Alles ist Schwarz...

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Nach einer Stunde Zaubertränke laufe ich wie ferngesteuert durch den Korridor, als sich plötzlich eine Tür neben mir öffnet und ich werde in den Raum gezogen. Ich wehre mich nicht, gebe keinen Mucks von mir. Weil es mir egal ist. Es ist verrückt, aber es ist mir egal.
„Val."
Eine Gänsehaut legt sich über meinen Körper und meine Seele lechzt nach mehr. Mehr von dieser Stimme. Zum ersten Mal seit Monaten sehe ich bewusst etwas, konzentriere mich auf etwas. Auf Draco.
Er ist es wirklich, oder? Ich hoffe zumindest, dass ich es mir nicht einbilde. Seine grauen Augen eröffnen mir einen riesigen Schmerz. Angst und Leid. Vermutlich sieht er in meinen etwa das Gleiche.
„Merlin", stöhnt Draco jetzt und streicht über meine Wange, als wäre ich aus dünnstem Porzellan. „Isst du nichts? Du bist rappeldürr."
Ich zucke wortlos mit den Schultern und starre ihn an. Mein Gehirn kann das gerade nicht verarbeiten und ich habe große Angst, dass ich doch nur träume und dass der böse Teil des Traumes noch kommt.
„Was machst du bloß mit mir?", flüstert er verzweifelt. Dann zieht er mich behutsam an seine Brust und schließt mich in seine Arme. Ich lasse kraftlos den Kopf an seine Schulter fallen und lasse meinen Tränen freien Lauf. Er fehlt mir so unglaublich sehr, es frisst mich von innen heraus auf. „Ich kann nicht denken, nicht atmen, ich kann nichts tun, ohne an dich zu denken", flüstert Draco irgendwann. „Immer, wenn ich dich sehe.. oh, Himmel, Val. Du fehlst mir so sehr. Und das hier ist eine unglaublich dumme Idee. Ich bringe dich schon wieder in Gefahr und es tut mir leid, aber ich.. ich.. musste dich für einen Moment in den Armen halten. Du musst mehr essen, Liebling. Du musst ohne mich weitermachen."
„Ich liebe dich." Ich erschrecke über meine eigene Stimme. Sie ist unglaublich dünn und tonlos, es kommt mir vor, als hätte ich mich seit Jahren nicht mehr sprechen gehört.
Er presst seine Lippen auf meine, dann flüstert er: „Ich liebe dich. Verzeih mir, bitte."
Und dann ist er weg, wie damals im Klo der Maulenden Myrte. Nur, dass der Schmerz diesmal schon längst da ist. Für einen kleinen Augenblick war er verschwunden, aber ich fühle mich so leer, so dumpf. Unweigerlich frage ich mich, ob es jetzt gut oder schlecht war, dass er mir gesagt hat, dass er mich vermisst, denn ich befürchte, dass ich mich wie ein Ertrinkender an diese Hoffnung klammern werde und das wird mich über kurz oder lang vermutlich umbringen.
Ich erzähle Ginny nichts davon, aber ich beschließe, dass ich versuchen werde, das Beste aus dieser Sache zu machen. Für Draco.
Deshalb gehe ich am darauffolgenden Samstag mit Ginny nach Hogsmeade.

Wir setzen uns ins „Drei Besen" und trinken einige Butterbier, in Gesellschaft von Hermine und Ron. Wo Harry ist keine Ahnung. Sie sagen nicht viel dazu, außer, dass es etwas mit 'Malfoy' zu tun hat. Dass sie damit das Messer in meinen Wunden drehen, haben sie wohl vergessen, denn mein Herz krampft sich zusammen und ich stehe auf. Ginny sieht mich mitleidig an und ich ringe mir ein Lächeln ab.
„Ich geh mal frische Luft schnappen", murmle ich und Ginny springt auf, ich drücke sie aber wieder auf ihren Stuhl. „Ich bin gleich wieder da, du musst nicht mitkommen."
Ich trete nach draußen und der Schnee knirscht unter meinen Stiefeln. Ich atme tief durch und versuche, den Gedanken an Draco aus meinem Kopf zu verjagen. Ich beschließe, einige Schritte zu gehen und wandere durch die kleinen Gassen von Hogsmeade. Ich denke über alles mögliche nach und gebe mir Mühe, dass Draco nicht allzu oft dabei ist. Es ist vermutlich unnötig zu erwähnen, dass das ziemlich kläglich scheitert spätestens in dem Moment, in dem Draco aus dem Nichts mit irgendwelchen Leuten auftaucht und an mir vorbeigeht. Ich höre, wie er im Gespräch stockt, als er mich sieht, dann redet er allerdings schnell weiter, als wäre nichts passiert. Ich erlaube mir nur einen kurzen Blick auf ihn und halte mich zurück, doch im Vorbeigehen streift er, wie zufällig, mit seiner Hand über meine und mein Wille wird schwächer. Aber ich muss mich von ihm fernhalten. Darum hat er mich gebeten.
Ich beschleunige meine Schritte, als würde der Energieaufwand mir beim Vergessen helfen, aber so ganz will es nicht klappen. Ich biege nach links in eine Gasse ab, sodass ich quasi im Kreis um das „Drei Besen" gelaufen bin und auch dort wieder ankomme, doch plötzlich durchfährt ein dumpfer Schmerz meinen Kopf und wenige Sekunden später ist alles um mich herum schwarz.

Valerie und Draco/The good and the bad oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt