siebzehn

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"Guten Tag? Ich wurde nicht über Besuch heute informiert. Wären Sie so freundlich mir Ihren Namen zu verraten, damit ich ihn eintragen kann, werte Dame?", bittete mich ein Mann in schwarzem Anzug, der teurer aussah als alles, was ich je getragen hatte. Über seinem Herzen war sein Name in filigranen Buchstaben in den Stoff eingestickt worden. Ich war jedoch zu weit entfernt, als dass ich ihn hätte lesen können.

Auch, wenn es sich bloß um einen sechzigjährigen Mann mit zuvorkommenden Lächeln handelte, schüchterte er mich in gewisser Weise ein, denn ich fühlte mich so schrecklich fehl am Platz in diesem nach Geld strotzenden Haus.

Wie aus Reflex, versuchte ich in einem vergeblichen Versuch, ordentlich zu wirken, mein T-Shirt etwas zu richten und fuhr mir durch die Haare.

Als er mich von oben bis unten unbemerkt gemustert hatte, räusperte er sich kurz. "Oder würden Sie es begrüßen, wenn ich Sie zuerst zum nächstgelegenen Badezimmer führe, Miss?"

Der Fremde stand vor einem Wagen mit lauter Büchern darauf. Eins mit dunklem Einband hielt er in der Hand. Jetzt jedoch, legte er es zur Seite und trat auf mich zu.

Langsam nickte ich. "Ja, das wäre nett. Ich bin Beth, eine ehm.. Freundin von Jane... Nett, Sie kennenzulernen." Ich wollte höflich klingen, doch egal, wie toll diese Worte auch in meinem Kopf klangen, sie waren im Gegensatz zu diesem vornehmen Mann ein Disaster schlimmster Art.

Er hielt mir die Tür offen und deutete in einer sachten Handbewegung an, dass ich hindurchtreten sollte in den Flur.
Dort ordnete er mir an, ihm zu folgen bis wir zwei Zimmer weiter in einem Bad standen.

"Wenn sie etwas benötigen sollten, rufen Sie einfach nach mir.", Er war bereits dabei, sich umzudrehen, als er sich noch einmal mir zuwandte. "Archiebald, Miss. Mein Name lautet Archiebald."

"Danke... Archiebald.", sagte ich noch leise, er war jedoch schon verschwunden.

Vorhersehbarerweise war das Badezimmer genauso protzig und schnieke wie alles andere hier, jedoch im Gegensatz zum vorherigen Raum überraschend modern. Das Waschbecken sah so kostspielig aus, dass ich es am liebsten gar nicht benutzt hätte, aus Angst, ich könnte etwas kaputt machen.
Eine begehbare Dusche zierte die Wand zu meiner rechten. Sie war größer, als jede, die ich je gesehen hatte. Doch was mich wirklich schockte, war die Eckbadewanne. Diese hätte auch genauso gut ein kleiner Pool sein können. Schöne, marmorne Fliesen umrahmten die weiße Wanne und darüber an der Wand im Regal standen etliche Duftöle, Cremes und Badesalze.

Im hiesigen Spiegel sah mir ein Mädchen mit zotteligen Haaren und müden Augen entgegen.

Keine Überraschung.

Dunkle Schatten zierten meine Augen.
Mein Blick glitt tiefer. Ein Ohrring fehlte mir, mein Shirt war zerknittert, meine Fingernägel zeugten von ernsthaftem Kauen.

Mit gleichgültigem Blick wusch ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser und versuchte so wach zu werden. Oder zumindest so zu wirken. Mit den Fingern glitt ich durch meine Haare, um sie ein wenig zu richten.

Dann ging ich die Treppe herunter in die Küche, wo Jane an einer Reihe Küchentheken stand, ihr Rücken mir zugekehrt. Sie hielt ein Glas Orangensaft in der Hand und hielt den Kopf gesenkt.

"Ich habe nicht damit gerechnet, dass ihr eine Haushaltshilfe habt."
Klang das jetzt respektlos?
Super, der klägliche Versuch ein Gespräch zu beginnen nach dem gestern war also gescheitert..

Ihrer Stimme fehlte jegliche Gefühlsregung, als sie antwortete. "Archie ist unser Manager und er kümmert sich manchmal auch ein wenig um die Instandhaltung des Hauses."

Ich runzelte die Stirn über ihren kühlen Ton, bevor ich zu ihr herüberging und ihr eine Hand auf die Schulter legte. "Alles okey?"
Sie versteifte sich augenblicklich unter meiner Berührung und stand ganz starr. Ohne, dass sie etwas weiteres sagte, löste ich mich von ihr und drehte sie vorsichtig an der Schulter zu mir um. Kurz leistete sie Widerstand, gab ihn allerdings binnen Sekunden auf.

Sie sah mich nicht an, schien zu versuchen überall hinzuschauen außer in mein Gesicht.
Als ich ihr Kinn sanft mit einem Finger anhob, gab sie nach und blickte mich mit glasigen Augen an. In ihren Augenwinkeln hatten sich kleine Tränen gebildet, die sich nun beim Blinzeln den Weg über ihre Wangen bahnten.

Mein Herz setzte einen Schlag aus.

I'm gonna show you better || girlxgirl 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt