zwölf

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Lustig wie diese kleinen Mädchen immer denken, wenn sie mit jemandem im Bett schlafen, würden sie am nächsten Morgen wie im Märchen aufwachen.
Es ist warm und gemütlich unter der Decke, man ist total im Gewirr von Beinen und Armen verheddert, weil man unerwartet die ganze Nacht gekuschelt hat und nicht zu vergessen: ein warmer Atem im Nacken.

Mein Schicksal hatte sich aber natürlich wieder etwas ganz besonderes für mich ausgedacht.
Um sechs Uhr morgens klingelte mich mein Wecker aus dem Schlaf als hätte ich ein Schwerverbrechen begangen und dies wäre die Strafe.
Des weiteren stellte sich heraus, dass Jane sich die ganze Decke unter den Nagel gerissen und sich so dermaßen breitgemacht hatte, dass ich an der äußersten Kante des Bettes lag. Mein linker Arm baumelte frei neben dem Bett herum und war völlig kühl.

Beim Versuch die nervtötende Folter meines Weckers zu beenden, rutschte ich letztendlich auch noch den letzten Centimeter und ruderte erschrocken mit meinen Armen, als mein Gesicht auch schon mit dem Teppich Bekanntschaft machte.

Für einen kleinen Moment war ich drauf und dran mir einfach 'Scheiß drauf' zu sagen und auf dem Boden weiterzuschlafen, doch meine Ohren hielten dieses schrille Gepiepe nicht mehr länger aus so früh morgens. Also war ich gewissermaßen gezwungen aufzustehen.

Nachdem der Wecker aus war, drehte ich mich wieder zum Bett und was sah ich? Diese Schlafmütze hatte doch tatsächlich einfach weitergeschlafen! Hatte ich hier irgendwas verpasst?! Hatte dieses Mädchen keine Ohren? Ungläubig kopfschüttelnd starrte ich sie an, bevor ich das Zimmer verließ und ins Bad ging.

Keine zwei Minuten waren mir gegönnt, als auch schon an die Tür gehämmert wurde. An der hohen Stimme, die er zwanghaft versuchte tief zu verstellen, erkannte ich, dass es mein Bruder Ben war. Ich verdrehte die Augen.

"Wie lange brauchst du denn noch?!", brüllte er.

Ich ging zur Tür und riss sie auf. "Sei gefälligst leise. Es gibt Menschen in diesem Haus, die schlafen wollen."

"Du meinst die Schnecke, die in deinem Bett liegt?", ein schelmisches Grinsen zeichnete sich in seinem Gesicht ab.

Ich verdrehte ungläubig die Augen. "Benutz nicht solche Wörter. Niemand sagt sowas! Weißt du eigentlich wie bescheuert du dich anhörst? Wie der Möchtegernplayer in 'nem 1990'ger Film."

Verflucht sei die Pubertät

Er wollte mich weiter ausfragen, doch schon bei den ersten Sätzen, die 'Freundin' und 'heiß' beinhalteten, brachte ich ihn zum Schweigen. "Sag mal, woher...Warst du in meinem Zimmer?!", fragte ich ihn erschrocken. "Du weißt genau, du hast da nichts zu suchen!"

Meine Tonlage wechselte ins wütende, doch unser Streit wurde von Jane unterbrochen, die aus meinem Zimmer getreten war und nun verschlafen im Flur bei uns stand.
"Guten Morgen.", sagte sie.

Mit dem Arm schob ich Ben zur Seite und nahm Jane an die Hand, um sie wieder in mein Zimmer zu führen.
"Morgen.", sagte ich schließlich auch mit einem warmen Lächeln, bevor ich ihr ihre Klamotten vom vorherigen Tag gab. "Sie sind über Nacht auf der Heizung getrocknet. Du kannst dich im Badezimmer umziehen."

In der Küche saß Blake bereits am Tisch, als ich Frühstück machte.

"Die Post war gerade da." Er reichte mir einen Brief.

Beim Lesen des Absenders wurde mir übel und ich legte ihn schnell, ohne dass Blake es merkte, auf die obere Kante des Kühlschranks, damit niemand ihn öffnete. Ich selbst würde mich wohl erst nach der Schule dazu überwinden können.

I'm gonna show you better || girlxgirl 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt