Saiko ( Creepypasta )

533 22 9
                                    

Wovor fürchtet sich der Mensch am meisten? Meiner Meinung nach vor Verlust.
Mein Name ist Sam Schmidt, ich bin 16 Jahre alt und Hobbyhistoriker. Mein Gespür dafür habe ich vermutlich von meinem Alten geerbt. Er ist selber ein geachteter Historiker. Das heißt, das war er.

Heute morgen ging ich wie jeden Tag auf unseren Dachboden, wo mein Vater sein Lager und Büro eingerichtet hat. Hier sammelt er alles Alte und geht jeder Spur nach, wenn er zum Beispiel mal wieder Atlantis oder Excalibur sucht.
Naja, ich ging hoch, weil der alte Mann mal wieder das ganze Wochenende durcharbeiten wollte und sich eingesperrt hatte. Warum, weiß ich nicht. Er hatte mir nur gesagt, dass er an etwas Unglaublichem dran sei.
Schon als ich die quietschenden Stufen hinaufging, hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
Es roch komisch. Nicht wie sonst nach altem Papier und Kaffee, sondern verbrannt. Aber da war noch ein anderer Geruch, der mir den Magen umdrehte. Ich stürmte die Treppe hoch.
Oben angekommen sah ich einen Haufen von Büchern, Karten und Notizen in Flammen stehen. Sofort griff ich den Feuerlöscher, den mein Vater zum Glück immer hier oben stehen hat, und löschte das Feuer.
Was war denn hier los? Hatte der Alte das getan? Nein, warum sollte er? Es roch zwar noch immer verbrannt, aber dieser andere, übelkeiterregende Geruch war jetzt noch extremer als zuvor. Mir gefror das Blut in den Adern, als mir bewusst wurde, woher ich diesen Geruch kannte.
Letztes Jahr waren mein Vater und ich bei einer Expedition in Ägypten dabei. Wir fanden eine alte Grabstätte, in der sich irgendein Verrückter mit seinen Dienern lebendig begraben ließ. Unter den Skeletten der Diener war der Boden dunkel verfärbt, weshalb man annahm, dass die Diener sich selbst töteten und ausbluten ließen. In der Grabstätte roch es nach Tod, genau wie jetzt.
Ich erschrak. Wie hatte ich ihn nur übersehen können? Da lag er. Am Boden vor seinem Schreibtisch lag mein Vater. Mit aufgeschlitztem Hals und entsetzlichen Stichwunden am ganzen Körper. Das war zu viel für mich. Ich kotzte, bis nichts mehr kam und ich einfach nur noch Luft hochwürgte, und schrie nach meiner Mutter, sie solle den Notarzt rufen. Keine Ahnung, was ich mir davon noch erhoffte.
Als Polizei und Krankenwagen kamen, wurde vom Notarzt die Vermutung ausgesprochen, dass er schon seit einigen Stunden tot war. Es wurde ein Leichenwagen angefordert, der die Leiche meines Vaters in die Pathologie brachte. Einer der Beamten sagte meiner Mutter, dass es so aussähe, als sei mein Vater Opfer eines Ritualmordes geworden. Allerdings fand die Polizei keinerlei Spuren eines Einbruchs, nur ein blutiges Messer mit den Fingerabdrücken meines Vaters. Was ebenfalls nicht ins Bild passte, war die Tatsache, dass meinem Vater Fleisch rausgerissen wurde, das im Raum verteilt lag. Die Polizisten rätselten, ob der Mörder Kannibale sein könnte, da keine andere Möglichkeit ins Bild passen würde.
Nachdem nichts weiter war, gingen sie. Ein Kriminalpsychologe wäre zu uns auf dem Weg, um uns zu betreuen.
Meine Mutter wollte nicht auf ihn warten und ging zu Oma, um sich zu beruhigen und ihr zu erzählen, was passiert ist.
Ich sitze immer noch draußen im Gras und versinke in einer Mischung aus Verzweiflung, Verwirrung und einfacher Ungläubigkeit. Das kann nicht wahr sein. Ich fühle mich wie betäubt und aus der Realität geschossen, meine Gedanken driften kreuz und quer ab. Ziemlich wahrscheinlich bin ich so auf diese Frage mit der Furcht gekommen. Aber mein Vater würde sich niemals mit schwarzer Magie oder Satanismus beschäftigt haben. Davon bin ich fest überzeugt. Das bedeutet, dass er-

Plötzlich hatte ich das Gefühl, als ob sich mir jemand näherte. Leise, aber schnell. Aus Reflex fahr ich herum und schlag dorthin, wo ich die Person vermute.
„Hey Sa-AUA! Womit hab ich das denn verdient?”, ruft mein bester Freund Roger.
“Sorry”, entschuldigte ich mich schnell: „Was willst du denn?” - „Was ich will? Na sach mal. Polizei, Notarzt, Leichenwagen. Da will ich als Freund natürlich schauen, ob bei dir alles in Ordnung ist”, lächelt er mich an, um mich aufzumuntern. Roger und ich sind seit zwei Jahren Nachbarn, und obwohl das eine relativ kurze Zeit ist, ist er mein bester Freund, der immer für mich da ist.

Saiko-Epos I ( Creepypasta )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt