I'm gonna show you better || girlxgirl 18+

vierundzwanzig

Jovin unterbrach sein Vorhaben, mir Desinfektionsmittel auf die Haut zu tupfen und drehte sich zu Jane um. "Wenn du jetzt raushaust, du willst dir Partnertattoos mit ihr stechen lassen, dann muss ich dir leider eins mit dem Stuhl überbraten. Denn das ginge gegen alle meine Prinzipchen.", kündigte er mit vorwurfsvollem Blick an.

Ich lachte auf. "Aber es geht nicht gegen deine Prinzipchen", ich deutete mit den Händen Gänsefüßchen in der Luft an, "jemanden mit einem Stuhl zu vermöbeln?".

Er verdrehte die Augen und drückte mich zurück in den Sitz, aus dem ich mich erhoben hatte. Gleich darauf nahm er einen Stift zur Hand und zeichnete einen Punkt auf die Stelle, an die das Piercing sollte.

"Nein, quatsch.", meldete sich Jane wieder zu Wort. "Hier, guck selbst." Sie stand auf und kam zu mir, um mir das Heft unter die Nase zu halten, wodurch Jovin seine Arbeit noch einmal abbrechen musste und seufzend die Arme vor der Brust überkreuzte.

Es handelte sich bei dem Bild, das sie mir zeigte, um das Tattoo eines Ahornblattes, das im Herbst eine goldbraune Färbung angenommen hatte. Die Kanten des Blattes waren grazil geschwungen und die dunklen feinen Äderchen waren im Detail ausgearbeitet.

"Du kommst in einem Tattoostudio darauf, dir ein Tattoo stechen zu lassen? Das ist ja wirklich eine ausgefallene Idee."

Ich überging Jovins Kommentar einfach.
"Es ist schön.", merkte ich an. "Wirklich. Aber du magst doch eigentlich keine Tattoos? Wie kommt's?"

"Ich mag Tattoos schon, aber ich dachte eigentlich nie, ich würde mir mal eins stechen lassen." Dann lächelte sie schüchtern und murmelte etwas verlegen, sie würde mir die Geschichte dahinter nachher erzählen.
Sie wandte sich wieder Jovin zu. "Können Sie mir drei kleine davon stechen?" Sie verdrehte sich etwas und legte die Hand auf ihr Schulterblatt. "Hierhin, wenn das geht."

Jovins raues Lachen ertönte laut. "Du kannst mich ruhig dutzen. Ich halte nichts von solchen Höflichkeitsfloskeln." Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Aber klar doch. Das ist nichts, was ich nicht schaffen würde. Und jetzt, da ich eh Zeit habe, können wir das auch gleich hinter uns bringen."
Er klatschte von sich selbst überzeugt einmal in die Hände. "Ich sage ja, ich habe einen guten Riecher für sowas."

- - -

Nachdem mein Piercing gestochen war und ich Ewigkeiten damit verbracht hatte, es zu bewundern, war Jane dran. Sie war wahnsinnig aufgeregt und hibbelig, als Jovin die Haut desinfizierte und alles weitere vorbereitete. Die gesamten letzten Minuten trat sie von einem Fuß auf den anderen.
Als das Gerät mit der Nadel schließlich anfing zu summen, wurde sie jedoch so nervös, dass sie am ganzen Körper zu zittern begann. Ihr Blick wechselte immer wieder zwischen Jovins Hand und meinen Augen bis sie schließlich ohne hinzusehen nach meiner Hand tastete und sie fest umschloss. Sie war warm und bebte durch die Aufregung und ich tat mein bestes sie zu beruhigen. "Der Schmerz ist es wert. Und so schlimm ist es auch nicht.", redete ich ihr gut zu, auch wenn ihre Haut das wohlmöglich anders sah, wie sich herausstellte. Denn kaum hatte die Nadel ihre Haut berührt kniff sie die Augen zusammen und schimpfte leise mit zusammengebissenen Zähnen vor sich hin. Nach einer Weile hatte sie sich an das Gefühl gewöhnt und die Anspannung fiel etwas von ihr ab. Um sie abzulenken, sprach ich mit ihr: "Gibt es einen Grund, warum du genau das haben wolltest?"
Sie nickte zaghaft, um sich nicht zu viel zu bewegen. Um zu antworten, entließ sie ihre Unterlippe, auf die sie die ganze Zeit über gebissen hatte. "Ich habe früher immer mit meiner Familie im Herbst Spaziergänge gemacht." Sie unterbrach sich selbst, als sie zischend einatmete, versuchte gleich darauf allerdings den Schmerz zu ignorieren.
Mein erstes Tattoo hatte zwar auch Weh getan, jedoch konnte ich mich nicht entsinnen, so eine empfindliche Haut zu haben.

"Mom, Dad und ich haben immer Wetten darüber abgeschlossen, wer es schaffte das größte, schönste Blatt zu finden. Meine Mutter gewann meistens und ich war jedes einzelne Mal neidisch, aber ich habe dieses Spiel wirklich geliebt und wollte sie immer herausfordern." Bei der Erinnerung lächelte sie verträumt.

Ich nickte. "Das ist eine schöne Geschichte. Ich verstehe, warum du das Motiv ausgewählt hast."

Nach einer Weile war das Tattoo fertig und sie stellte sich vor einen an der Wand angebrachten Spiegel, um es zu betrachten.
Es war wie ein Reflex, dass ich selbst anfing zu lächeln, als sie lächelte.

Als wir später wieder im Auto saßen und fuhren, klingelte mein Handy. "Jane, kannst du rangehen? Mein Handy liegt da irgendwo bei meiner Tasche." Mit einer Hand zeigte ich blind auf den Fußraum des Beifahrersitzes. "Ich würde ja selbst rangehen," Ich zuckte mit den Schultern, "aber ich will dich nicht umbringen. 'Bin eher nicht so der Typ für Multitasking."

Sie nickte tadelnd. "Klar." und kramte mein Handy hervor.

"Hey Austin."

Ich hörte seine Stimme bis zu mir, konnte allerdings nicht recht verstehen, was er sagte.

Jane runzelte die Stirn. "Entschieden? Wofür?
Und ich bin nicht Beth." Sie kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus. "Ich bin Jane!"

Nun hörte man ihn gackern. Dann wollte er etwas wissen, woraufhin sie fragte: "Austin? Bist du betrunken?"

Sie wandte sich mir zu. "Er ist bei ein paar Freunden. Vorglühen meinte er. Er fragt, ob wir auch zu dieser Party kommen, von der die heute Mittag geredet haben."

Ich zuckte mit den Schultern. "Hast du Lust?"

Unentschlossen sah sie mich an. "Ich bin eindeutig nicht der Typ für Parties, aber wenn du unbedingt hingehen willst, würde ich mitkommen.", sagte sie schließlich.

Ich nickte zuversichtlich. "Das wird sicher cool und so wie ich Austin kenne, ist er bestimmt beleidigt, wenn ich ihm absage."

Sie nahm das Handy wieder ans Ohr und gab die Neuigkeiten an Austin weiter. Auf der anderen Seite des Hörers nahm ich Gejohle wahr, dann legte er auf.

"Dreh um, lass uns zu mir fahren. So gehe ich da nicht hin." Sie zeigte an sich herunter und ich zog die Augenbrauen zusammen.
"Was meinst du?"

Verwirrt neigte sie den Kopf zur Seite. "Sollte ich mir für eine Party denn nicht 'was schönes anziehen?"

"Soll das ein Witz sein?"