Winter Tage

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Die Zeit vergeht in diesem Jahr schnell und der Winter scheint ziemlich hart und kalt zu werden. Jedenfalls ist es seit Tagen nur grau draußen und es sind schon beträchtliche Mengen Schnee gefallen.
Umbridge kann ich immer weniger leiden und mit meiner Liebe zu Draco bin ich auch noch keinen Schritt weitergekommen. Es ist eigentlich zum Verzweifeln.
Es ist Samstag und ich habe keine Lust, mich im Schloss aufzuhalten. Ginny und ich haben uns gestern Abend beinahe wieder gestritten, ich habe ihr wieder mit dem Auszug gedroht und die ganze Atmosphäre im Gebäude ist irgendwie bedrückend. Scheinbar beugen sich immer mehr Schüler den Gesetzen der pinken Mistkuh und die, die es nicht tun, werden bestraft und sind danach wie ausgewechselt. Ich weiß nicht genau, was da mit ihnen passiert, aber diese Strafen scheinen es in sich zu haben.
Ich ziehe eine dicke Leggins im Norweger-Style an, darüber einen langen, schwarzen Hoodie und flauschige Boots, dann gehe ich nach draußen.
Hier ist es ruhig. Wenigstens außerhalb des Schlosses fühlt es sich so an, als wäre alles ganz in Ordnung und nicht so, als hätte die Großinquisitorin, wie sich Umbridge selbst getauft hat, die Herrschaft über Hogwarts an sich gerissen.
Ich stapfe durch den Schnee und starre so vor mich hin. Wenn Harry die Wahrheit sagt, ist Voldemort bald mit voller Kraft zurück. Darüber denke ich in letzter Zeit ziemlich oft nach, wenn Draco nicht gerade in meinem Kopf herumspukt. Was ist, wenn es so kommt, wie Potter es erzählt? Wir können kämpfen, aber wer sagt, dass wir auch gewinnen? Seine Gefolgschaft ist riesengroß und ziemlich erbarmungslos.
Plötzlich pralle ich gegen jemanden, stolpere, werde aufgefangen und sehe auf: „Oh, Entschuldigung, ich "
„..war in Gedanken?", führt kein anderer als Draco Malfoy weiter aus und stellt mich wieder sicher auf die Beine.
Mit großen Augen sehe ich zu ihm auf und nicke. „Ja, das war ich wohl."
„Das kann gefährlich ausgehen, wie die Geschichte mit deinem Koffer", bemerkt er mit einem verschmitzten Grinsen. Merlin, er ist so außergewöhnlich schön. Wenn er sich so verhält, vergesse ich glatt die Tatsache, dass er nicht zu allen so nett ist, wie zu mir, aber es ist mir gerade auch egal.
„Ich ziehe solche Unglücke magisch an", rutscht es mir lachend heraus. Das macht mich sympathisch, klar! Ich muss doch jetzt wie ein dummer Troll wirken.
„Dann brauchst du wohl jemanden, der auf dich aufpasst", murmelt er lächelnd. „Wie heißt du eigentlich? Ich weiß ja einige wenige Sachen über dich, aber deinen Vornamen nicht."
„So? Was weißt du denn?", frage ich erstaunt.
„Lass uns doch ein Stück gemeinsam gehen", schlägt er mir ausweichend vor und ich nicke wie hypnotisiert. Das überfordert mich gerade total. Sein Ruf passt so gar nicht zu dem, was er mir gerade zeigt und er macht es mir auch nicht gerade leichter, irgendetwas an ihm zu finden, was ich ganz fürchterlich finde.
„Also?", hake ich grinsend nach und er lacht kurz. Merlin, wie schön.
„Du bist in Gryffindor, einen Jahrgang unter mir. Deine Mutter ist ein Muggel und dein Vater ein Zauberer aus einer langen Blutlinie, dein Nachname ist Whitestone", erklärt er mir, als wäre es selbstverständlich. Allerdings kommt keine fiese Bemerkung über die Tatsache, dass ich lediglich ein Halbblut bin. Er hat sogar ziemlich ehrfürchtig betont, dass die Vorfahren meines Vaters einer langen, reinblütigen Linie entspringen. Ich belasse es dabei, ich will gar nicht, dass das Gespräch in eine falsche Bahn gelenkt wird.
„Du bist in Slytherin, einen Jahrgang über mir, deine Eltern sind reinblütig und bekannt und reich", erwidere ich trocken. „Und du heißt Draco Malfoy. Ich bin dir einen Schritt voraus. Woher weißt du diese Sachen?"
Mit einem kleinen anerkennenden Grinsen sieht er auf mich hinab. „Wenn du mir deinen Vornamen verrätst, sage ich dir, woher ich diese Dinge weiß."
„Valerie", sage ich ein wenig atemlos und gespannt.
„So, Valerie Whitestone", murmelt er und mein Name klingt aus seinem Mund wie flüssiges Gold. Eine Gänsehaut zieht sich über meinen Körper und ich versuche, regelmäßig zu atmen.
„Und? Woher weißt du solche Sachen über mich?", frage ich jetzt neugierig.
„Habe ich so aufgeschnappt", murmelt er.
„Wie, aufgeschnappt?" „Man redet über dich."
„Bitte was?" Schockiert bleibe ich stehen.
Er dreht sich zu mir herum und lächelt schief. „Du hast keine Ahnung, oder?"
Die Gedanken rasen in meinem Kopf und mir fallen all die Dinge ein, die Ginny mir schon an den Kopf geworfen hat. Dass er gemein und hinterlistig ist – und im Inquisitionskommando. Was will er mir hier gerade sagen? Weiß er von der DA? Das kann nicht sein. Wir haben aufgepasst, niemand weiß etwas.
Ich schüttle nur mechanisch den Kopf. Wenn jetzt der Knaller kommt, dann kommt er sowieso.
Er schüttelt lächelnd den Kopf. „Dir fällt wirklich nicht auf, wie viele Jungs dir hinterherlaufen?"
Erleichtert atme ich unauffällig aus. „Ich.. äh, nein."
Draco zuckt mit den Schultern. „Ist eigentlich nicht zu übersehen. Da hört man so einiges in den Fluren. Du bist.. begehrt."
Irgendetwas in seinen Augen berührt etwas ganz, ganz tief in mir. Seine Stimme geht mir durch und durch, bringt eine Saite in mir zum Klingen, die ich noch nicht kannte. Er ist magisch, definitiv.
Bevor ich mich in meinen Träumereien verlieren kann, murmle ich: „Naja, was soll's."
„Ich habe noch etwas gehört", sagt er jetzt langsam, während wir weiterlaufen.
Jetzt kommt's. Ich rüste mich innerlich schon gegen das, was mir gleich blüht. Wie soll ich mich denn aus der Sache mit der DA rausreden? Behaupten, dass es uns gar nicht gibt? Dass es bloß ein Scherz ist? Oh, Merlin, das wäre alles gar nicht gut.
„Tatsächlich", murmle ich fragend.
„Angeblich hast du schon eine Weile einen Freund?"
Ich sehe ihn erstaunt von der Seite an. „Nein, wieso?"
Für einen Moment huscht ein Lächeln über seine Lippen. „Das erzählt man sich. Weil du kein Interesse an irgendeinem männlichen Wesen hier zeigst daraus haben unsere Mitschüler geschlossen, dass du wohl schon längst vergeben bist."
„Das.. nein", sage ich eilig. Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass mir das wohl entgeht, weil ich nichts anderes sehe als ihn im Tunnelblick.
„Naja", sagt er jetzt schließlich. „Ich muss los. Wir sehen uns."
Ganz unvermittelt ist er weg. Verwirrt sehe ich ihm nach. Mein Kopf schwirrt richtig, ich muss dringend meine Gedanken ordnen. Er ist unglaublich charmant und nett, er lächelt mich an.. er geht mit mir um, als würde er mich als ebenbürtig ansehen, wo er doch sonst so einen großen Wert auf Reinblütigkeit legt. Er ist Umbridge unterstellt, welche Halbblüter genauso wenig leiden kann wie er selbst angeblich auch warum spricht der dann mit mir?
Ich schüttle den Kopf, als würden die Gedanken davon verfliegen. Tun sie aber nicht. Also habe ich keine andere Wahl als mich weiterhin mit ihnen herumzuschlagen. Tag und Nacht. Wochenlang. Das sind ganz, ganz tolle Aussichten.
Immerhin habe ich dennoch etwas bekommen, worauf ich schon lange gewartet habe ein richtiges, längeres Gespräch mit Draco, welches mir bewiesen hat, dass Ginny maßlos mit ihren Warnungen übertreibt.


Valerie und Draco/The good and the bad oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt