anders sah, trotzdem hätte ich mehr Wut ihrerseits erwartet und auch nachvollziehen können.
Edas kleiner Körper schüttelte sich und ich sah, wie sie sich die Faust vor den Mund schob, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
"Eddy?", versuchte ich es mit ihrem Kosenamen aus der Grundschule.
"Emily hat Kora geküsst, obwohl ich seit einem Jahr mit ihr zusammen bin. Aber sie gehören nun mal zusammen, weil ...",
"Schwachsinn!" Unterbrach ich sie aufgebracht: "Weder Kora noch Emily hatten ein Recht dazu, okay?", sagte ich.
Ich hörte Eda seufzen.
"Das verstehst du nicht, Ivy."
Ich wollte ihr empört sagen, was genau ich davon hielt, aber als ich sie wieder weinen hörte, schluckte ich es herunter.
Das kann sie nicht gebrauchen.

"Eda?", kam es auf einmal von der Türschwelle. Wir beide wandten uns überrascht Edas Schwester zu, die mit hängenden Schultern am Rahmen lehnte.
S

ie hatte ihren Kopf geneigt, sodass ihr seidiges glattes Haar, das ganz dem lockigen Kräuselhaar ihrer Schwester widersprach, auf ihre rechte Seite fiel und ihre unschuldigen Rehaugen erinnerten mich an die eines Kindes.
Was zum Teil zutraf, schließlich standen ihre fünfzehn Jahre gegen die neunzehn von Kora. Was mich wiederum an Kora zweifeln ließ, die ich eigentlich schon aus der Grundschule kannte.

Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte,  hatte Eda sich schon aufgerichtet und auf den freien Platz neben sich geklopft.
"Komm her, Emmy."
Völlig perplex erhob ich mich von der weichen Matratze, umklammerte mein Handy und fragte Eda leise:
"Du weißt, was du da tust?"
Sie nickte und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Tür:
"Danke, dass du da warst, aber ich würde jetzt  gern mit meiner Schwester alleine reden. Soll meine Mutter dich nicht lieber fahren?"
Emily hörte uns stumm zu, wobei ich ihr Unwohlsein deutlich bemerkte. Nervös wippte sie auf ihren Zehen, eine Angewohnheit, die sie schon als kleines Kind ausgezeichnet hatte.
"Nein, passt schon, trotzdem danke. Wir sehen uns dann morgen", verabschiedete ich mich noch knapp, weil mir die Situation plötzlich zu privat erschien, als das ich sie miterleben wollte.

Ich bemühte mich, die Zimmertür hinter mit leise zu schließen, da ich nicht wusste, ob Edas Mutter überhaupt noch wach war. Auf dem Treppenabsatz hörte ich die Stimmen der zwei Schwestern noch ziemlich deutlich, wodurch mir auffiel, dass ich die Tür nicht richtig geschlossen hatte. Ich überlegte, ob ich den Flur nicht zurückschleichen sollte, aber entschied mich dagegen. Als ich die ersten Stufen gegangen war, hörte ich Edas erneutes Aufschluchzen, was mich abrupt zum Stehen brachte.
Vielleicht sollte ich umkehren?
Hin- und hergerissen knirschte ich mit den Zähnen, bevor ich mir wieder klarmachte, dass es eine Sache zwischen Eda und Emily war, die ich laut Eda, sowieso nicht verstand.
"Aber sie ist deine Seelengefährtin!", hörte ich es aus ihrem Zimmer, gefolgt von einem gezischten 'schhhh'

Ich schüttelte den Kopf. Worüber sie auch redeten, es ging mich nichts an.
Also ließ ich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen und trat in die Dunkelheit.

~~~

Wow, mein erstes Kapitel, meiner ersten Geschichte und ich bin zugegeben stolz auf mich, es beendet zu haben!
Die nächsten Teile werden wahrscheinlich länger, keine Sorge.
Dankeschön fürs Lesen, ich bin jedem einzelnen von euch dankbar ♡
Ilona

The Captured MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt