Kapitel 4

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Lucs Sicht

Ich war grade bei einem Freund als mein Handy klingelte. Ich hatte mein Handy immer dabei, damit ich keinen Anruf und keine Nachricht von Zoe und Lee verpasse. Ich schaute auf mein Handy, es war Zoe.

(Zoe = Z Ich = I )

Z: Hey Luc

I: Hey Zoe was gibt's?

Z: Lee spricht wieder ein wenig mit mir, außerdem war sie beim Tanzen.

Erleichtert atmete ich auf. Das klang ja schon mal gut.

I: Okay, das klingt gut. Was hat sie gesagt?

Z: Du weißt ja schon was sie gesagt hat, als ich bei ihr war. Danach haben wir nicht mehr wirklich gesprochen, aber wir sind dabei wieder mehr Kontakt aufzubauen.

I: Okay, versprich mir, dass du sie zu nichts drängst. Wenn sie mit dir reden will, sei für sie da.

Z: Ja klar. Ich muss jetzt auflegen.

I: Okay. Ciao

Das klang ja schon besser. Hoffentlich spricht sie mit jemandem und meldet sich bei mir. Es verging eine Woche in der sie sich nicht meldete. Ich schrieb immer mal wieder mit Zoe. Lee ging weiterhin zum Tanztraining. Am Montag hatte sie in der Schule gefehlt und am nächsten Tag hatte Zoe mir geschrieben, dass sie sich ihre Haare schwarzgefärbt hat. Außerdem hatte sie Locken. Weder am Donnerstag noch am Montag schrieben Lee und ich.

Anna-Lees Sicht

Eine Woche verging. In dieser Woche telefonierte ich mehrmals mit Dr. Müller. Wir machten Termine für die Chemotherapie aus. Nach Absprache mit der Schule machte ich aus, dass ich jeden Montag vormittag Chemo hatte. Ich kaufte mir vor meiner ersten Behandlung noch eine Perrücke.

Als ich am Freitag auf dem Weg zum Judo war entschloss ich mich endlich dazu mit jemandem zu spechen.

Ohne nachzudenken wählte ich die Nummer von Aimee. Sie kommt ursprünglich aus England. Sie wohnt aber zurzeit in die USA.

(A = Aimee I = Ich)

I: Hey Aimee

A: Oh hey Ann wie geht's?

I: Naja nicht so wirklich und dir?

A: Bei mir ist alles okay. Was ist los?

Ich war mittlerweile bei der Halle angekommen und klingelte.

I: Ich hab vor zwei Wochen erfahren, dass ich Lungenkrebs habe.

A: OMG das tut mir so Leid.

Niko öffnete die Tür. Ich nickte ihm zu und ging Richtung Umkleide.

I: Das schlimmste ist, dass die Ärzte mir noch etwa zwei Jahre geben.

A: Was nur noch zwei Jahre zu leben ?

I: Ja, du Aimee können wir später weiterreden? Ich muss auflegen.

A: Klar, ruf mich an.

I: Bye.

Ich war froh mit jemandem gesprochen zu haben. Auch wenn Aimee tausende Kilometer entfernt ist, hat es gut getan mit ihr zu reden.

Ich zog mich um und ging in die Halle. Dort kam Niko auf mich zu. Er fragte mich: "Was war das mit den zwei Jahren vorhin?". Ich schaute auf den Boden.

Nikos Sicht

Ich saß mit meinem besten Freund Moritz in der Halle als ea klingelte. Ich stand auf um die Tür zu öffnen. Davor stand Lee, sie telefonierte auf Englisch mit jemandem. Sie sagte gerade irgendwas von 'die Ärzte geben mir noch zwei Jahre'. Was bitte? Die Ärzte geben ihr noch zwei Jahre? Was soll das bedeuten?

Ehe ich sie fragen konnte verschwand sie in der Umkleide. Ich ging zurück in die Halle und wartete auf sie. Als sie raus kam, ging ich auf sie zu und fragte sie: "Was war das vorhin mit den zwei Jahren?". Sie schaute auf den Boden und dann direkt in meine Augen. Sie zischte: "Nichts.". Was war das denn? Wieso war sie plötzlich so gereizt und wütend?

Sie warf mir noch einen warnenden Blick zu und drehte sich dann um. Das Training verlief ganz normal abgesehen davon, dass Lee Abstand von mir hielt und jeglichen Kontakt vermied. Moritz warf mir immerwieder fragende Blicke zu. Ich zuckte nur mit den Schultern.

Als er Lee darauf ansprach hielt sie sich auch von Moritz fern. Nach dem Training verschwand sie sofort in der Umkleide. Ich tat es ihr gleich, um sie draußen abzufangen.

Als sie aus der Umkleide kam hielt ich sie am Arm fest und fragte: "Lee waa war das vorhin? Kannst du mir das bitte beantworten.". Nach kurzem überlegen sagte sie: "Da du sowieso keine Ruhe geben wirst. Ich hab vor 13 Tagen erfahren das die Ärzte mir..." Während sie fortfuhr fing sie an, an ihren schwarzgefärbten Locken rumzufummeln "... also mhm naja ich hab halt erfahren, dass die Ärzte mir noch 2 Jahre zu leben geben. Ich bin an Lungenkrebs erkrankt." Das war als ob mir jemand alle Knochen gleichzeitig brechen würde. Sie fuhr unbeirrt fort: "Verdammt, ich hab mir meine Haare weder gefärbt noch gelockt. Ich hatte nur meine erste Chemobehandlung.".

Mit einem Ruck riss sie sich die Haare vom Kopf. Ich flüsterte: "OMG eine Perrücke". Ihre Glatze kam zum Vorschein. Ich zog sie einfach nur in eine Umarmung. Vorsichtig strich ich über ihre Glatze.

Als wir uns voneinander lösten drehte sie sich um und lief weg.

Ich schaute ihr einfach nur nach. Ich wollte meine beste Freundin nicht verlieren.

Mein Leben mit der Diagnose - LungenkrebsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt