Kapitel 7

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Leos Sicht

Ich war ganz schön geschockt als mir meine Freundin Aimee sagte, dass Ann Lungenkrebs hat. Ich versuchte sie zu erreichen doch sie hatte ihr Handy ausgestellt. Auch Aimee und mein Bruder Michael versuchten Ann zu erreichen.

So ging das bis Sonntagabend. Da war plötzlich ein neuer Gruppenchat mit Aimee, Michi, Ann und mir. Sie schrieb 'hey mir geht es soweit gut ich brauche nur ein wenig Zeit um das alles zu verarbeiten. Ich werde nach und nach mit Familie und Freunden reden.'.

Irgendwas in mir explodierte als ich das las. Irgendein Teil von mir glaubte das alles nicht. Außerdem würden meine 'second parents' wie ich sie immer genannt hatte Ann in so einer Situation nie alleine lassen.

Deshalb antwortete ich sofort. Ich sprach ihr mein Beileid aus und schrieb ebenfalls, dass ich ihr nicht glaubte, dass Clara und Andre sie alleine ließen.

Auch wenn sie nur ihr Adoptivkind ist. Clara war selber kurz vor der Adoption schwanger gewesen. Sie hatte jedoch ihr Kind verloren. Anschließend hatten Andre und Clara Ann adoptiert, das passierte 3 Tage nach der Fehlgeburt. Was bedeutete, dass die meisten aus ihrem Umfeld gar nicht wussten dass Ann adoptiert war. Ich hatte mal in Unterlagen meiner Eltern gestöbert und dabei eine Kopie der Adoptionspapiere gefunden. Das war echt hart für mich gewesen, denn vorher hatte ich Ann wie eine Schwester gesehen. Nach einigem überlegen hatte ich mich damals dazu entschieden von Clara und Andre unbemerkt etwas Abstand zu nehmen. Allerdings bedeutete Abstand zu Andre und Clara auch Abstand zu Ann. Diesen Abstand vergrößerte ich mit der Zeit.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und stellte Clara zu rede. Sie nahm mir das Versprechen ab Ann nichts davon zu erzählen. Im Nachhinein bereue ich es dieses Versprechen gegeben zu haben, aber ich hatte mein Wort gegeben und konnte es somit nicht brechen.

Nach und nach bekam ich mit das die gesamte Verwandtschaft und die meisten Freunde, mit Außnahme von Claras Cousin Luc, davon wussten. Auch Michi gelangte an diese Information und irgendwann weihte ich auch Aimee ein. Das trug einen handfesten Streit mit sich, denn sie war der Meinung, dass man Ann einweihen müsste. Ich brachte sie jedoch davon ab und seit dem baut sie um so mehr Kontakt zu Ann auf. Ich glaube, sie will Ann auffangen und ihr beistehen. Ich bin auch super froh, dass es jemanden gibt der Ann auffangen will. Ich würde dass ja auch selber tun, aber ich glaube nicht, dass Ann mir verzeihen könnte.

Wie auch immer, Ann ist definitiv nicht alleine. Sowas würden Clara und Andre nie machen.

Mein Handy vibrierte in meiner Hand, es war eine Nachricht von Ann. Sie schrieb, dass ich doch ihre Eltern anrufen sollte. Das tat ich auch, mit dem Ergebnis, dass ich erfuhr, dass Clara und Andre Zuhause waren. Das schrieb ich Ann auch.

Auf einmal mischte sich Michi in die Diskussion ein.

Er schrieb: 'Ann jetzt rede mal Tacheles, ich habe auch gerade mit Andre telefoniert und er meinte er wäre auf Geschäftsreise in Barcelona und Clara würde auch da sein. Jetzt höre ich von Leo, dass Clara und Andre bei dir sein sollen. Ich denke, dass es an der Zeit ist die Wahrheit zu sagen.'.

Da bin ich jetzt aber mal gespannt, was jetzt von Ann kommt.

Es kam ein Video und kurz danach ein Screenshot einer SMS.

Anna-Lees Sicht

Auf Lels Aufforderung Tacheles zu reden fing ich an ein Video zu drehen. Ich filmte das gesamte Haus und den Garten. Ich filmte die Schlafzimmer,  den Ort wo immer die Koffer von meinen Eltern standen. Genauso dokumentierte ich die leeren Parkplätze vor dem Haus und den Rest der Zimmer mit samt Speicher und Keller. Und dann machte ich noch einen Screenshot von der SMS die meine Mum mir geschickt hatte. Das alles stellte ich in den Gruppenchat und wartete auf Reaktionen, die bleiben jedoch aus. Weder Leo noch Michael noch Aimee meldeten sich. Das war mir aber auch ziemlich egal, denn ich hatte gemerkt,  dass Michael und Leo immer mehr auf Abstand gingen. Aimee versuchte jedoch mehr Kontakt aufzubauen.  Irgendwas war da faul nur wusste ich nicht was.

Ich fiel ins Bett und schaltete mein Handy aus.

Aimees Sicht

Als ich am Sonntagabend auf mein Handy schaute und die Nachricht von Ann sah war ich froh. Doch als ich den weiteren Chatverlauf mit Leo sah drehte ich regelrecht durch. Ich rannte zu Leo der grade an seinem Schreibtisch saß und irgendwas machte. Als ich näher kam sah ich, dass er mit seinem Bruder Michi skypte. Ich riss ihm das IPad weg und sagte ruhig, bedrohlich ruhig: " Schön das du grade auch mit uns verbunden bist. Dann kannst du deinen Bruder gleich mal verteidigen." Ich wannte mich an Leo: "So mein Lieber was war das denn? Wieso hast du so fies auf Anns Nachricht reagiert?". Ich zügelte mich um ihm nicht noch mehr Fragen an den Kopf zuwerfen. Ich wartete auf eine Antwort doch das einzige was ich zurück bekam war ein unschuldiger Blick und ein leises Gemurmel. Und wieded fing ich an rumzugiften: "Ein unschuldiger Blick verändert das auch nicht. Michael..." er schreckte hoch denn ich nannte ihn nur bei seinem ganzen Namen wenn ich sauer war "...!!!  Was sagst du dazu? Willst du deinen Bruder nicht verteidigen?".

Er sagte nur: "Ich hab doch schon versucht das einigermaßen grade zubiegen..."

Aufeinmal schaltete sich auch Leo ein. Er legte einen Arm um meine Hüfte und sagte: "Aimee es tut mir Leid, ich hätte anders reagieren sollen. Aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, glaub mir wenn ich es könnte würde ich es." Er drehte mich um und nahm mich in den Arm. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Nebenbei merkte ich wie Leo mir das Ipad aus der Hand nahm und das Videotelefonat mit Michi beendete. Er strich mir über den Kopf und ich seufzte. "Ich mach mir doch nur Sorgen um Ann."

Mein Leben mit der Diagnose - LungenkrebsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt