Kapitel 10

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Aimees Sicht

Nach der Arbeit holte mich Michi ab und wir fuhren in seine Wohnung. Wir setzten uns mit einem Glas Wasser in der Hand aufs Sofa. Ich sagte: "Michi, warum hast du mich hierher gebeten. Und was ist mit Ann?". Michi schaute mich an und fing an zu reden: "Damals als ich erfuhr, dass Ann adoptiert ist. Wollte ich nicht das machen was die ganze Familie und Leo gemacht haben. Ich wollte für sie da sein und sie auffangen können. So wie du für sie da warst und dich nicht von den anderen hast mitreißen lassen. Doch irgendwie habe ich das nicht so hinbekommen, wie ich wollte. Deshalb habe ich die ganze Welt auf den Kopf gestellt um Anns echte Eltern zu finden." Zum ersten Mal machte er eine Pause. Er hatte nach Anns Eltern gesucht. Ich fragte: "Hast du sie gefunden?". Er nickte und fuhr dann fort: "Ich habe erst die Behörden in Deutschland durchlöchert, doch niemand wollte oder konnte mir was sagen. Irgendwann habe ich mir heimlich die Adoptionspapiere kopiert und genau angeschaut. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Namen ihrer Eltern sehr englisch klingen. Außerdem lag ihr Geburtsort in England. Also habe ich mich in England auf die Suche nach ihren Eltern gemacht.Zuerst habe ich jemand anderes aus der Familie gefunden. Ihre Schwester. Leider war die Verständigung etwas schwierig, da sie gehörlos ist. Doch wir haben das irgendwie hinbekommen und sie hat mir erzählt, dass ihre Eltern sich kaum mit ihr verständigen können, da sie sich dagegen wehren Gebärdensprache zu lernen. Ich wusste ja, dass Ann Gebärdensprache kann. Aber ihre Schwester hat mir erklärt, dass Gebärdensprache nicht international ist und seit dem ich ihr gesagt habe, dass Ann deutsche Gebärdensprache gelernt hat, lernt sie deutsche Gebärdensprache.". Ich machte riesig große Augen. Und dann schossen die Fragen aus mir raus: "Wie heißt ihre Schwester? Wie alt ist sie? Was ist mit ihren Eltern? Wo in England lebt Anns Familie?". Michi unterbach mich: "Mal langsam. Ihre Schwester heißt Sophie Marissa, aber sie nennt sich Mara. Weil sie das an ihre Schwester erinnert. Sie ist 17 und sieht Ann verdammt ähnlich. Ihre Eltern habe ich auch getroffen und sie haben mich sofort mit Fragen gelöchert, doch je mehr ich erzählt habe desto weniger war ihr Vater daran interessiert sie kennenzulernen. Ihre Mutter hat mir zum Abschied gesagt, dass sie ihre Tochter gerne kennenlernen würde und ich habe ihr dann ein paar Bilder dortgelassen. Die ganze Familie lebt in London, die Mutter arbeitet dort in einer Firma und der Vater ist Betriebsleiter in seinem Familienbetrieb. Allerdings kann sich das alles schon wieder geändert haben. Da es bestimmt 2 Jahre her ist, dass ich dort war. Zu Mara habe ich etwa einmal im Monat Kontakt, aber sie schreibt nie etwas über ihre Situation Zuhause.". Im ersten Moment freute ich mich natürlich, aber dann kamen Ängste, Ann zu verlieren,und Fragen stellten sich mir. Warum erfuhr ich das grade jetzt? Warum hatte Michi das nicht früher erzählt? Wusste Ann vielleicht schon, dass sie adoptiert ist? Sollten wir Ann erzählen, dass wir ihre Familie gefunden haben?

Anna-Lees Sicht

Als ich geendet hatte nahm ich mir langsam die Perücke vom Kopf und er zog mich in eine Umarmung. Ich genoss es jemanden aus meiner Familie bei mir zu haben.

Wenn wir uns früher voneinander verabschieden mussten, gaben wir uns oft ein imaginäres Seil mit um die Distanz zu verkleinern. Einmal hatten Luc und ich das wirklich probiert, doch natürlich hatte es nicht geklappt. Das Seil reichte nichtmal bis zum Auto.

Einmal an Nikolaus war Luc da und wir hatten beide Taschenlampen im Schuh, die man selber laden konnte. So saßen wir ganz früh morgens im Flur und haben diese Taschenlampen aufgeladen.

So saßen wir auf dem Sofa und erzählten uns alte Geschichten. Ich hatte ganz vergessen, dass ich eigentlich in die Schule musste. Ich hatte noch knapp 5 Minuten bis zum Unterrichtsbeginn. Da sagte Luc: "Lee ich muss dir auch noch etwas sagen.". Ich entschied mich in der Schule an zu rufen und zu sagen, dass ich mich nicht gut fühle und Zuhause bleibe. Deshalb sagte ich zu Luc: "Warte kurz ich ruf eben in der Schule an und sage, dass ich nicht komme."

Lucs Sicht

Sie sagte irgendwas von in der Schule anrufen und nicht kommen und griff dann zum Telefon. Sie meldete sich in der Schule ab und sagte dann: "Leg los, wir haben alle Zeit der Welt". Sollte ich ihr das jetzt sagen? Grade jetzt wo sie so krank ist, wo sie wochenlang alleine war und sich alleine durchschlagen musste. Sie wollte grade irgendwas fragen, als mein Handy klingelte. Ich schaute sie entschuldigend an und holte mein Handy aus der Tasche. Ein Blick aufs Display lies Wut in mir hoch kochen. Es war Clara. Ich stand auf und verlies das Wohnzimmer.

(Clara= C Ich= I)

I: Was willst du?

C: Was ich will? Dass du Anna-Lee nichts erzählst. Wir wissen doch noch nichtmal wo ihre echte Familie sich aufhält.

I: Und was hast du mir denn schon vorzuschreiben. Ich werde es ihr erzählen, da kannst du sagen was du willst

C: Ich kann dir das sehr wohl vorschreiben immerhin geht es um MEINE Adoptivtochter...

I: Eine tolle Mutter bist du, lässt deine Tochter in so einer Situation alleine.

C: Ach das weißt du auch schon.

I: Was denkst du denn, Lee hat es mir erzählt. Schließlich bin ich anscheinend der einzige der sich um sie kümmert und für sie da ist.

C: Ja ich weiß, aber...

Da ich keine Lust hatte mir ihr Gelaber weiter anzuhören, legte ich auf und ging zurück zu Lee.

Als ich rein kam sah Lee mich mit einem fragenden Blick an. Ich sagte nur: "Das erkläre ich dir später erstmal muss ich dir etwas anderes sagen. Ich habe es auch erst gestern erfahren."

Mein Leben mit der Diagnose - LungenkrebsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt