„Sieh sie dir an, Draco!"

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Ich spüre kühle Fliesen unter mir und mein Kopf dröhnt bestialisch. Ich höre irgendwelches Gemurmel und frage mich, was hier eigentlich los ist. Stöhnend rolle ich mich auf den Rücken.
„Oh, das kleine Püppchen wird wach." Ich kann diese Stimme nicht zuordnen. Dennoch öffne ich langsam die Augen und auch, wenn die Stimme mir unbekannt ist ich weiß genau, dass diese Frau vor mir Bellatrix Lestrange ist. Mein Herz beginnt zu rasen. Das ist gar nicht gut. Überhaupt nicht gut.
Ich starre sie an. „Wo bin ich hier? Was wollen Sie?"
Sie lächelt widerlich. „Oh, wir wollen nur mit dir sprechen. Über dein Benehmen."
Misstrauisch sehe ich sie an, dann lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Und die zwei Personen, die noch anwesend sind, sind unverkennbar Dracos Eltern. Lucius sieht bösartig und kalt aus wie immer, Narzissa jedoch sieht sehr besorgt und irgendwie ganz schön menschlich aus.
„Bitte wie?", frage ich vorsichtig.
„Du bist uns im Weg", flüstert sie jetzt aggressiv. „Deine Existenz verhindert viele wichtige Dinge. Dein Verhalten ist ganz, ganz falsch. Und wirklich schlecht für dich, kleine Valerie."
Wenn Draco das hier damit meinte, als er sagte, er wolle mich nicht gefährden, dann kann ich seine Beweggründe jetzt viel besser verstehen.
„Der arme kleine Draco kann an nichts anderes denken, als an dich", sagt sie jetzt und klimpert mit den Augen. „Und das ist ein Problem." Ihre Stimme wird hart, dann fährt sie fort. „Er hält sich nicht von dir fern, weder körperlich, noch in Gedanken. Und so versaut er jeden einzelnen Auftrag, den er vom Dunklen Lord bekommt. Er konzentriert sich nicht genug, und daran bist du Schuld. Deshalb wollen wir dir und Draco nahe legen, dass ihr euch voneinander fern haltet. Für immer."
„Er hat Schluss gemacht", murmle ich verbissen. „Kein Grund zur Besorgnis."
„Was nichts daran ändert, dass er nur an dich denkt." Jetzt hebt Lucius die Stimme. „Ich kenne meinen Sohn und du tust ihm nicht gut. Du passt nicht zu ihm und du bringst ihn in Gefahr."
Dann nickt er Bellatrix zu.
Narzissa macht einen Schritt nach vorne und sieht mich tatsächlich mitleidig an. „Mädchen, es tut mir so leid. Aber mein Sohn ist das Wichtigste für mich. Für uns alle. Und wir können es nicht riskieren, dass er abgelenkt wird. Deshalb.. muss das jetzt geschehen."
Was, wollen die mich umbringen? Mit großen Augen starre ich sie an. Das wäre ja wohl ein wenig übereilt!
Dann nickt Narzissa ebenfalls Bellatrix zu und sie lächelt auf mich herab. Ein fieses, höhnisches und schadenfrohes Lächeln. Genüsslich murmelt sie: „Crucio."
Ich registriere im letzten Moment, wie sich eine Tür öffnet, aber dann explodiert der Schmerz in mir. Wenn ich gedacht habe, dass der Schmerz wegen der Trennung schlimm ist, dann weiß ich jetzt, was richtiger Schmerz ist. Ich meine, durch diesen Schleier Dracos Stimme zu hören, aber ich bin mir nicht sicher, denn alles, woran ich denken kann, ist nicht aufzugeben. Keinen Laut von mir zu geben und keine Schwäche zu zeigen.
„Sieh sie dir an, Draco!", schreit Bellatrix jetzt. „Ist sie nicht mutig?"
Und dann wird der Schmerz schlimmer und ich krümme mich zusammen und mein Widerstand bricht und ich schreie all diesen Schmerz hinaus. Tränen laufen über mein Gesicht und ich wünsche mir in diesem Moment, dass sie mich einfach umgebracht hätten. Das wäre definitiv einfacher gewesen.
„Nein!" Immer wieder höre ich Draco schreien, er fleht sie an, aber sie lässt nicht von mir ab.
Und so scheint es stundenlang weiterzugehen. Irgendwann schreie ich nicht mehr. Ich bin leer. Da ist nichts mehr, was ich zu beklagen hätte, denn ich habe verstanden, worum es hier geht. Und ich gebe auf, zum ersten Mal in meinem Leben gebe ich mich einfach geschlagen.
„Jetzt hör auf!", brüllt Draco jetzt und ich würde ihn so gerne sehen. So gern.
Der aktive Schmerz hört abrupt auf, doch die Nachwellen sind noch da. Und ich bin zu schwach, um irgendetwas zu tun. Dass ich überhaupt noch atme, grenzt an ein Wunder.
Mein Kopf kippt zur Seite und ich schließe meine Augen halb. Es ist zu hell hier. Mir ist kalt. Und nichts ist richtig, gar nichts ist gut. Mein Blick ist verschleiert und ich höre und spüre nichts mehr.
Ich merke, wie ich hochgehoben werde. „Val." Es ist Draco und er klingt hundeelend. „Val, hörst du mich?"
Ich nicke und diese Bewegung kostet mich eine Menge Kraft.
„Alles wird wieder gut", flüstert er und ich höre, dass er weint. Er trägt mich irgendwohin, ich weiß nicht, wo er mit mir hin will, aber dass er hier ist.. ist auch eigentlich nicht gut. Aber ich habe keine Kraft für Wiederworte oder für Befehle oder ähnliches.
„Ich wollte nie, dass das passiert", beteuert er mir tränenerstickt. „Es tut mir so unglaublich leid, Valerie. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte mich von dir fernhalten sollen. Ich liebe dich, Val. Das darfst du nie vergessen, egal, was passiert."
Das sind die letzten Worte, die ich noch von ihm höre, ehe sich ein schwarzer Vorhang über mich legt und mich für einen Augenblick vergessen lässt.

Valerie und Draco/The good and the bad oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt