Und wenn es nicht gut ist kann es auch nicht das Ende sein!

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Ich wische mir verstohlen die Tränen aus den Augen. Wir stehen am Gleis 9 3/4, nach so vielen Jahren.
„Mum, kannst du aufhören, zu heulen? Ist ja nicht so, als wäre ich aus der Welt oder so", stöhnt Scorpius jetzt und Draco lacht.
„Das ist ein ergreifender Moment!", rechtfertige ich mich vor meinem Sohn, muss aber lachen. Er ist wie sein Vater in dem Alter. Vorlaut, schnell genervt aber definitiv auch wie ich. Er gibt schnell nach und ist prinzipiell doch ein kleines Weichei.
Ich drückeScorpius noch einmal an mich und Draco nimmt uns beide in den Arm. Ich atme tief durch und verbiete es mir, noch einmal zu weinen. Aber verdammt noch einmal, er ist so schnell groß geworden, dass ich Mühe hatte, noch hinterher zu kommen. Und jetzt fährt er nach Hogwarts, zu seinem ersten Schuljahr und ich weiß, dass ihn deutlich bessere Zeiten erwarten als uns.
Plötzlich sieht unser Sohn doch ein wenig unsicher aus.
„Was ist, Schätzchen?", frage ich ihn liebevoll.
„Was soll ich mir denn wünschen? Was ist denn, wenn der Sprechende Hut mich ins falsche Haus steckt?", fragt er kleinlaut.
Ich höre Draco glucksen und er drückt mir sanft seinen Ellenbogen in die Seite.
Ich hocke mich vor unseren Sohn und halte ihm meine Hand vor die Nase. „Siehst du diesen Ring, Scorpius?"
Er nickt vorsichtig und sieht mich fragend an.
„Der grüne Stein steht für Slytherin und der rote Stein für Gryffindor", erkläre ich ihm. „Dieser Ring ist ein Symbol dafür, dass es kein Richtig oder Falsch gibt, solange man an etwas glaubt. Es gibt Wichtigeres als eine Zugehörigkeit zu einem Haus. Du könntest nach Gryffindor kommen, weil ich in Gryffindor war, du bist mutig und risikobereit. Vielleicht kommst du nach Slytherin, denn dein Vater war ein Slytherin, du bist stolz und ehrgeizig, wenn dir etwas am Herzen liegt. Du bist aber auch fleißig und treu, du könntest auch ein Hufflepuff werden. Und du bist unglaublich klug und scharfsinnig, vielleicht wirst du Ravenclaw zugeteilt. Scorpius, du siehst du bist für jedes Haus geeignet und in jedem Haus wirst du Freunde finden. In Hogwarts ist man nie allein, das darfst du nicht vergessen."
Mit großen Augen sieht er mich an. „Echt? Dad, stimmt das?"
Draco lacht. „Deine Mutter würde dir nie eine Lüge auftischen."
Scorpius sieht noch ein bisschen misstrauisch aus, aber ich glaube, dass ich ihn überzeugt habe. „Und jetzt steig endlich in den Zug, bevor ich dich hier behalte", lache ich schließlich und küsse ihn noch einmal auf die Stirn. „Pass gut auf dich auf und egal, in welches Haus du kommst benimm dich, ja? Wir wollen keine Briefe von Hogwarts erhalten."
„Nimm sie nicht so ernst", flüstert Draco unserem Sohn grinsend zu. „Deine Mutter hat selbst so einige Briefe kassiert."
„Wirst du wohl!", rufe ich und schlage ihm auf die Schulter, aber ich lache und er grinst. Ich liebe diesen Mann. Damals, in meinem vierten Schuljahr, hätte ich niemals gedacht, dass dieser Tag in dieser Art kommen würde. Ich habe damals ja noch nicht einmal zu hoffen gewagt, jemals mit Draco sprechen zu können geschweige denn, ihn zu heiraten und ein Kind mit ihm großzuziehen.
All das ist heute egal, denn wir haben es geschafft. Wir sind hier und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als das hier bis zum Ende meines Lebens Tag für Tag wieder genießen zu können.
„Val!" Eine Stimme schallt über das ganze Gleis und ich drehe mich erstaunt um. „Ginny!"
Ich war so vertieft in meine Melancholie, dass ich sie gar nicht früher bemerkt habe. Aber da ist sie, mit Harry und ihrem gemeinsamen Sohn, welcher in etwa so unsicher aussieht wie Scorpius. Hermine und Ron sind auch dabei und ich freue mich, sie alle mal wieder zu sehen.
Ich gebe meinem Sohn einen Schubs in Richtung Albus Severus und die beiden betasten einander vorsichtig, während ich Ginny fest in die Arme schließe.
„Du siehst gut aus", stellt sie zufrieden fest.
Wir plaudern eine Weile, denn wir haben uns wirklich eine Weile nicht mehr gesehen beschließen aber, dass wir das ändern müssen.
Und wenige Sekunden später pfeift der Hogwarts-Express und wir sehen unseren Kindern dabei zu, wie sie in ihr erstes Schuljahr gebracht werden. Wie wir, vor vielen Jahren. Und ich kann es kaum fassen, hier mit Ginny, Harry und den anderen, vor allem aber mit Draco zu stehen. Wir haben überlebt. Wir haben etwas Großes aus unserem Leben gemacht und das ist es doch, was letztendlich zählt.


Valerie und Draco/The good and the bad oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt