Sitze in einem kleinem Haus und trink aus meinem Flachmann. Der Boden, die Wände und auch die Couch, auf der ich sitze, haben einige schöne rote Spritzer abbekommen. Meine Füße liegen bequem auf den übereinandergelegten Leichen der Hausbesitzer. Das Licht des Fernsehers ist die einzige Beleuchtung im ganzem Haus. Man sollte meinen, dass gerade jemand wie ich diese düstere Atmosphäre und den Geruch von Blut genießen würde, aber dem ist nicht so.
Ein bisher unbekanntes Wesen greift Amerika an. Die Menschen wissen nicht, was für ein Ding das ist oder warum so viele Menschen plötzlich schreiend umfallen, aber in der Unterwelt sollte so manchen Leuten gerade das Herz in die Hose rutschen.„Er ist es… nicht wahr?“, fragt Jay mich in meinen Gedanken ängstlich. „Ja, er ist es. Something Worse, der falsche Gott. Er hat den Fluch gebrochen und stiehlt den Menschen ihre Seelen.“ Meine Hände wandern in meiner Hosentasche. Seelenruhig hole ich eine kleine, kupferne Münze hervor und schnipse sie in die Luft. Das Objekt der Gier wirbelt in der Luft und landet auf meiner Handfläche.
„Er wird dich jagen. Und nicht nur dich. Jeden, der eines der Objekte besitzt. Auch Lili“, erinnert mich Jay an das Offensichtliche. Antworte ihm aber nicht. Meine Aufmerksamkeit gilt nur der Münze. Kopf. Als wäre es ein ganz normaler Tag, stehe ich auf und verlasse das Haus.Überall auf der Straße rennen schreiende Menschen. Sie versuchen doch tatsächlich ihrem Schicksal zu entkommen. Armselig.
Immer wieder werde ich angerempelt. Die Menschen rennen ohne Sinn und Verstand weg. Auf jene, die zu Boden fallen oder klein sind, wird nicht geachtet. Nein, sie werden einfach tot getrampelt. Hier und da hört man Kinder nach ihren Eltern schreien.
Schnurstracks folge ich meinem Weg. Will zur Bar und ein wenig trinken. Wer weiß, vielleicht trifft man dort den ein oder anderen interessanten Menschen. „Was ist mit Lili? Wird es ihr gutgehen?“, schiebt mein Bruder wieder mal Panik. Verdrehe genervt die Augen und antworte: „Sie ist vermutlich bereits in einem der Bunker des Syndikats. Sie wird schon auf sich aufpassen.“ Hoffe ich…
Schon wieder werde ich angerempelt und angemacht, dass ich nicht im Weg stehen soll. Packe den Kerl, der mich angerempelt hat und schaue ihn mit einem Funkeln in den Augen an. „Du willst also fliehen? Du willst so dringend fliehen, dass du jeden, der dir im Weg ist, umrennst?“ Ziehe ihn dicht an meine Gesicht und hauch ihm die nächsten Worte entgegen: „Dann lebe mit den Konsequenzen.“ Ehe er sich wehren kann, werfe ich ihn den Fliehenden vor die Füße. Das Schreien dieses Mannes ist Musik in meinen Ohren, als die Massen über ihn hinwegrennen und ihn tottrampeln. Mit einem breitem Grinsen auf den Lippen gehe ich weiter meinen Weg, und jeder, der mich anrempelt, wird zu Boden gestoßen, damit er oder sie totgetrampelt wird.
„Wer bereit ist abzudrücken, sollte auch immer bereit sein, selber getroffen zu werden.“ - „Irgendwann wird es aber auch uns erwischen. Und dann?“ Seufze. Mein Bruder hat echt ein Talent dazu, den Augenblick zu ruinieren. „Dann sterben wir halt. Aber ich sagte es bereits, mein Leben wird vor einer Pistole oder einem Skalpell enden, und selbst dann werde ich mit allem kämpfen, was ich habe. Will schließlich nicht so abtreten wie der restliche Abschaum.“Der Ansturm an fliehenden Feiglingen scheint kein Ende zu finden. Mehr und mehr Leute rennen weg. Mehr und mehr Leute werden totgetrampelt. Und mehr und mehr Leute verlieren ihre Seelen. Endlich komme ich bei der Bar an und will sie gerade betreten, als mich plötzlich ein starker Wind erfassen und ich auf den Boden der Straße aufpralle. Dieses Gefühl kenne ich. Diese Art von Wind habe ich schon mal verspürt. Damals, als Einauge mich geportet hat. Schnell springe ich auf, nur um festzustellen, dass es bereits zu spät ist. Vier Gestalten in roten Roben haben mich bereits umzingelt. Es sind Informanten, allerdings andere als Crow. Sie tragen rote Roben und haben anstelle von Rabenköpfen Harpyenköpfe auf ihren Schultern sitzen. Schaue einen der Informanten direkt an: „Das Syndikat wird es nicht gutheißen, wenn ihr einen Verbündeten angreift.“ Schweigen. Warum antworten sie nicht?
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Saiko-Epos I ( Creepypasta )
HorrorZwei Seelen. Ein Körper. Zwei Augen. Seit einiger Zeit lebt er unerkannt im Schatten der Geschichte, doch nun tritt er aus dem Schatten. Was haben Roger und Jay schon erlebt und was hat die Zeit für Pläne mit ihm...