Sonntag, 3. Juli

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20:54 Uhr.

Mein Smartphone klingelt kurz auf meinem Schreibtisch, um mir zu verstehen zu geben, dass ich eine Nachricht bekommen habe. Ich stoppe meine Nähmaschine und schaue auf das Display.

„Tut mir leid, dass ich heute so kurzfristig absagen musste. Bis eben war hier noch völliges Chaos. So einen Rohrbruch wünsche ich echt keinem. Nächste Woche sollte es wieder klappen. Junko."

„Kein Problem. Ich hoffe, es ist bei euch nicht allzu viel beschädigt worden. Wenn ihr Hilfe beim Aufräumen braucht, dann sage Bescheid.", antworte ich.

Ein paar Sekunden später klingelt mein Smartphone erneut.

„Nur den Keller hat es erwischt. Danke für das Angebot, aber das schaffen wir schon. Mach dir keine Sorgen."

Ich bin froh, dass wir in unserer Wohnung noch nie einen Schaden hatten. Ich wüsste gar nicht, was ich tun würde, wenn all meine Habseligkeiten zerstört werden würden. So etwas möchte ich wirklich nicht erleben.

Als ich gerade wieder zu nähen beginnen möchte, höre ich das bekannte Klappern der Absätze meiner Mutter auf dem Flur. Heute hatte sie wieder ein gemeinsames Abendessen mit dem Vorstand, und sie war sich ziemlich sicher, dass sie heute die Bestätigung ihrer gewünschten Beförderung bekommen würde.

Aufgeregt stehe ich auf und gehe auf den Flur unserer Wohnung, um sie zu empfangen.

Als sie die Tür aufschließt, rufe ich freudig: „Willkommen Zuhause! Wie lief das Abendessen?"

Überrascht blickt sie auf. Aber als sich kurz darauf ihr Ausdruck im Gesicht verändert, merke ich, dass etwas nicht stimmt.

„Hallo, mein Schatz.", antwortet sie ruhig.

„Was ist passiert? Geht es dir gut?", frage ich besorgt.

„Lass uns gleich ins Wohnzimmer setzen."

Als sie an mir vorbeigeht, schlägt mir der Geruch von Frittierfett und Bier entgegen. Beklommen folge ich ihr in den Wohnraum.

Mit einem Seufzer lässt sie sich auf die Couch fallen und öffnet ihren strengen Dutt. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen setze ich mich neben sie und schaue sie fragend an. Nach kurzem Schweigen fängt meine Mutter an zu erzählen.

„Als mich heute mein Chef zum Abendessen eingeladen hat, meinte er, er hätte etwas Tolles zu verkünden. Ich war mir so sicher, dass er meine gewünschte Beförderung endlich bestätigen würde. Aber als wir ein paar Gläser Bier getrunken haben, erzählte er mir strahlend, dass sie einen neuen Abteilungschef gefunden haben. Er sei ein erfolgreicher und junger Mann aus dem Büro in Tokyo, der nun mit seiner jungen Familie hierherziehen wird. Mein Chef hat kein Wort darüber verloren, dass ich die Stelle eigentlich haben sollte. Ich glaube, er hat nie vorgehabt, mich zu befördern. Die ganzen Bemühungen die letzten Monate waren einfach umsonst gewesen. Dieser Rückschlag passt leider gar nicht in meine Planung."

Ich weiß, wie hart meine Mutter in der letzten Zeit gearbeitet hat, um befördert zu werden. Dass sie für all ihre Anstrengungen nun keine Anerkennung bekommt, macht mich wirklich wütend. Verzweifelt beobachte ich meine Mutter, die ihr Gesicht in den Händen vergräbt.

Ich habe keine Ahnung, wie ich mich in so einer Situation verhalten sollte. Alles, was ich sagen könnte, scheint mir unangebracht.

„Nanami, es tut mir so leid, dass ich euch so viel Kummer bereite. Ich weiß einfach nicht, wie ich das alles schaffen soll. Vorgestern kam ein Brief vom Vermieter, er erhöht die Miete um fünf Prozent. Die Ersparnisse eures Vaters habe ich zurückgelegt, um euer Studium finanzieren zu können. Und mein Einkommen geht für die Miete und die anderen Lebenskosten drauf. Ich weiß nicht, wie ich euch ein angemessenes Leben ermöglichen kann, wenn doch kaum etwas übrig bleibt, um etwas zu unternehmen. Ich bin wirklich eine fürchterliche Mutter."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 23, 2018 ⏰

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