Kapitel 14

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Lucs Sicht

Die folgende Woche blieb Lee noch im Krankenhaus. Eine Schwester gab mir eine Liste mit Leuten, die benachrichtigt werden mussten. Ebenso bekam ich eine Liste mit Aufgaben, die nach ihrem ersten Anfall erledigt werden sollten. Diese Liste beinhaltete Sachen wie die Klasse über die Krankheit zu informieren. Außerdem hatte ich die unangenehme Aufgabe sie bei ihren geliebten Hobbys, Schwimmen und Tanzen, abzumelden und das nicht nur für die Zeit in der sie im Krankenhaus war, sie musste diese beiden Hobbys jetzt wohl oder übel aufgeben.

Zuerst informierte ich, noch aus dem Krankenhaus, ihre Schule und machte einen Termin, wann ich kommen und der Klasse über Lees Krankheit berichten würde. Dann fuhr ich zum Haus von Lees Adoptiveltern. Dort sprach ich mit den Nachbarn und packte mir ein paar Sachen, denn ich würde bei Lee im Krankenhaus bleiben.

Zoes Sicht

Ich war sauer. Luc hatte mir versprochen mich auf dem laufenden zu halten. Aber er antwortete mir nicht. Auch von Lee gab es kein Lebenszeichen. Das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte war am Mittwoch beim Tanztraining gewesen.

Was zur Hölle war passiert? Und wo waren Lee und Luc gerade? Warum antworteten sie mir nicht?

Ist das wieder nur so ein Familienchaos, wie damals als Clara Lee tagelang in ihrem Zimmer eingesperrt hatte und sie mit niemandem Kontakt hatte. Damals hatte Luc panisch bei mir angerufen und gemeint, dass sich alle komisch verhalten würden und dass seine Eltern mitten in der Woche für ein paar Tage zu Opa Sole, wie er von allen genannt wurde, fuhren. Außerdem erreichte er Lee nicht und hatte Angst gehabt, dass sie gestorben war.

Wir hatten Stunden telefoniert und schließlich war ich zu Lee gefahren, aber niemand machte mir die Tür auf. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich lauthals nach Lee geschrien hatte.

Eins, zwei Tage später war sie dann wieder in der Schule und alles ging seinen Weg.

Doch jetzt war es etwas anderes. Ich war richtig sauer auf Lee, auf Luc, auf alle, die grade wussten wo Lee grade war.

Ich saß schon seit Stunden an meinem Zimmerfenster und dachte nach. Leise lief Musik im Hintergrund. Der Versuch sich auf die Mathehausaufgaben zu konzentrieren scheiterte kläglich.

Ich entschloss mich ins Bett zu gehen und morgen weiter zu machen.

Ich stand um 6:00 Uhr auf und schrieb irgendwas in meine Hausaufgaben.

Dann machte ich mich auf den Weg zur Schule.

Lucs Sicht

Ich stand vor dem Lehrerzimmer und wartete auf Lees Klassenlehrerin. Während ich dort stand liefen Schüler an mir vorbei, einmal meinte ich Zoe an mir vorbeilaufen zu sehen und ein schlechtes Gewissen beschlich mich. Ich hatte mich gar nicht mehr bei ihr gemeldet, dabei hatte ich es ihr versprochen. Ich rief ihren Namen, doch sie reagierte nicht. Vielleicht war sie es auch gar nicht gewesen. Vielleicht hatte ich mich auch geirrt. "Du musst Luc Sole sein" ich drehte mich um. Vor mir stand eine Frau. Sie war vielleicht Mitte 30 und hatte blondes Haar. "Was mit deiner Cousine passiert ist tut mir ja so leid. Aber ich bin froh, dass jetzt jemand von ihrer Familie da ist und sich um sie kümmert. So ganz froh und sorglos war ich ja nicht. Es war keine gute Idee Anna-Lees Bitte nach zukommen. Ich hätte gleich darauf bestehen sollen, dass jemand aus ihrer Familie zu ihr kommt. Aber jetzt bist du ja da. Ach, es ist schon kurz nach acht, wir sollten uns auf den Weg zur Klasse machen. Ich bin übrigens Anna-Lees Klassenlehrerin Frau Mull." Noch immer liefen viele Schüler an uns vorbei. Manche schauten uns seltsam an, andere wiederum grüßten Frau Mull kurz, wovon sie keine Notiz zu nehmen schien. Auf dem Weg zu Lees Klasse versuchte ich mir einige Worte zurecht zu legen. Doch es war hoffnungslos. Mir fiel einfach nichts ein. Ich wusste nicht, wie ich der Klasse und vorallem Zoe das beibringen sollte. "Frau Mull wäre es möglich, dass ich vorher noch kurz mit Zoe alleine spreche?". "Aber natürlich doch Luc. Das ist eine gute Idee.", rief Lees und Zoes Klassenlehrerin aus.

Mein Leben mit der Diagnose - LungenkrebsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt