Kapitel 8

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Anna-Lees Sicht

Am nächsten Morgen stand ich erst um halb 9 auf und machte mich anschließend auf den Weg ins Krankenhaus für die Chemo.

Am Dienstag ging ich in die Schule und zum Judo. Ich hatte etwas Angst wie Niko reagieren würde. Doch er umarmte mich zur Begrüßung und sagte: "Jag mir nie wieder so einen Schreck ein und schalte dein Handy aus.". Ich musste grinsen, war ja klar, dass sowas kommt. Ich nickte und grinste weiter. Wir trainierten 1 1/2 Stunden. Anschließend fuhr ich wieder nach Hause. Ich hatte mein Handy Zuhause gelassen und schaute Zuhause schnell drauf. Ich hatte nur eine Nachricht von Niko der mich bat mich zu melden. Das tat ich und sprang dann unter die Dusche. Nachdem ich Hausaufgaben gemacht hatte ging ich ins Bett.

Michaels Sicht

Aimees Verhalten wegen des Chats konnte ich verstehen. Sie machte sich halt Sorgen und wollte Ann beschützen.

Ich selber hatte schon überlegt nach Deutschland zu fliegen. Deswegen hatte ich auch mit meinem Bruder geskypte. Er meinte, dass wir Ann ein bisschen Zeit lassen sollten und sie in ihren Sommerferien zu uns holen sollten. Dass Leo das gesagt hat hat mich gewundert. Aber Aimee würde sich sowieso durchsetzen wenn sie Ann hier haben will. Mir fiel es schwer einen Weg zu finden, wie ich mich gegenüber Ann verhalten soll. Leo und Aimee hatten beide ihren Weg gefunden, nur ich machte immer noch so weiter wie früher. Ich hatte mich ursprünglich dazu entschlossen mich so wie Aimee zu verhalten und für sie da zu sein. Doch irgendwie habe ich das nicht so hin bekommen.

Lucs Sicht

Das letzte Mal, dass ich was von Zoe gehört hatte war mehrere Tage her. Alle meine Freunde waren genervt davon, dass ich andauernd nervös auf mein Handy schaute. Es war nun 17 Tage her, dass ich diesen seltsamen Anruf von Lee bekam.

Als ich an diesem Mittag von der Schule heim kam empfingen meine Eltern mich und baten mich, mich ins Wohnzimmer zu setzten. Meine Mutter wirkte total nervös und unsicher. Die Anwesenheit meines Vater war auch seltsam, sonst war er Mittags nie da.

Ich folgte ihrer Bitte und setzte mich auf das Sofa im Wohnzimmer. Sie setzten sich in die gegenüberliegenden Sessel. Meine Mutter began: "Ich glaube, wir sind dir eine Erklärung schuldig. Die ganzen Diskussion und unser Verhalten Anna-Lee gegenüber." Das stimmte, Lee gegenüber hatten sie sich immer komisch benommen. Genau wie der ganze Rest ihrer Familie, egal ob es sich um die Familie ihres Vaters handelte oder um die Familie ihrer Mutter, zu der auch wir gehören. Alle behandelten Lee so als ob sie nicht so richtig dazugehören würde, doch sie waren trotzdem superlieb zu ihr. Sie war immer die Lieblingsenkelin unseres Opas gewesen. Insgeheim war ich immer neidisch darauf. Sie hatten so eine gute und enge Beziehung zueinander. Opa war vor 1 1/2 Jahren gestorben und sie hatte seitdem keine Großeltern mehr. Jedes Mal wenn sie jemanden mit Großeltern sah oder jemand über seine Großeltern redete, sah ich diesen unbeschreiblichen Schmerz in ihren Augen. Eine zeitlang nach dem Tod steckte sie in einer Art von Depression. Ich gab damals alles dafür sie da raus zu holen. Was mir auch gelang.

Während ich über all dies nachdachte schauten meine Eltern mich abwartend an. Ich sagte nur: "Schießt los". "Also ähm, Anna-Lee gehört nicht wirklich zu unser Familie..." was sollte das den bedeuten. Entrüstet rief ich: "Natürlich tut sie das! Sie ist meine Cousine!!!". "Warte, hör deinen Vater doch mal zu", sagte meine Mutter dazwischen. Schon began mein Vater wieder: "Wir haben es auch erst vor 3 Jahren von Opa und Clara erfahren. Sie ist nicht die leibliche Tochter von Andre und Clara." Bäm, das schlug ein wie eine Rakete. Mein Vater fuhr unbeirrt fort: "Clara hat ihr Kind damals verloren und damit die Familie nichts davon mitbekommt haben sie ein Kind adoptiert. Verstehst du jetzt warum sie nicht richtig zur Familie gehört?". Was war das denn für eine Frage, ich schrie: "Natürlich gehört sie zur Familie, ob adoptiert oder nicht. Sie wird immer meine Cousine bleiben! Und das rechtfertigt euer Scheißverhalten  überhaupt nicht, glaubt ihr denn sie merkt das nicht? Sie ist nicht doof und sie hat das alles gemerkt und ich Dummerchen hab versucht ihr einzureden, dass das alles nicht stimmt. Ich wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlt. Ihr seid das Allerletzte!"

Damit stürmte ich aus dem Wohnzimmer und rannte in mein Zimmer. Ich fing an einige Sachen zu packen, ich musste zu Lee. Mit meinen gepackten Sachen verliess ich das Haus. Meine Mutter rief mir hinterher: "Das kannst du nicht machen, sie weiß doch gar nichts davon." Es war mir in dem Moment egal. Alles war mir egal.

Mein Leben mit der Diagnose - LungenkrebsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt