Kapitel 2

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"Ámbar was ist los? Seitdem wir zurück sind bist du weder runter zum Essen gekommen, noch hast du dein Zimmer verlassen" Ich höre die Sorge in ihrer Stimme, aber zum ersten Mal in meinem Leben ist mir das egal. Mir ist gerade alles egal. Mir ist nur zum Weinen zumute, deshalb sitze ich seit gestern Abend in meinem Zimmer und tue nichts anderes. Ich muss aussehen, wie ein Monster, ein Monster mit roten Augen und zerzausten Haaren, aber auch das ist mir egal.

"Ich habe keine Lust"

"Süße, du musst essen"

"Es ist schrecklich Mamá. Hier wieder herzukommen meine ich. Seit Papá nicht mehr da ist, kann ich es nicht mehr"

"Ámbar sieh mich an" Beruhigend beginnt Mamá meinen Rücken zu streicheln.

"Es ist schwierig, ich weiß, aber du musst dich irgendwie ablenken und vor allem musst du essen. Dein Papá ist weiterhin hier Ámbar und er wird immer bei uns sein. Er wird uns nicht verlassen"

Vorsichtig setzt sie sich neben mich auf mein Bett und legt ihren Arm um mich.
"Dein Papá würde es am meisten hassen, sein Mädchen so traurig zu sehen oder mitzubekommen dass es nicht isst. Weißt du noch wie sauer er war, als du mit Matteo Schluss gemacht hattest und nicht essen wolltest?"

"Ja, er war damals ziemlich sauer" Ich schaffe es sogar mir ein kleines Lächeln bei dieser Erinnerung abzuringen.

"Also musst du essen und ihn glücklich machen. Außerdem kommen deine Tante Mónica und Luna jeden Moment. Komm runter, um sie zu begrüßen und etwas zu essen. Tu es für mich, ja? Ich warte unten auf dich"

Ein letztes Mal streichelt sie über meinem Arm, ehe sie aufsteht und Richtung Tür geht.

"Mamá?"

"Ja?"

"Ich liebe dich sehr"

"Ich dich mehr Ámbar"

"Wie fühlst du dich?"

"Zerstört, grauenvoll... In Wahrheit fühle ich mich, als könnte ich nicht mehr. Ich halte das nicht länger aus"

"Sag das nicht Ámbar"

Nachdem ich mich wieder einigermaßen anschaulich gemacht hatte, kamen auch schon Mónica und Luna an. Als Mamá gesehen hatte, dass ich etwas gegessen habe, haben Luna und ich uns schnell ins Wohnzimmer verzogen, während unsere Mamás in der Küche geblieben sind.

Wahrscheinlich reden sie über das selbe wie wir und wahrscheinlich übernimmt meine Tante den gleichen Job bei meiner Mamá, wie Luna bei mir. Ich weiß, dass Papás Tod sie noch schwerer mitnimmt, als mich, auch wenn sie es vor mir niemals zugeben oder zeigen würde.

"Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich weiß genau wie du dich fühlst. Als mein Papá gestorben ist, verlor ich die Lust an allem. Die Leere und der Schmerz waren unbeschreiblich. Ich dachte, dass ich nicht weitermachen könnte, dass mein Leben ohne ihn keinen Sinn mehr hätte, aber weißt du was? Ich verstand, dass er in Wirklichkeit niemals gegangen ist. Er war immer da. Er kümmerte sich um mich und beschützte mich so wie er es immer getan hatte. Er lebt in meinem Herzen und in meinen Gedanken weiter und ich spüre, dass er da ist. Du musst es versuchen und gib dich nicht auf. Dein Papá hätte das nie zugelassen und wird es auch nicht"

"Es ist wirklich schön das zu hören Luna, aber gerade denke ich nicht, dass es mir ähnlich gehen wird"

Sanft nimmt sie meine Hände in ihre, bevor sie fortfährt. "Ámbar ich werde dich nie allein lassen. Du bist meine Cousine und ich werde dir helfen nach Vorne zu blicken, so wie ich auch"

Meinen Kopf lege ich auf ihrer Schulter ab und sie legt ihren Arm um mich.
"Hast du verstanden? Du bist nicht alleine. Du hast mich, deine Mamá, die dich mehr als je zuvor braucht und du hast meine Mamá und deine Freunde. Du wirst stark bleiben und weißt du warum? Für deinen Papá"

"Danke Luna, wirklich. Ich hab dich lieb"

"Ich dich auch"

Seitdem Gespräch mit Luna ist eine Woche vergangen und ich habe verstanden, dass sie recht hat. Die letzten Tage habe ich mit meinen Freunden im Jam and Roller verbracht und natürlich mit meinen besten Freundinnen. Das Einzige, was ich getan habe ist skaten, so wie ich es auch jetzt gerade im Park tue. So kann ich meinen Kopf frei kriegen. Papá hat mich beim Skaten immer unterstützt, also gebe ich nun alles.

"Wie hast du mich gefunden?"

"Ich bin zufällig vorbeigekommen und hab dich gesehen"

"Lüg mich nicht an Matteo"

"Okay in Wahrheit war ich bei der Villa, um dich zu suchen, aber deine Mamá sagte, dass du skaten bist und da du nicht im Roller warst, war es logisch, dass du hier bist. Immerhin ist es dein zweitliebster Ort zum Skaten"

"Außerdem war ich nicht der Einzige, der dich gefunden hat. Der Typ dort hinten hat dich ungefähr für fünf Minuten angestarrt. Sag nicht, dir ist das nicht aufgefallen"

"Du erinnerst dich?" Gehe ich gar nicht weiter auf seine Worte ein. Natürlich ist er mir aufgefallen. Der brünette Junge hat mich sicherlich die letzten zehn Minuten aus einiger Entfernung beim Skaten beobachtet, ist aber verschwunden, als Matteo kam.

"Ámbar wir waren jahrelang zusammen. Ich weiß alles über dich, aber weißt du was? Eins weiß ich nicht, wie geht es dir? Wie fühlst du dich?"

"Mir geht es nicht wirklich gut. Ich will nur allein sein und mich etwas von all dem ausruhen"

"Oft ist es nicht gut allein zu sein, weißt du? Ich hab keine Ahnung wie du dich fühlst, mir ist sowas noch nie passiert, aber ich weiß, dass es sehr weh tun muss und deshalb möchte ich für dich da sein"

"Im Ernst?"

"Ich werde dich nicht allein lassen. Ich bin hier Ámbar. Wenn du mit mir reden willst, werde ich dir zuhören. Du bist mir sehr wichtig"

"Vielen Dank Matteo. Es ist schön zu wissen, dass trotz allem, was zwischen uns passiert ist, du trotzdem hier bei mir bist und dich sorgst. Danke"

"Du musst dich für nichts bedanken Süße"

Simón

"Du bist seit nicht mal zwei Tagen hier und hast dich schon verliebt?"

"Was soll ich sagen Nico? Ich hab sie dort skaten sehen. Ihre Bewegungen sahen so leicht aus, wie bei einer Elfe. Noch nie habe ich gesehen, dass jemand so perfekt skatet. Sie ist wunderschön. Ich habe noch nie sowas für jemanden empfunden"

"Warum hast du sie nicht angesprochen?"

"Irgendwann kam ein Junge zu ihr. Groß, braune Haare, Locken. Wahrscheinlich ihr Freund. Wie soll jemand so hübsches auch Single sein?"

"Da hat sich jemand wirklich verliebt" meldet sich nun auch Pedro, mein anderer bester Freund, lachend zu Wort.

"Ich muss sie suchen. Ich weiß, dass wir uns eines Tages treffen werden."

"Mein Papá ruft an, ich muss gehen"

"Kommst du nicht mit ins Roller?"

"Ich treffe euch dort okay?" verabschiede ich mich von den Jungs, bevor ich mich auf den Weg zu meinem Papá mache.

Okay die Kapitel werden von Kapitel zu Kapitel länger, was ja eigentlich gut ist oder? 😅 Zumindest hoffe ich die Story gefällt euch

Solos ~ SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt